Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
Anschein geben wollte, aus Schatten zu entstehen.
    CHAVACH, wo bist du? , fragte sie sich leise, als Yasmina, die den Kreis jetzt geschlossen hatte, leise anfing, ein Lied zu summen. Es war ein altes griechisch-orthodoxes Kirchenlied, das von den Erzengeln kündete, sie hatte Nicole gesagt, dass sie ihr Repertoire dahin gehend ändern würde.
    Yasmina sang das Lied leise, um Alphonsine nicht zu stören und traurig und fremdartig floss die uralte Melodie durch den Raum.
    Da. Da hinten.
    Nicole spürte auf einmal, wie eine fremde Energie durch den Raum waberte. Sie war unsichtbar, sie konnte sie nur spüren, ähnlich, wie man jetzt Yasminas leise Melodie hörte. Doch was Nicole irritierte, war die Tatsache, dass diese Energie nicht im geringsten negativ zu sein schien. Sie war allerdings auch nicht weiß oder hell. Eher… ja, grau.
    Sie konzentrierte sich auf ihren Dhyarra und schloss die Augen. Sie ließ sich von Yasminas Lied tragen und stellte sich vor, wie die magische Energie, die sie fühlte, sichtbar wurde! In grauen Rauchschwaden, wie Nebel. Als sie die Augen langsam wieder öffnete, war der Raum von Nebel durchzogen.
    Nicole nickte zufrieden, als sie das Ergebnis ihrer Mühen sah. »Gut«, murmelte sie und verfolgte mit den Blicken weiter die Bahn der erst nur ganz leichten und transparenten magischen Energien. Sie wurden mehr und mehr substanziell und schienen sich in einer Nische zwischen der Wand und einem Bücherregal zu sammeln. Doch einer Gestalt schienen sie sich noch zu verweigern, auch wenn sich die Wirbel mehr und mehr auf einen Punkt fokussierten.
    Die Konzentration fiel schwer. Nicole wunderte sich kurz, dass es sie mehr Kraft als sonst zu kosten schien, dem Dhyarra eine Vorstellung zu übermitteln. Dann fiel ihr ein, dass sie dem Kristall ja zwei Dinge gleichzeitig abverlangte: einen Dämon sichtbar werden zu lassen und sich und sie gleichzeitig vor ihm zu schützen.
    Und ich darf nicht vergessen, dass CHAVACH ein außergewöhnlich starker Dämon ist. Sie zwang sich wieder zur Konzentration und versuchte, sich das Bild eines durch Nebelschwaden statt durch Schatten entstehenden Dämons noch genauer vorzustellen.
    Auf einmal fiel Nicole auf, dass Yasminas Gesang nachgelassen und schließlich ganz aufgehört hatte. Die junge Orientalistik-Studentin sah sich fast furchtsam um. Kein Wunder. So was hat sie ja auch noch nie gesehen. Der Shinigami trat ja sofort als Samurai auf. Na ja, jetzt, wo CHAVACH sich bildet, wird wohl auch der Shinigami nicht mehr lang auf sich warten lassen.
    »Was ist das?«, hörte Nicole auf einmal ein erschrockenes Wispern. Alphonsine. Sie war aufgewacht, hatte sich aufgerichtet und sah entsetzt auf die Nebelschwaden, die durch ihr dämmeriges Wohnzimmer in die Ecke hinter dem Bücherregal zogen und die Kerzenflammen flackern ließen.
    Nicole versuchte, Alphonsines Schreckenslaute aus ihren Gedanken auszuklammern und Yasmina die Arbeit zu überlassen, ihre Freundin zu beruhigen. Sie selbst konzentrierte sich jetzt wieder auf den Wirbel von gräulichem Nebel, der in der Ecke hinter dem Bücherregal immer dichter wurde, und versuchte, ihn zu zwingen, sich zu einer Form zusammenzufinden.
    »Na los, CHAVACH. Jetzt erzähl mir nicht, dass du feige bist«, murmelte sie, als sie einen Widerstand gegen die Kraft des Dhyarras spürte. Sie strengte sich noch ein wenig an. Unwillkürlich stand sie auf und ging in Richtung der Wirbel, die sich - immer noch - weigerten, eine klar erkennbare Form anzunehmen. Nicole verstärkte noch einmal ihre Bemühungen. Ihr wurde wieder ein wenig schwindlig, auch Übelkeit stieg ihr aus dem Magen hoch, aber das war bei ihrer Konzentration - und CHAVACHs Nähe - ja auch kein Wunder.
    Auf einmal hörte sie hinter sich einen entsetzten Ausruf. »Der Samurai! Julie, sieh mal genau hin, das ist der japanische Totengeist!« Für einen Moment brach Nicoles Konzentration zusammen und sie fuhr zu Yasmina herum, die mit diesem Ruf herausgeplatzt war.
    Und wieder einmal begannen in einem Zimmer in Paris, sich die Ereignisse zu überschlagen.
    ***
    Der Shinigami spürte es genau.
    Wieder schien jemand nach ihm zu rufen. Unwiderstehlich fühlte er sich zu diesem Ort hingezogen. Zum ersten Mal, seit er hier in dieser großen Stadt angekommen war, zögerte er kurz und gehorchte ihm nicht sofort. Er hörte genauer auf diesen Ruf. Er wusste, diese Weißmagierin, die er suchte, war hier in der Stadt zugange und versuchte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Glaubte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher