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0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

Titel: 0901 - Kampf um die Schwefelklüfte
Autoren: Manfred H. Rückert
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überhaupt kein einzelnes Geräusch hätte vernehmen dürfen.
    »Wer bist du?«, wollte Don Jaime wissen. Das Getrampel der Millionen auf seinem Körper, ihr Schreien sowie seine eigenen Qualen nahm er wie hinter einem dicken Vorhang aus Watte wahr.
    »Kannst du dir das nicht denken?«, kam die Antwort in Form einer Gegenfrage.
    Don Jaime deZamorra zitterte in seinem Gefängnis vor unterdrücktem Zorn. Es war die einzige Bewegung, deren er fähig war.
    »Lucifuge Rofocale!«, stieß er mit sich überschlagender Stimme hervor. »Du bist es wirklich! Hast du mir nicht schon genug angetan? Musst du dich auch noch an meinen Qualen weiden und mich auf diese Art verhöhnen? Hau ab! Du bist der größte Dreck des gesamten Multivers…«
    Der Erzdämon stemmte die Hände in die Seiten und lachte laut auf. Es dröhnte so laut, dass Don Jaime sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte, wenn er dazu fähig gewesen wäre. Er wunderte sich nur kurz darüber, dass die Leute im Tümpel der brennenden Seelen keine Notiz vom Herrn der Hölle nahmen. Wahrscheinlich zeigte er sich nur ihm.
    »Spricht man denn so mit seinem Retter?«, tadelte Lucifuge Rofocale zum Schein. Er schüttelte das gehörnte Haupt. »Ich kann dich aber auch gerne in deinem… Domizil lassen.« Er ließ einige Sekunden vergehen und fügte einen Satz in spöttischem Tonfall hinzu: »Aber nur wenn du das wirklich willst. Es ist deine Entscheidung.«
    Don Jaime hätte in diesem Augenblick sein Leben dafür gegeben, wenn er irgendwie dazu gekommen wäre, dem Dämon das Genick zu brechen. Doch er beherrschte sich mit aller Kraft, deren er fähig war. Die unendlich klein erscheinende Chance, von hier zu entkommen, ließ ihn den sonst immer so vorlauten Mund halten.
    »Was willst du?«, fragte er langsam und betonte dabei jedes Wort. Er befand sich am Ende seiner körperlichen und geistigen Kräfte.
    »Geht doch«, anerkannte der Erzdämon Jaimes Versuch, sich zusammenzureißen. »Siehst du, es wird doch schon besser - und du erweist mir die mir zustehende Ehre.«
    Don Jaime erwiderte nichts darauf. Er hatte immer noch das Wort »Retter« im Hinterkopf und wartete darauf, was Lucifuge Rofocale ihm zu sagen hatte. Obwohl die Gesprächspause nur wenige Sekunden dauerte, kam sie Jaime wie eine Ewigkeit vor.
    »Ich erlaube dir, den Tümpel der brennenden Seelen zu verlassen, wenn du einen Auftrag für mich erledigst«, knurrte der Erzdämon schließlich.
    Don Jaime wurde hellhörig. Dennoch - etwas an Rofocales Wortwahl kam ihm eigenartig vor.
    »Muss ich nach diesem Auftrag wieder hierher zurückkehren, oder endet dann deine Erlaubnis?«, fragte er und erwartete, innerlich bebend, eine Bestätigung seiner Befürchtung.
    Wieder legte Lucifuge Rofocale eine endlos erscheinende Kunstpause ein. Don Jaime vermutete schon, dass der Dämon seine Frage als Respektlosigkeit ansah und ihn weiter schmoren ließ.
    Endlich bequemte sich Rofocale zu einer Antwort: »Wenn ich mit der Durchführung des Auftrags zufrieden bin, lasse ich dich frei!«
    Die Antwort konnte den Gefangenen nicht ganz zufrieden stellen. Der Erzdämon konnte im Zweifelsfall erklären, dass er mit Jaimes Arbeit nicht zufrieden war - und schon müsste Jaime erneut die Folter ertragen. Trotzdem schloss der Vampir die Augen, er zitterte erneut, diesmal vor Erleichterung. Sollte er versagen, würde er Selbstmord begehen, bevor ihn Rofocales Strafe ereilen konnte. Alles war besser, als an diesem Ort zu sein.
    »Was verlangst du von mir?«, wollte Jaime wissen, doch Rofocale ließ mit einer Antwort auf sich warten.
    Don Jaime fühlte zuerst, dass er angehoben wurde, dann bemerkte er Licht. Seine Leidensgenossen traten automatisch zur Seite. Doch einige hielten sich an Jaimes Stein fest, sie hofften, so dem Seelenfeuer entkommen zu können.
    Mit Flammenpeitschen bewaffnete Höllendiener schlugen auf die Bedauernswerten ein, damit sie wieder in den Tümpel fielen. Drei besonders Wagemutige hielten sich dennoch am höher schwebenden Felsen fest.
    Ein winziger Hauch der toten Zeit haftete an Jaimes Stein. Sie war dazu bestimmt, ihn aus seinem Gefängnis zu befreien. Die drei Seelen verdampften dabei wie Feuer, das vom Regen gelöscht wurde.
    Don Jaime hörte noch, wie einer der drei ein »Endlich bin ich frei!« hauchte, bevor er endgültig verging. Der Vampir war erschüttert, er konnte diese Bemerkung sehr gut nachvollziehen.
    Der Stein schwebte über dem felsigen Boden, der sich an die Tümpel anschloss. Als Jaime nach
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