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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle
Autoren: Simon Borner
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ohne seine Machenschaften sicherlich wieder tun, doch wollte McCain nicht auf den Zufall warten, sondern handeln. Sofort!
    Bei Zamorra , dachte er, nickte langsam und fuhr sich mit der Krallenhand über das fahle, untote Kinn. Bestimmt treiben sie sich irgendwo im Umfeld dieses lästigen Dämonenjägers herum. Ihr Pech.
    Es dürfte ein Leichtes sein, den Professor ausfindig zu machen. Wo er wohnte, hatte der Vampir ohnehin längst recherchiert, und McCains Macht genügte bestimmt, auch den lächerlichen magischen Schutzschirm, den Zamorra um sein Haus gelegt hatte, mühelos zu durchschreiten. Und wenn er erst einmal im Schlosshof des Meisters des Übersinnlichen stand… Erstaunlich, wie schnell sich eine Niederlage doch in einen Triumph verwandeln konnte.
    McCain lachte leise, während er sich ausmalte, was er als Nächstes zu tun beabsichtigte. Tatsächlich: Das Ziel war nah, näher als er gedacht hatte. Und falls es sich beim Auserwählten sogar um dieses Bürschlein namens McMour handelte… Welche Ironie! Immerhin hatte McCain selbst erst vor kurzer Zeit - und nur für kurze Zeit - den Vampirkeim in den smarten Burschen gepflanzt.
    Matlock hatte ihn in seinen Klauen gehabt, wenn auch nur kurzzeitig. Und falls McMour wirklich der Auserwählte war, dann würde er ihn sich wiederholen. Diesmal für immer.
    Und ohne Gnade.
    Kapitel 2 - Texas sehen und sterben
    Huntsville, Texas
    Man nannte es Prison City.
    Sechs staatliche Gefängnisse in ein und demselben Ort und in einem Radius von gerade mal achtzig Quadratkilometern. Huntsville lebte für den und Huntsville war der Strafvollzug - mit Herzen, Mündern und Händen. Wohin das Auge des Touristen in dieser Ortschaft blickte, stieß es auf eine Infrastruktur und eine Mentalität, die von dem Hauptarbeitgeber der 35.000-Seelen-Gemeinde mehr oder weniger direkt geprägt wurde: Uncle Sam. Es gab ein Prison Museum, in dem längst pensionierte wardens die Tradition dessen hochhielten, dem sie meist weit mehr als nur ihr berufliches Leben verschrieben hatten. Es gab Tageszeitungen, die sich nicht scheuten, mit enthusiastisch-sensationslüsternen Berichten über das tägliche Wohl und Wehe der Insassen ihre Titelseiten zu bestreiten, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Gottesfürchtige Menschen lebten hier. Sie wählten konservativ, liebten ihre Traditionen - und sie wussten, dass ein Auge ein Auge kostete, ein Zahn einen Zahn. Gott war grausam und gerecht, genau wie sie.
    Zwischen 1924 und 1964 allein waren auf »Old Sparky«, wie die erwähnten Pensionäre »ihren« elektrischen Stuhl, längst selbst ein Museumsstück, liebevoll zu nennen pflegten, dreihunderteinundsechzig Menschen hingerichtet worden. Zum Wohle des Volkes, wie es hieß. Und im Auftrag eines Bundesstaates, der sich bis in die Gegenwart daranmachte, den Kampf um die Weltspitze der Länder mit den meisten Exekutionen nicht einfach so seinen namhaften Wettbewerbern wie China oder Nordkorea zu überlassen. Eines Staates, dessen Bewohner sich in manchen Kreisen nach wie vor durch eine gewisse Cowboy-Mentalität auszeichneten und Recht und Ordnung hoch schätzten. Wunderte es da noch, dass die Inhaftierten von einst den Stuhl, auf dem ihr Leben wenig später elektrisch endete, zuvor selbst hatten zusammenzimmern müssen?
    Nein, dieses Gesicht von Texas gehörte einem Staat, der im neuen, liberalen Amerika eines Barack Obama dazu einlud, kontrovers diskutiert zu werden. Und Huntsville, »Prison City«, war seine inoffizielle Hauptstadt. Ein gefundenes Fressen für die kritisch-journalistische Presse.
    Vorausgesetzt, sie wurde überhaupt vorgelassen.
    »Verzeihen Sie, Miss, aber ich kann Sie hier nicht reinlassen.« Der Gesichtsausdruck der dicklichen Alten hinter der Panzerglasscheibe sprach dem Bedauern, das in ihren Worten lag, Hohn. »Jegliche Presseanfragen müssen über die Zentrale im Texas Department of Criminal Justice eingehen, das am Highway 75 in nördlicher Richtung…«
    Jenny Moffat ballte die Hand in der Tasche ihres Hosenanzugs zur Faust.
    »Schauen Sie bitte noch mal auf die Papiere, die ich Ihnen gegeben habe«, sagte sie und deutete auf den kleinen Stapel an Genehmigungsschreiben und Empfehlungen, der mittlerweile auf dem Schreibtisch der dicken Pförtnerin lag - natürlich unbeachtet. »Da steht alles drin, was Sie sich nur erträumen können. Legitimation, juristische Absicherungen, Versicherungen. Ich komme nicht unvorbereitet, Miss Connelly, und ich…«
    » Mrs. Connelly, bitte
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