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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle
Autoren: Simon Borner
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Verflucht, er musste ihn finden! Musste mit ihm hier raus und retten, was ihnen zu retten blieb, bevor ihre gute Sache noch mehr unschuldiges Leben kostete. Bevor alles den Bach herunter ging und ihr Kampf endgültig verloren war. Der Schmächtige war eine neue Chance, eine unerhoffte Hintertür zum Sieg. Doch er blieb wie vom Erdboden verschluckt.
    Alarmsirenen dröhnten, hallten von den eng beieinanderstehenden Wänden wider und brachten Gryf fast um den Verstand. Rote Warnlampen flackerten ihr stummes »Achtung, Achtung!«, wo immer der Silbermond-Druide auf seiner blinden Jagd materialisierte, und ihr Licht spiegelte sich auf den schmucklos verputzten Betonwänden, auf dem kalten Stahl und den Gitterstäben. Auf dem Blut derer, die als Erstes gegangen waren.
    Lockdown. Es gab kein Entkommen mehr.
    Und wenn Gryf nicht bald fündig wurde, würde auch keine Hoffnung mehr übrig sein.
     
    I never had the blues, in all my life before,
    But when my baby left me at the jailhouse door.
    Oh, she left me crying, the tears rolled down her face.
    Said: ›I'd rather see you dead, boy, than in this place.‹
    Midnight Special (tradit. US-Gefängnissong)
    Kapitel 1 - Nachtgeschichten
    Zuvor
    Der Druidenvampir tobte.
    So nah war er dem Ziel gekommen, so nah der Quelle des Lebens - nur um kurz vor dem Ende seiner Queste vor einem Hindernis zu stehen, das ihm unüberwindbar schien. Zumindest auf den ersten Blick. Doch der Vampir wäre nie geworden, was er heute war, wenn er sich von Hindernissen hätte entmutigen lassen. Er war ein Clanmitglied, Teufel noch mal! In ihm ruhte die Magie eines ganzen Geschlechts. Und er würde nicht aufgeben, bis er auch die letzte Etappe seiner Reise hinter sich gebracht hatte.
    Es hieß, die Quelle werde von einer Frau bewacht, einer Hüterin. Es hieß, sie sei von atemberaubender Schönheit und Anmut. Es hieß, sie trage ein Schwert, das sich zum Kelch wandelte, sobald ein Bittsteller an ihre Wasser trat.
    Es hieß vieles.
    Der Druidenvampir war es leid, sich auf Hörensagen zu verlassen. Er wollte selbst erfahren, erleben, besitzen, was ihm als rechtmäßigem Clanmitglied gehörte und worauf er Anspruch hatte. Und niemand würde ihn aufhalten.
    Erst recht nicht dieser dahergelaufene Dämonenjäger von der Loire und sein Gefolge aus verqueren Mutanten. Ihre Zeit, so beschloss er, während er in seinem Versteck ausharrte und die Wunden ihrer letzten Begegnung verheilten, war ein für alle Mal abgelaufen…
    ***
    Huntsville, Texas
    »… denn, wenn sein Weg das nächste Mal den ihren kreuzte, würde kein Gott dieser oder jeder anderen Welt mehr etwas für sie tun können!«
    Harmlose Worte, gemurmelt von einem Schlafenden. Und doch versetzten sie Frobisher in Panik!
    Dominic Frobisher war nie ein Schisser gewesen. Er hatte Männer ermordet und ihnen in die Augen geschaut, bis der letzte Lebensfunke erloschen war. Er hatte vergewaltigt, gestohlen, betrogen - kurzum getan, was immer die jeweilige Situation von ihm verlangt hatte -, ohne mehr als einmal mit der sprichwörtlichen Wimper zu zucken. Er war ein Hai in einem Becken voller Zierfische, draußen wie drinnen. Doch nun ging selbst dem Hai die Muffe.
    Es war still geworden in der Unit, weit nach zwölf Uhr. Irgendwo wimmerte Beddingfield leise nach seiner Mutter, wie in jeder Nacht. Auch das war längst Gewohnheit. Ansonsten schliefen alle. Nahezu.
    Fahles Licht fiel durch die Gitter, die Frobishers Bereich vom Rest der Anlage trennten. Vom Gang, vom Hof und von der durch hohe Backsteinmauern vor Leuten wie ihm geschützten texanischen Außenwelt. Eine Welt, die beschlossen hatte, fortan ohne ihn auszukommen.
    Eine Welt, die ihn vergessen wollte. Vernichten.
    Die Zelle im zweiten Stock des Hochsicherheitsgefängnisses war fensterlos. Endstation auf sieben Quadratmetern. Eine Waschbecken- und Toilettenkombination aus Emaille und Stahl, ein Tisch, beides mit versenkten und überdeckelten Vierkantschrauben an der hinteren Wand befestigt. An der kahlen Zimmerdecke hingen Pin-Ups von Pamela Anderson, Megan Fox und anderen unerreichbaren Schönheiten. Frauen, die Leute wie ihn nicht einmal mit dem Arsch angesehen hätten - in der Realität. Doch die Gedanken waren ja frei. An Orten wie der Huntsville Unit waren sie das Einzige, das noch frei war.
    Pamela hing gleich neben der kleinen Lampe, die den Raum tagsüber in klinisch helles Licht tauchte und jeden Abend um Punkt 22 Uhr 30 erlosch, und hielt sich die üppige Oberweite mit beiden Händen. Eine
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