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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle
Autoren: Simon Borner
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Saris ap Llewellyn geprägt hatte. Und jedes anderen männlichen Vorfahren seiner Ahnenlinie.
    Und obwohl Patricia die Geschichte und Geschichten um die Erbfolge genau kannte und wusste, wie wichtig sie waren, kamen ihr manchmal Zweifel, ob sie und ihre Bedeutung Fluch oder Segen waren. Etwa in Nächten wie dieser, in denen beratschlagt, geplant und durchgeatmet wurde. Bis zum nächsten Angriff.
    Patricia sah aus dem Fenster über die in nächtlicher Stille daliegenden Wiesen und Felder, die das von einem magischen Schutzwall begrenzte Château umgaben und das Loiretal kennzeichneten. Menschen lebten da draußen. Menschen, die nichts von der Hölle und ihren satanischen Dienern wussten. Von machtgierigen Druidenvampiren, von augenlosen Dämonen und von der unheiligen, von Lucifuge Rofocale persönlich begründeten Tradition des Erbfolgers , die einst ein weiteres Werkzeug des Bösen gewesen war. Und es fast wieder geworden wäre.
    Es waren gute Menschen, einfach und rechtschaffen. Sie lebten in der Normalität, nicht im Abenteuer. War es nicht George Orwell, der einst schrieb, Unkenntnis sei ein Segen? Vermutlich schon, in »1984«. Nun, fand Patricia, dann waren diese Menschen eben gesegnet. Sie waren, ganz zweifelsfrei, die Glücklicheren, weil sie nicht wussten, was hinter den Kulissen ihrer vermeintlichen Wirklichkeit geschah.
    Doch Lady Patricia fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie - selbst wenn sie es wollte -, für den Fall, dass eine Märchenfee erschiene und es ihr anböte, tatsächlich mit den Unwissenden da draußen tauschen könnte.
    ***
    Irgendwo
    Was hatte er nur falsch gemacht? Wieder und wieder ging Matlock McCain, der Druidenvampir, im Geiste die Ereignisse der vergangenen Tage durch, entsann sich seiner Schritte und Schachzüge. Er hatte dem Wicht von Erbfolger die begehrte Llewellyn-Magie entzogen, hatte sich zur Burg seiner Vorfahren begeben und alles erdenklich Notwendige getan, um den Übergang zur Quelle des Lebens zu finden. Sie sollte sich für ihn öffnen, doch sie tat es nicht. Trotz allem, was er versucht und unternommen hatte.
    Und warum?
    Die Antwort auf diese unausgesprochene Frage war ebenso banal wie vernichtend: weil er - trotz allem - keiner der Auserwählten war. Weil er selbst mit Llewellyn-Magie und der mühsam erkämpften Zugehörigkeit zum Clan der Llewellyns offenbar nicht würdig war, die Schwelle zu überschreiten, die in die Sphäre der Hüterin führte.
    Wut und ein unstillbarer Hunger nach Macht und Rache ließen Matlock aufschreien. All das Leid für nichts? Der Druidenvampir legte den bleichen Kopf in den Nacken und brüllte seinen Ärger hinaus, doch es nutzte nichts. Schreien war für Kinder. Wer wirklich etwas verändern wollte, musste handeln.
    McCain ahnte, dass es mehrere Auserwählte gab. Der Erbfolger wählte unter ihnen denjenigen aus, dem er den Weg zur Quelle wies.
    Sollte es demnach also andersherum funktionieren? Was, wenn nicht der Erbfolger , sondern der Auserwählte der Schlüssel war, der das Tor zur Quelle öffnete? Was, wenn es neben der Llewellyn-Magie noch eines potenziell Unsterblichen bedurfte? Hatte sich McCain in seinem Streben auf das falsche Ziel konzentriert?
    Abermals wallte Frust in ihm auf. Unzählige Menschen, Milliarden von ihnen wandelten da draußen über den Erdball. Wie sollte er da erkennen, welcher zu den Auserwählten zählte, und welcher nichts weiter als stupides Schlachtvieh war…
    Plötzlich hielt er inne.
    Die Wucht der Erkenntnis war so stark, dass sie ihn fast von den Füßen riss. Natürlich…
    Die Lösung war so einfach, so klar. Er hatte sie die ganze Zeit besessen, ohne es zu wissen.
    Vor seinem geistigen Auge sah er noch einmal, wie dieser Dylan mit ihm in das Tor gestürzt war, damals auf dem Friedhof der Llewellyns. Es hatte sich erst geöffnet, als Dylan und diese zwielichtige Anka Crentz wie aus dem Nichts bei dem Monolithen aufgetaucht waren - und das konnte nur eines bedeuten: Mindestens einer von ihnen musste ein Auserwählter sein! Eine andere Erklärung war schlicht unmöglich.
    Er musste sie finden und sie zwingen, das Tor auch für ihn zu öffnen. Mit seiner Magie und ihrem Status würde es funktionieren! Das Ziel war nah.
    Unruhig ging er auf und ab und versuchte, seine Gedanken zu sammeln und sich auf die nächsten Schritte zu konzentrieren. Wo mochten die beiden äußerlich jung wirkenden Menschen stecken? Zwar hatten sich ihre und seine Wege in der Vergangenheit schon gekreuzt und würden es auch
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