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Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas

Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas

Titel: Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel. Sitten der Tobas.  
     
      Einen Tag Ruhe mitten im südamerikanischen Urwald als Gäste eines fast unberührten Indianerstammes, das war so recht etwas für uns, zumal Calcalet, Huaina und Matchu, die Männer, die uns bei unserem Unternehmen hätten gefährlich werden können, (Siehe Band 53.) nicht mehr am Leben waren.  
      Als wir am Morgen aus der Hütte traten, sagte ich zu Rolf:  
      „Wie eigenartig ist es doch, wir sind jetzt Gäste dieses Stammes, der sich so feindlich gegen alle Europäer verhält, — und nur, weil unser Pongo die Häuptlingstochter Oro vor dem Jaguar gerettet hat. Ich bin gespannt, ob wir noch mehr über die Sitten unserer Gastgeber erfahren werden."  
      Rolf blickte, während ich dies sagte, an mir vorbei, deutete dann vorwärts und sagte:  
      „Wie mir scheint, werden wir sofort etwas sehr Interessantes sehen, anscheinend ein Begräbnis."  
      Die uns angewiesene Hütte lag am Rande des Dorfes, wir hatten eine weite Aussicht über die Ebene, an deren Rand sich die Ansiedlung der Tobas befand. Es war eine echte Pampas-Steppe, die sich weithin erstreckte. Rechter Hand war die Gegend wellig und sandig, ohne jede Vegetation, und dort, vielleicht hundert Meter vom Dorf entfernt, sahen wir mehrere Tobas damit beschäftigt, ein tiefes Loch zu graben.  
      Langsam gingen wir hin. Die Indianer ließen sich In ihrer Arbeit gar nicht stören und gruben weiter an einem kreisrunden Loch von mäßigem Umfang. Ich sagte zu Rolf:  
      „Ein Begräbnis meinst du? Das kann ich nicht glauben; dann würden sie doch ein regelrechtes Grab auswerfen. Und wir haben ja schon gehört, daß sie ihre Toten meist von Ameisen verzehren lassen, damit nicht Gürteltiere die Körper aus der Erde scharren. Dieses Loch muß aber eine andere Bedeutung haben. Sieh einmal, diese beiden Indianer fertigen ja einen regelrechten Deckel an, sicher zum schließen des Loches."  
      Mit diesen Worten trat ich auf die beiden jungen Indianer zu, die aus Ton einen runden Deckel formten, der denselben Durchmesser hatte wie das Loch, das ihre Stammesgenossen gruben.  
      „Hm, das ist allerdings merkwürdig," meinte Rolf nachdenklich, „doch wir werden ja bald sehen, was das zu bedeuten hat."  
      Die beiden Tobas, die eifrig den Ton kneteten, ließen sich ebenso wenig in ihrer Arbeit stören wie ihre Genossen, die das Loch aushoben. Sie hatten die runde, dicke Scheibe schon fertig und versahen sie jetzt mit einem wulstigen Rand und einem Knopf in der Mitte.  
      Wir schauten ihnen kurze Zeit zu, dann wandten wir uns wieder dem Lager zu, denn wir wollten frühstücken und dann die Anfertigung der Rucksäcke überwachen, die uns die Tobas aus Hirschleder machen wollten. Die anderen waren uns ja von den furchtbaren Ameisen aufgefressen worden. (Siehe Band 53.)  
      Pongo, der durch die Rettung der Häuptlingstochter eine besondere Stellung bei den Indianern einnahm, kam uns schon entgegen.  
      „Massers essen," sagte er kurz.  
      Wir folgten ihm zur Hütte des Häuptlings, vor der ein Feuer brannte. Neben dem Häuptling saß seine Tochter Oro und der junge Toba Hua, der als einziger etwas Spanisch sprach und uns als Dolmetscher dienen mußte.  
      Es gab gebratene, karpfenähnliche, wohlschmeckende Fische, deren Gattung ich aber nicht feststellen konnte, und auch Rolf wußte sie nicht zu benennen. Hua sagte uns wohl einen Namen, den ich aber noch nie gehört hatte.  
      Nach dem Frühstück gingen wir in der Gesellschaft des Häuptlings wieder vor das Dorf zu der eigenartigen Grube. Hua, den wir über ihren Zweck befragt hatten, sagte nur, daß wir es später sehen würden.  
      Unsere Neugier war durch diese Andeutung natürlich aufs äußerste gesteigert, so blieben wir neben dem Häuptling und einigen älteren Stammesmitgliedern einige Meter vor dem rätselhaften Loch stehen.  
      Aus dem Dorf kamen jetzt vier junge Indianer, die einen Greis zwischen sich führten. Der Alte wankte mühsam an uns vorüber und blieb vor dem Loch stehen. Zwei der jungen Leute legten jetzt eine Lederschlinge unter seine Arme, hoben ihn hoch und ließen ihn langsam in das Loch hinab.  
      Der eine junge Mann dirigierte die beiden, während der vierte den runden Tondeckel hochnahm. Als der Toba-Greis in dem Loch verschwunden war, preßte er den Deckel fest auf das Loch.  
      Dann wandten sich die vier Indianer gleichmütig ab und gingen ins Dorf zurück.  
      „Was soll das
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