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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami
Autoren: Susanne Picard
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verstärkt war, durch den Raum.
    Doch auf einmal hörte er einen lauten Schrei. Ärgerlich öffnete er seine Augen und sah in die schreckliche Fratze eines Menschen, der direkt vor ihm stand und in unendlichem Schrecken und Wut verzerrt war.
    ***
    Verdammt.
    Yasmina bereute in der Sekunde, in dem ihr der überraschte Aufschrei über die Lippen gekommen war, dass sie nicht besser aufgepasst hatte.
    Sie wollte nach Alphonsine greifen, als diese aufsprang und begann, aus Leibeskräften zu schreien. Doch sie bekam die Freundin nicht zu fassen. Kaum hatten sich ihre Finger um den Unterarm Alphonsines geschlossen, riss sich diese mit einer schier übermenschlichen Kraft von ihr los. Yasmina fuhr zurück, als Fonsy begann, um sich zu schlagen und dabei die Orientalistik-Studentin im Gesicht traf.
    »Hey!«, rief Yasmina überrascht. »Was soll das denn?« Erneut versuchte sie, die tobende Alphonsine davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war, solange Julie Deneuve in der Nähe war, immerhin war die ja Dämonenjägerin. Aber wo war sie überhaupt? Auf den ersten Blick konnte Yasmina sie in diesem Halbdunkel nicht entdecken. Egal, Julie wird wissen, was sie tut. Erst mal Fonsy beruhigen. Sie atmete tief durch und versuchte jetzt noch energischer, Alphonsine an den Schultern zu packen. Doch die stürmte auf die Nebelwirbel in der Schranknische zu und begann, die Form, die sich dahinter bildete, wie eine Furie anzuschreien. Yasmina war sofort hinter ihr und versuchte sie zu packen. Obwohl sie sich bei diesen Bemühungen noch zwei Püffe und eine Ohrfeige von der jetzt geradezu hysterischen Alphonsine einfing, schaffte sie es nach ein paar Sekunden, die Oberarme fest zu ergreifen und die magere junge Frau nach Kräften durchzuschütteln.
    »Hältst du jetzt mal die Klappe, Fonsy? - Hör sofort auf zu schreien, oder ich haue dir erst recht eine rein. Fonsy, hörst du mich?«
    Und Fonsy schien tatsächlich zu hören. Sie schluchzte zwar noch wild und rang nach Atem, als habe man sie gerade aus dem Wasser gezogen, doch wenigstens stand sie still. Sie starrte Yasmina aus Augen, die tief in den Höhlen lagen und weit aufgerissen waren, entsetzt an.
    Yasmina zwang sich zu einem Lächeln. Fonsy brauchte nicht zu wissen, wie sehr sie Yasmina mit diesem Anfall erschreckt hatte. »Super. So ist es schon viel besser. Ich bin da, Fonsy, hörst du? Julie ist auch hier und wir werden dich vor diesem CHAVACH, oder wie er heißt, beschützen, hörst du?«
    Doch Alphonsine hörte kaum hin. Sie atmete immer noch hörbar und zitterte jetzt am ganzen Körper. Sie starrte Yasmina an, offensichtlich aber, ohne sie zu sehen. Am liebsten hätte Yasmina sie aus diesem Zimmer ins Bad gezerrt und ihrer Freundin gleich eine Handvoll Beruhigungspillen in den Mund geschoben. Nicht gut für die Abhängigkeit, wenn sie denn eine hat , schoss es Yasmina durch den Kopf. Aber andererseits - so ein Zustand hier ist auch nicht der Knaller. Außerdem wusste sie nicht, ob es wirklich gut war, Alphonsine aus dem Beschwörungskreis herauszuholen, solange Julie noch an der Arbeit war.
    Yasmina drehte sich um, ohne Fonsy loszulassen, und suchte das Wohnzimmer mit den Augen nach Julie ab. Die Dämonenjägerin der deBlaussec-Stiftung schien verschwunden, doch dann konnte Yasmina sie entdecken: Ihre blasse, beinahe unsichtbare Gestalt stand neben dem Bücherregal in der Ecke, neben einer nebeligen Erscheinung, die jetzt deutlich Konturen angenommen hatte.
    Yasmina war sich sicher, dass sie von Anfang an recht gehabt hatte: In dieser Ecke stand der Shinigami. Julie stand davor, doch es war nicht klar erkennbar, was sie tat. Auf einmal schrie Fonsy wieder auf.
    »Lass mich los! Ein Totengeist! Ich weiß, was das ist, das ist ein Totengeist! Er will mich holen, ich habe ihn schon einmal gesehen, als der Schatten über mich kam!« Wieder begann sie, haltlos zu schreien und sich zu schütteln, als wollte sie alle Unbill, alle Angst, die sie hatte, so loswerden.
    Sie schlug so heftig um sich, dass Yasmina sie nicht mehr halten konnte. Mit einem heftigen Stoß schubste sie Yasmina an der Brust von sich weg, stürzte zum Fenster und riss es auf.
    Verflixter Mist! Yasmina erschrak zu Tode und wollte hinter ihr her und wieder nach ihr greifen und hatte sie fast erreicht, da drehte Alphonsine sich um. »Komm mir nicht zu nahe!«, kreischte sie panisch. »Komm mir nicht näher! Niemand darf mir mehr zu nahe kommen, keiner!«
    Yasmina prallte zurück, als wäre sie gegen eine
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