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0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

Titel: 0901 - Kampf um die Schwefelklüfte
Autoren: Manfred H. Rückert
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einige Menschen und schlürften ihre Nudelschüsseln leer.
    Auch für euch trage ich die Verantwortung , ermahnte sich Fu Long in Gedanken. Ohne mich seid ihr beim nächsten Angriff von Lucifuge Rofocale verloren.
    Erstaunt bemerkte er, dass er nervös war. Er hatte ein ungutes Gefühl, seit er dem Erzdämon beim letzten Kampf hier in der Stadt zwei Finger der rechten Hand abgeschnitten hatte. Rofocales Rache dafür würde bestimmt noch erfolgen. Dass er ihn vor kurzem in Hongkong noch einmal hatte schwächen können, war für den Ministerpräsidenten LUZIFERs sicher kein Hinderungsgrund. Zwar war die Beschwörung so erfolgreich gewesen, wie der Vampir sich das hatte nur wünschen können, doch was für ein Magie- und auch was für ein Heilungspotential Lucifuge Rofocale immer noch hatte, wusste wohl nur er selbst.
    Fu Long griff in die linke Seitentasche seines schwarzen Anzugs. Als seine Hand den Hong Shi umfasste, den er seit dem letzten Versuch des Erzdämonen, ihn zu erobern, immer bei sich trug, wurde der Vampir sofort ruhiger.
    Hong Shi war chinesisch für »roter Stein«, dabei war dieses Relikt schwarz wie geronnenes, zu Stein gewordenes Blut und färbte sich erst bei der Aktivierung blutrot. Zamorra hatte den Hong Shi eine Weile besessen und hatte ihn auch benutzt. Doch als Fu Long und die Seinen vor einigen Jahren nach Choquai zurückgekehrt waren, hatte der chinesische Gelehrte den Stein mitgenommen.
    »Ich muss mich beherrschen, zum Wohle meiner Untertanen«, murmelte der Vampir. Dazu fiel ihm ein Zitat von Dao De Jin ein: Nur wer sich selbst beherrscht, kann andere beherrschen!
    Er stand auf und betrachtete die Pfingstrosensträucher, als würde er sie zum ersten Mal im Leben sehen. Jin Meis Tod war in seiner grausamen Konsequenz nur vergleichbar mit dem Mord an Xia-Ji, der Tochter seines ehemaligen Meisters Li Si-Wen, die beide vor fast 150 Jahren im Auftrag eines chinesischen Triadenbosses umgebracht worden waren. [3]
    Damals war es ihm genauso schlecht gegangen wie heute.
    »Ich sollte mich besser nicht mit so vielen trüben Gedanken befassen«, murmelte Fu Long. »Lucifuge Rofocale entkommt meiner Rache nicht. Ich muss es nur geschickt genug anfangen und nicht die gleichen Fehler wie andere vor mir machen, indem sie den Dämon unterschätzt haben.«
    Nein, Hybris war nicht seine Sache. Der Chinese nahm jeden Gegner ernst - bis er ihn schließlich besiegt hatte.
    Wenn nur Zamorra auf meiner Seite kämpfen würde , wünschte er sich. Er hatte den dämonenbekämpfenden Parapsychologen schon einmal aufgesucht und Hilfe von ihm erbeten, doch Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval hatten dankend abgelehnt. Zu zweit hätten sie auf jeden Fall eine Chance gehabt, LUZIFERs obersten Diener zu vernichten, doch Zamorra hatte bei seinem letzten Zusammentreffen ein weiteres Mal abgelehnt, mit Fu Long gegen Lucifuge Rofocale anzutreten. Aber auch das hatte er sich in Hongkong, in einem Tempel vorhersagen lassen: Zamorra würde sich kein drittes Mal weigern, mit ihm zusammenzuarbeiten.
    »Herr, verbünde dich mit Professor Zamorra«, bat ihn der alte Liang, der sehr wohl bemerkte, wie sehr Fu Long sich innerlich quälte.
    Verbünde dich mit den Feinden deines Feindes. Auch das war ein Zitat des Kriegsphilosophen Sun Zi. Ob er noch einmal versuchen sollte, Zamorra zu einem Angriff gegen den Erzdämon zu überreden?
    Fu Long schüttelte den Kopf. »Meister Liang, bisher war es Zamorra, der das nicht wollte.«
    Liang nickte betrübt. »Ich wünschte, er würde sich nicht weigern. Wenn Ihr mir die Bemerkung erlaubt, ich möchte Euch nicht verlieren.«
    Fu Long lächelte. »Ich weiß, Meister Liang. Vielleicht haben wir ja Grund zur Hoffnung.«
    Wenn der Meister des Übersinnlichen etwas nicht wollte, dann war es fast unmöglich, ihn dazu zu zwingen. Selbst Fu Longs Hinweis darauf, dass er Zamorra schon oft geholfen hatte, bewirkte bislang keine Änderung seines Verhaltens. Aber da war ja noch die Prophezeiung.
    Doch auch, wenn die nicht eintraf, würde er sich nicht entmutigen lassen. Dann musste er seinen Weg eben allein gehen.
    Für Choquai.
    Für die Leute, die bei Lucifuge Rofocales Angriff gestorben waren.
    »Für Jin Mei«, murmelte er.
    ***
    »Weil ich dir noch zu Diensten sein kann?«, murmelte Don Jaime deZamorra.
    Mit einem Schlag hatte er seine Schmerzen vergessen. Es war unglaublich! Er hatte eine Stimme gehört, obwohl er bei dem ewigen Lärm des Schmerzensgeheuls der gequälten Seelen um ihn herum
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