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0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

Titel: 0901 - Kampf um die Schwefelklüfte
Autoren: Manfred H. Rückert
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Kaminzimmer eingetreten war, das im Erdgeschoss von Château Montagne lag, schräg gegenüber zwischen Eingang und Küche.
    Nicole betrachtete ihren Geliebten, der im Flackern des Feuers nur undeutlich zu erkennen war. Sie wusste, dass ihm Merlins Tod genauso nahe ging wie ihr selbst.
    Und das trotz allem, was zwischen ihnen und dem Zauberer gewesen war.
    Zamorras Zorn resultierte aus der Hilflosigkeit, mit der er der irreal anmutenden Situation gegenüber stand.
    »Verflucht sollst du sein, Lucifuge Rofocale!«, zischte der Meister des Übersinnlichen. Das Weinglas auf dem Tisch vor ihm begann zu zittern.
    Nicole trat zu Zamorra. Sie wollte ihm die Hände auf die Schultern legen, um ihn zu beruhigen, doch der Dämonenjäger war schneller.
    Das Glas explodierte, dunkelroter Wein ergoss sich über die weiße Tischdecke mit den kostbaren Stickereien. Zum Glück flogen die Splitter nur wenige Zentimeter weit, sodass sich weder Zamorra noch Nicole verletzten.
    Erschrocken fuhr Zamorra zusammen und besah sich die Sauerei, die er angerichtet hatte. Schnell deckte Nicole eine Serviette über die kleine Lache, um den Rotwein aufzusaugen.
    »Nici, du hier?«, sagte Zamorra langsam. »Ich habe dich gar nicht kommen hören.«
    »Du warst ja auch in Gedanken weit weg von hier«, antwortete die aparte Französin. Sie zeigte mit der Hand auf die Bescherung. »Anscheinend hat sich dein gesamter Zorn über das unschuldige Weinglas entladen.«
    »William soll aufräumen und eine neue Tischdecke darauf legen.« Zamorra schüttelte den Kopf über das soeben gesagte. »Du weißt, was ich meine. Ich bin total durcheinander.«
    Duval nickte, ihr ging es nicht viel anders.
    Sie nahm zwei Whiskygläser und füllte sie mit dem über 20 Jahre alten »Bowmore Islay Single Malt«, Zamorras Hausmarke, Stückpreis zu 150 Euro. Kenner genossen ihn pur und ohne Eis.
    Nicole und Zamorra waren Kenner.
    Nicole setzte sich auf den nebenan stehenden Sessel, prostete Zamorra zu und nippte an ihrem Glas. Innerhalb weniger Sekunden erfüllte sie wohlige Wärme.
    Zamorra schwenkte das Glas, roch kurz an dem Inhalt und nippte ebenfalls. Ein so teures Getränk durfte man nicht einfach so hinunterschütten, sondern man musste das Trinken als ein Ritual gestalten. Innerhalb kurzer Zeit besserte sich sein Zustand. Er wusste, das war nicht nur der Whisky, es war auch Nicoles Gegenwart, die ihm half. Die trüben Gedanken verflogen und seine gewohnte Tatkraft kehrte zurück.
    Er wusste auf einmal, was er als nächstes unternehmen musste.
    »Was hast du vor, Cheri?«, wollte Nicole Duval wissen. Sie kannte ihren Geliebten gut und wusste seinen Gesichtsausdruck so zu deuten, dass er nun einen Entschluss gefasst hatte.
    »Lucifuge Rofocale muss sterben, ehe er noch mehr von unseren Leuten gefährden kann«, antwortete Zamorra mit heiserer Stimme. Er hielt etwas in der Hand, das wie ein schwarzroter Tropfen aussah. Dabei handelte es sich um eine Teufelsträne, die Lucifuge Rofocale vor Schmerzen geweint hatte. Ein Irrwisch mit Namen Karon hatte vier dieser Tränen mitgenommen. Eine hatte er beim Kampf gegen einen Wilden geopfert, eine hatte ihm Zamorra weggenommen, sodass er nur noch zwei der magischen Tränen besaß. Zamorra fragte sich, wozu ihm die Träne nutzen konnte, aber selbst nach eingehenden Untersuchungen war er ihrem Geheimnis noch kein Stück näher gekommen.
    »Alleine dürften wir kaum in der Lage sein, den Ministerpräsidenten LUZIFERs zu besiegen«, gab Nicole zu bedenken. »Wir können ihm noch nicht einmal halbwegs Paroli bieten. Das haben wir bei seinem Angriff auf Tendyke Industries in El Paso mehr als deutlich gesehen. Wir benötigen Hilfe.«
    »Ich weiß, und derjenige, an den ich denke, hat noch weitaus mehr Grund als ich, dem Erzdämon den Hals umzudrehen«, sagte der Dämonenjäger entschlossen und steckte die Träne wieder ein. »Bloß muss ich erst einmal wissen, wie ich zu ihm gelangen kann.«
    ***
    Derjenige, dem Professor Zamorra am liebsten den Hals umgedreht hätte, lag mehr auf dem Thron der Hölle, als dass er saß. Er war sicher, dass ihn niemand in dieser entwürdigenden Haltung sah, denn das Allerunheiligste durfte niemand ohne Erlaubnis betreten, anderenfalls war sein Leben verwirkt.
    Erstaunt blickte Lucifuge Rofocale auf seinen Brustkorb. Das hatte er in den vergangenen Tagen immer wieder gemacht. Wo bei einem Menschen das Herz saß, prangte ein kreisrundes Loch, dessen Kanten hellrot aufleuchteten. Und dieses Loch ließ sich
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