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1258 - Der Leichen-Skandal

1258 - Der Leichen-Skandal

Titel: 1258 - Der Leichen-Skandal
Autoren: Jason Dark
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Nach Wexham verlief sich kein Tourist. Was sollte er auch hier besichtigen? Es sei denn, er schwärmte für das Gebäude, das abseits stand und so wirkte, als wäre es auf der flachen Anhöhe festgeklebt worden.
    Ein großer Bau mit Flachdach und zwei Schornsteinen, die sofort ins Auge fielen und auch aus größerer Entfernung zu sehen waren. Dieser Bau war gewissermaßen das Wahrzeichen des Ortes, aber stolz konnten die Bewohner darauf auch nicht sein, denn dieses schmucklose Gebäude beherbergte ein Krematorium.
    Dort wurden Leichen verbrannt!
    Genau aus diesem Grund waren auch einige der Bewohner der Meinung, den Tod riechen zu können.
    Darüber hatte Dick Paine bisher nur gelacht, aber er hatte diese Aussage nicht nur von einer Person gehört, sondern von mehreren. Deshalb hatte sich der Förster auf den Weg gemacht, um den Dingen auf den Grund zu gehen.
    Paine war für die Hege und Pflege der Natur verantwortlich, die einen Ring um Wexham gezogen hatte. Er liebte seinen Job. Er ging in seiner Arbeit auf, der er seit gut acht Jahren nachging. Er freute sich auf jeden Tag, denn es war für ihn keine Routine, immer wieder die Wege einzuschlagen, die ihn durch sein Revier führten.
    Mal mit dem Jeep, aber meistens zu Fuß und mit seinem Hund Rowdy, einem Tier, auf das er sich verlassen konnte. Es war kein reinrassiger Hund, sondern eine Promenadenmischung, eines Försters eigentlich nicht würdig, aber Paine und Rowdy waren im Laufe der Jahre zu einem unzertrennlichen Gespann geworden. Da konnte sich der eine auf den anderen hundertprozentig verlassen.
    Vor allem gehorchte Rowdy aufs Wort. Er tat nichts, was sein Herr nicht wollte, aber an diesem Tag war seine Unruhe so stark, dass ihn Paine an die Leine hatte nehmen müssen.
    Man kann den Tod riechen!
    Dick Paine hatte darüber gelächelt. Das tat er nicht mehr, seit sich sein treuer Begleiter so verändert hatte. Das Verhalten gefiel ihm nicht, und er hatte das Gefühl, dass Rowdy mehr roch und wahrnahm als er.
    Er ging deshalb auch nicht die Wege, sondern schlug sich quer durch das Gelände, bis zu einem Punkt hin, von dem aus er auf den Ort schauen konnte.
    Da blieb er stehen. Das Fernglas hing vor seiner Brust. Er brauchte es nicht. Ebenso wenig wie das Gewehr, das er über die rechte Schulter gehängt hatte.
    Paine war wie der typische Förster gekleidet. Die grüne wetterfeste Jacke, die dazu passende Hose und die hohen Schnürschuhe mit der trittfesten Sohle.
    Im Gegensatz zu Rowdy nahm er nichts wahr. Der Hund schnüffelte, er bewegte dabei seinen Kopf, hechelte und zerrte des Öfteren an der Leine.
    »Ruhig, mein, Freund, sei ganz ruhig. Es wird sich alles ergeben. Wir sind allein.«
    Da war der Hund anderer Ansicht. Er scharrte mit den Vorderpfoten, um seinem Herrn zu beweisen, dass dem nicht so war. Er schüttelte auch den Kopf, knurrte leise und zerrte an der Leine.
    Irgendetwas stimmte nicht…
    Paine war sich sicher. Er schob seinen grünen Hut etwas zurück, sodass mehr von seinem Gesicht zu sehen war. Die Haut zeigte eine gesunde Farbe. Ein Beweis dafür, dass sich der Mann oft in der freien Natur aufhielt. Bei ihm fiel der dunkle Oberlippenbart auf, der wie ein krummer Säbel noch zu beiden Seiten der Mundwinkel herabwuchs und erst am Kinn endete. Er hatte dunkle Augen und volles schwarzes Haar. Es war nur selten zu bändigen, aber das machte ihm nichts aus, weil es sowieso die meiste Zeit durch den Hut verdeckt wurde.
    Der Förster schaute den Hang hinab, der sehr uneben war. Steine hatten sich festgekrallt, aber auch die Wurzeln der Nadelbäume, die ihre Arme zu den verschiedenen Seiten hin wegstreckten. Einige Birken wuchsen ebenfalls auf diesem Boden, und ihre hellen Stämme wirkten wie ein Wink des Frühlings, der irgendwie in der Luft lag, was im März nichts Ungewöhnliches war.
    Rowdy zerrte an der Leine. Er wollte weg. Es sah so aus, als wollte er den Hang hinablaufen, um nach etwas zu suchen, was auf oder in ihm verborgen lag.
    War es der riechende Tod?
    Paine dachte daran, und er dachte auch an die Vorgänge, die in den letzten beiden Wochen passiert waren. Es hatte wahnsinnig viel geregnet, auch gestürmt. Sturzfluten hatten für Überschwemmungen im Land gesorgt. Stürme hatten in den Wäldern Zerstörungen angerichtet. Auch sein Revier war nicht verschont geblieben, aber die Schäden an den Bäumen hatten sich in Grenzen gehalten.
    Hier am Hang war es anders. Da hatten die Wassermassen die Bäume zwar nicht weggespült, aber den
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