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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami
Autoren: Susanne Picard
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der Perioden, die er sich von dem allmächtigen Geist, der ihn - noch - im Zaum hielt, befreien konnte, um stärker zu werden. Auch jetzt schwebte er wieder über einer dieser Straßen, die nicht ganz so hell waren wie die Boulevards in dieser großen Stadt, und suchte nach einer Beute, die er fangen und an der er seine erwachenden Kräfte erproben konnte. Es dauerte nicht lang - es dauerte nie sehr lang - und er hatte ein geeignetes Opfer gefunden. Es war allein und huschte möglichst leise und unauffällig den Gehweg entlang. Immer wieder sah es sich suchend um, die Straße hinunter, als erwarte es, fortgeholt zu werden, oder als würde dort etwas kommen, das ihm Sicherheit bot.
    Er sah und spürte sofort, dass es geeignet war. Es war mutig genug, um sich zu wehren und nicht sofort aufzugeben. Menschen, die schnell aufgaben, waren ungeeignet. Außerdem mussten sie etwas Magisches an sich haben. Auch diese Bedingung wurde von diesem Wesen dort unter ihm erfüllt. Hier war also ein hervorragendes Objekt, um sich auszuprobieren.
    Er fuhr auf das Wesen herunter und hüllte es ein. Zu seinem Entzücken war es warm und lebendig, und es war wunderbar, dass die Angst, die vorher nur latent zu spüren gewesen war (eigentlich hatte ihn eher das sehr geringe magische Potenzial dieser Person angezogen), sofort erwachte und dazu führte, dass der Lebenswillen dieses Wesens begann, sich zu regen.
    CHAVACH spürte erfreut, dass allein seine Anwesenheit die Angst zu steigern schien. Er versuchte konzentriert, dieses Gefühl zu verstärken. Und es schien zu gelingen: Die Kräfte, die er selbst brauchte, um stärker zu werden, schienen sich jetzt in dem Wesen unter ihm zu potenzieren. Ja, so war es richtig, so bekam er die meiste Nahrung.
    Er verstärkte seine Präsenz noch einmal, wickelte sich dichter um dieses doch so zerbrechliche Wesen. Vorsichtig. Er wollte es nicht zerstören, dann wäre es keine Nahrung mehr gewesen. Befriedigt stellte er fest, dass das Opfer in ihm prompt reagierte: Je stärker er wurde, desto mächtiger wurde die Angst in diesem Wesen, die wiederum ihn stärkte. Wieder trieb er mit Sorgfalt diese Spirale ein wenig voran. Vielleicht klappte es dieses Mal noch besser als mit seinem letzten Opfer. Es hatte, wie die meisten vorher, schon bald aufgegeben und war gestorben und hatte CHAVACH enttäuscht und hungrig zurückgelassen. Diesmal musste das anders sein.
    Schon bald spürte er, dass er recht behalten sollte. Die Angst des Opfers reichte jetzt, um ihn wirklich zu stärken. Er war begeistert. Zum ersten Mal hatte er hier ein Wesen vor sich, das seine Nahrungsaufnahme überleben konnte! Er musste sich beherrschen, dem Wesen nicht zu viel auf einmal von dieser herrlichen Kraft abzuziehen - nicht, dass das Opfer zu schnell zusammenbrach. Das war am Anfang öfter passiert. Das war ärgerlich, denn dann musste er mit der Suche wieder von vorn beginnen, und er konnte einfach nicht absehen, wie lange er wach bleiben und gegen den herrschenden Geist, den er auch jetzt als leichte Kraft am Rand seines Bewusstseins spürte, würde ankämpfen können.
    Er musste vorsichtig und beherrscht sein.
    Die Zeit, die blieb, wollte genutzt werden.
    Auf einmal spürte er, dass sich in der Brust seines Opfers die Angst ballte und zu einem Schrei werden wollte. Sanft legte er sich über den Mund des so zerbrechlichen Wesens und drückte behutsam zu. Nicht, dass es aufhörte zu atmen, nicht, dass sein Lebenswille besiegt wurde! Noch konnten sie beide daraus schöpfen. Doch weder er noch sein Opfer durften Aufmerksamkeit erregen. Seine Nahrungsaufnahme durfte nicht gestört werden. Wieder versuchte er beinahe zärtlich, dem Wesen vor ihm die Luft zu nehmen, damit der Schrei, den es tun wollte, sich nicht Bahn brechen konnte.
    Der Schrei, der schon kurz davor gewesen war, hörbar zu werden, erstarb. Er spürte, wie er in dem Wesen zu noch größerer Angst wurde. Zufrieden nahm CHAVACH einen tiefen Zug von der Kraft, die dieses zerbrechliche Wesen vor ihm am Leben erhielt. Die Macht strömte wie Nahrung durch ihn hindurch und stärkte ihn auf wunderbare Weise. Doch das Wesen hörte zu seinem grenzenlosen Entzücken nicht auf, sich zu wehren.
    Dieses Opfer hatte Potenzial, mehr Potenzial, als er gehofft hatte. Und dieses war noch lange nicht ausgeschöpft.
    Wenn er behutsam vorging, würde er lange von diesem Wesen zehren können.
    Und das nicht nur heute.
    ***
    Alphonsine Daladier wehrte sich nur noch mechanisch gegen das kaum
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