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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami
Autoren: Susanne Picard
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schwarz- oder weißmagisch war, dieses Wesen besaß viel Macht, eine Macht, die stärker war als die so manchen Dämons, auf den der Shinigami im Laufe seines bereits Äonen dauernden Lebens getroffen war. Es schien schwarze Magie also zumindest zu beherrschen und Magie war es nun einmal, die der Shinigami in diesem Fall suchte.
    Wo soll ich nach diesem Wesen also suchen? Wonach muss ich genau Ausschau halten?
    Was ihn besonders irritierte, war ein Teil seiner Aufgabe, die ihm gestellt worden war. Er hatte nicht nur das Wesen zu suchen, das sich vom Lebenswillen der Sterbenden ernährte. Man hatte ihm auch gesagt, dass es notwendig sei, eine weiße Magierin zu finden, die ganz sicher schon von diesem Wesen gehört habe und ebenfalls hier lebe. Doch wenn diese Weißmagierin den… Dämon, wenn es denn einer war, genauso verfolgte, wie er das tat, warum hatte er sie dann noch nicht getroffen?
    Irgendetwas stimmte da nicht. Der Shinigami beschloss, systematisch vorzugehen und dachte an die unzähligen Sterbenden, die er in den letzten Wochen hier in Paris aufgesucht hatte, in dem Glauben, bei ihnen auf dieses geheimnisvolle Wesen zu stoßen. Sie hatten nur wenig miteinander gemein.
    Mehr als einmal war er bei seiner Suche auf Sterbende getroffen, die Kontakt mit einem Dämon gehabt hatten. Er war nicht überrascht davon, denn es war ja seine Absicht gewesen, Menschen zu finden, die nicht einfach nur dem Tode nahe waren und diese Welt verlassen wollten, sondern die, die durch eine andere Macht als den Tod vorzeitig dazu gezwungen wurden. Der natürliche Tod kam anders. Er kam ruhig, wurde in den meisten Fällen gewünscht und ging sanft vonstatten.
    Doch die Seelen, die mit dem Tod ihren Frieden gemacht hatten, suchte der Shinigami hier nicht. Er suchte nach Menschen, die ihr Lebensende auf unnatürliche Weise erlebten.
    Mehr als einmal hatte er geglaubt, diese besondere Macht gefunden zu haben. In dieser Beziehung hatte er fast immer ins Schwarze getroffen: Beinahe allen Sterbenden, denen er begegnet war, war durch eine höhere Macht der Lebenswille ausgesaugt worden, das immerhin hatten sie gemein.
    Da hörten die Gemeinsamkeiten in der Regel aber auch schon auf.
    Der Shinigami war auf Vampire getroffen, die Menschen bis auf den letzten Blutstropfen aussaugten, ohne sie zu einem der ihren zu machen. Er konnte das nicht verstehen, aber einige der Opfer, vornehmlich Frauen, hatten das sogar gern mit sich geschehen lassen. Sie hatten sich den Blutsaugern freiwillig in die Arme geworfen und je mehr Blut sie verloren, desto schwächer wurde ihr Körper und ihr Lebenswille, bis er schließlich ganz erstarb. Sie verschenkten sich sozusagen. Nun gut, es war in keinem Fall seine Aufgabe, den Tod zu verhindern, und noch weniger war es seine Aufgabe, das zu tun, wenn die Seele es nicht anders gewollt hatte. Doch auch wenn Vampire sich von der Lebenskraft ihrer Opfer ernährten, er war sicher, dass das Wesen, das er zu finden hatte, kein Vampir war; waren diese doch schwarzblütig. Und so ermöglichte er in den wenigen Fällen, in denen die Seele darum bat, den Übergang in die andere Welt und verschwand dann wieder.
    Dann waren da die Opfer, die leichtsinnig einen Dämon beschworen hatten und den Handel, den sie mit ihm eingegangen waren, nicht einhalten konnten oder wollten. Zu diesen kam der Shinigami umsonst - weder konnte er diesen Menschen helfen (er hätte es gar nicht tun dürfen), noch war das Wesen, das er suchte, eines, das Seelen sammelte. Es lebte und stärkte sich am Lebenswillen der Menschen, und der war am größten, wenn die Todesangst ebenfalls am größten war. An der Seele war es nicht interessiert.
    Schließlich gab es auch Menschen, die einer Krankheit zum Opfer gefallen waren oder einem Unfall, und in deren Nähe sich oft Dämonen aufhielten, um die Seele der armen Opfer zu erbeuten, bevor sie an ihren eigentlichen Bestimmungsort gelangen konnte. Doch auch hier hatte der Shinigami meist kein Glück. Ein- oder zweimal hatte er geglaubt, den Schatten zu sehen, den er suchte, aber er war so schnell wieder verschwunden, dass er das nicht mit Sicherheit sagen konnte.
    Während der Shinigami so nachdachte und nach Parallelen zwischen den Sterbenden suchte, die er hier in Paris gefunden hatte, fiel ihm ein, dass er eine Person dabei öfter gesehen hatte. Die junge Frau! Das Opfer, auf das er beim ersten Versuch gestoßen war, hatte er schon dreimal wiedergefunden. Ihre Angst war jedes Mal größer gewesen, und bei
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