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0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

Titel: 0901 - Kampf um die Schwefelklüfte
Autoren: Manfred H. Rückert
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mich, damit diese Qual endlich aufhört! Seid doch einmal im Leben gnädig!«
    Doch niemand hörte auf ihn, noch nicht einmal er selbst vernahm sein eigenes Brüllen. Millionen Füße trampelten weiter über ihn hinweg und durch das Einwirken von Lucifuge Rofocales Magie war er unfähig, das Bewusstsein zu verlieren.
    Unruhige Feuer waberten hin und her wie Äste im Wind und sorgten jeden Augenblick für neue Licht Verhältnisse. Dicker, schwarzroter Qualm quoll empor, der wie von Blut gefärbt schien und der einen Gestank mit sich führte, dass ein Mensch davon bewusstlos geworden wäre.
    Einer der im Seelenfeuer Gefangenen stolperte und fiel zu Boden. Die Personen neben ihm traten automatisch zur Seite und machten Platz. Der Gestürzte stützte sich mit den Händen ab. Gerade als er wieder aufstehen wollte, erblickte er Don Jaimes Gesicht. Für wenige Sekunde vergaß der Mann seine Schmerzen, dann stand er auf und rief: »Da unten ist einer! Der muss an unseren Qualen schuld sein! Bringt ihn um!«
    Seine Nebenleute sahen gebannt auf die im Stein gefangene Gestalt. Nachdem sie die Worte des Gestürzten verstanden hatten, traten sie mit voller Wucht gegen Don Jaimes Gesicht.
    Wieder und immer wieder. Dazu brüllten sie die schlimmsten Beleidigungen, deren sie fähig waren.
    Das Kreischen des Vampirs steigerte sich zum höchsten Diskant. Er flehte erneut an irgendjemand dort draußen, der ihn hören konnte, darum, ihn zu töten, doch niemand tat ihm den Gefallen.
    Nach wenigen Sekunden hatte das ewige Feuer wieder die Macht über die Leute im Tümpel der brennenden Seelen erlangt. Ihre Schmerzen waren dermaßen stark, dass sie nicht mehr an Don Jaime dachten und ihr ewiges Lied weiter heulten.
    Der Vampir aus der Spiegelwelt knirschte mit den Zähnen. Er hatte schon längst keine Tränen mehr, um sein Schicksal zu beweinen.
    »Warum lasst ihr mich nicht endlich sterben?«, wisperte er.
    »Weil du mir noch zu Diensten sein kannst«, vernahm er eine ultratiefe Bassstimme, von der er nicht wusste, ob er sie wirklich hörte oder nur als telepathische Botschaft erhielt.
    ***
    »Wer seinen Feind nicht kennt, der wird nicht siegen«, zitierte der schlanke, grauhaarige Chinese eine Stelle aus ›Die Kunst des Krieges‹ , dem Hauptwerk des Kriegsphilosophen Sun Zi.
    Langsam lernte er die Stärken und auch Schwächen seines Feindes kennen. Er hatte Erkundungen bei allen möglichen Leuten eingezogen und zusätzlich die teuflischen Archivare befragt. Mittlerweile war er der Fachmann in Sachen Lucifuge Rofocale. Er wusste sogar mehr über den Erzdämon, als dessen anderer Todfeind, Professor Zamorra. Vielleicht sogar mehr als Lucifuge Rofocale über sich selbst wusste.
    Fu Long setzte sich auf einen Balkon, der über dem Garten seiner Villa lag. Überall in diesem Garten blühten die Pfingstrosensträucher, die seine Gefährtin Jin Mei so geliebt hatte. Jin Mei, die dem Angriff Lucifuge Rofocales zum Opfer gefallen war, ohne dass dieser ihr die geringste Chance zu überleben gelassen hatte. Dabei hatte er sie einzig und allein aus dem Grund zur Vampirin gemacht, damit sie ewig mit ihm zusammenleben konnte. [2]
    Die Trauer um seine ermordete Geliebte war in den letzten Wochen nicht weniger geworden. Sie wurde eher noch größer. Dennoch war es nicht seine Art, zu resignieren. Jin Mei hatte ihn geliebt, sie hätte nicht gewollt, dass er um sie trauerte. Wer wirklich liebt, will nicht, dass sein Partner leidet, sondern dass es ihm gut geht.
    Und irgendwie musste das Leben ja weitergehen.
    Zudem war Fu Long für Choquai, die goldene Stadt der Vampire, verantwortlich. Choquai war eine Welt, die im Traum des Wolfsdämons Kuang-Shi bestand und in der Menschen neben Vampiren eine friedliche Existenz führen konnten. Fu Long selbst war Vampir und regierte in dieser Welt, sogar über die nur noch wenigen Tulis-Yon, Kuang-Shis ehemalige Leibwache. Bei ihnen handelte es sich um große, Furcht erregende, blutrünstige Werwölfe, mit deren Hilfe einst Kuang Shi die Herrschaft über die Dimension des Multiversums hatte antreten wollen, in der Zamorra beheimatet war.
    Liang, der alte Haushofmeister, der in den Tagen von Kuang-Shis Herrschaft seine Familie an die Tulis-Yon verloren hatte, servierte ihm Tee. Obwohl er in Gedanken versunken war, bedankte sich Fu Long bei seinem Bediensteten.
    Er blickte von der Galerie, auf der er saß und die ihm einen Ausblick auf die Stadt ermöglichte, hinüber zum winzigen Restaurant von Wen Pu. Dort saßen
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