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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami
Autoren: Susanne Picard
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wohl nur Nicole mithilfe des Dhyarras tun können, aber das Amulett würde die zitternde und übernervöse Alphonsine hoffentlich etwas beruhigen. Nicole hatte darauf geachtet, dass das Model einige, aber nicht zu viele der verschriebenen Medikamente nahm, und für einen Moment fragte sie sich, ob das Zittern Alphonsines etwas mit Entzugserscheinungen zu tun hatte. Die Ärzte hatten doch gesagt, dass sie wahrscheinlich schon länger Tabletten nahm. Vielleicht hatte sie schon vor der Geschichte mit dem Dämon damit angefangen.
    Wie auch immer, Nicole konnte nur hoffen, dass der Talisman half.
    Sie setzten Alphonsine jetzt auf den bequemen Fernsehsessel mitten im Wohnzimmer, und Yasmina, heute ganz bequem in Jeans und Schlabberrolli gekleidet, stand mit einem Stück Kreide neben ihrer Freundin. Sobald Alphonsine eingeschlafen war, würde die mit der in Weihwasser getränkten Kreide die Zeichen auf das dunkle Laminat malen, mit dem das Wohnzimmer ausgelegt war. Nicole saß außerhalb des Kreises, eine weiße Wand ohne Nischen und Schatten im Rücken, sodass sie das Zimmer im Blick hatte und CHAVACH sich nicht in einem toten Winkel ihres Blicks manifestieren und sie damit überraschen konnte.
    Nicole atmete durch und nickte Yasmina zu, die sich sofort in einen Sessel hinter Alphonsine setzte, um sie nicht zu stören. »Dann wollen wir mal!«, sagte sie betont heiter und nickte Alphonsine, die wie ein Häufchen Elend auf ihrem Stuhl saß, aufmunternd zu.
    »Was soll ich jetzt tun?«, fragte Alphonsine mit leiser und vor Angst erstickter Stimme.
    Nicole zögerte etwas, antwortete dann aber. »Nichts, Alphonsine. Versuchen Sie einfach, ein wenig zu schlafen. Sie sehen ja völlig fertig aus. Denken Sie daran, dass wir hier sind. Versuchen Sie, keine Angst zu haben. Wir passen auf. Ruhen Sie sich aus.«
    Nicole hatte keine Ahnung, ob ihre Worte halfen. Aber sie fürchtete, wenn Alphonsine nicht wenigstens versuchte, einzuschlafen, würden sie alle hier vergeblich sitzen.
    Doch sie machte sich umsonst Sorgen. Offenbar war Alphonsine so erschöpft von ihrem eigenen Zustand, dass sie, getröstet von Nicoles Worten, schon bald hinwegdämmerte. Ihr regelmäßiger und tiefer Atem zeugte davon, dass sie wirklich eingeschlafen war. Lautlos, damit sie nicht erwachte, nickte sie Yasmina zu.
    Sie konnten beginnen.
    Yasmina kniete sich hin und begann, zu zeichnen. Mit besonderer Sorgfalt malte sie dann das erste der kabbalistischen Zeichen auf den Boden. Nicole schwieg und lauschte in sich und in ihre Umgebung hinein. Draußen wurde es jetzt langsam dunkel, eine ideale Tageszeit, um in den Ecken des Zimmers, das mit vielen alten Möbeln ausgestattet war, Schatten entstehen zu lassen. Absichtlich hatten Nicole und Yasmina nur ein paar Kerzen angezündet und die Fensterläden halb geschlossen. Geheimnisvolle Dämmerung breitete sich im Zimmer aus und Nicole hatte schnell ein paar Ecken ausgemacht, in denen sich der Schatten - CHAVACH! , erinnerte sie sich selbst - hätte bilden können.
    Yasminas Sorgfältigkeit sorgte dafür, dass die Zeichnung des Sigills wesentlich länger dauerte als noch bei Prosper Leloux. Nicole nahm das dankbar zur Kenntnis. Jetzt konnten sie nur noch hoffen, dass sich der Dämon auch wirklich von Alphonsines Schlaf anlocken ließ. Vielleicht war es ja genau ihr etwas entspannterer Zustand, für den Yasmina und Nicole gesorgt hatten, der ihn heute anlockte. Immerhin schien er ja immer dann bei Alphonsine aufzutauchen, wenn diese sich nach seinen Besuchen wieder einigermaßen gefangen hatte.
    Nicole beobachtete das dunkler werdende Zimmer genauer.
    Bis jetzt hatte sich nichts getan. Alphonsine lag immer noch auf ihrem Sessel, die Knie angezogen und die Augen geschlossen, das Amulett von Nicole so fest umklammert, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Ihr Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig.
    Yasmina hatte den Kreis jetzt zu drei Vierteln fertig gemalt. Nicole schloss kurz die Augen und spürte der magischen Aura des Raumes nach.
    Nichts. Sie dachte kurz nach und stellte sich dann vor, dass der Schutzschirm, der sie umgab, ein wenig durchlässiger wurde, sodass Einflüsse von außen spürbar werden konnten. Doch immer noch nichts. Yasmina hatte sich mittlerweile in Trance gezeichnet. Am kompletten Beschwörungskreis fehlten nur noch wenige Zeichen, bis sich das Sigill geschlossen haben würde. Nicole kontrollierte wieder die Ecken. Sie waren dunkle, ideale Brutstätten für einen Dämon, der sich den
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