Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
war grob und derb. Doch was kann der Schnitzer dafür, nach welcher Art seine Puppen schlagen?«
    »Du sprichst von derjenigen, die all die blonden jungen Frauen getötet hat?« Zamorras Stimme triefte vor Verachtung. »Sie ist eine Bestie, eine eiskalte Killerin.«
    Die knochige Gestalt schüttelte den Kopf, dass die Halswirbel krachten. »Bist du nur fähig, in zwei Kategorien zu denken, Meister des Übersinnlichen? Du enttäuschst mich. Gut und böse… Die Menschen und die Dämonen… ist das alles?«
    »Ich kenne vieles, das anders ist. Wenn du meinen Ruf kennst, weißt du auch, dass ich in vielen Welten war und viele fremdartige Völker…«
    »Doch mich kennst du nicht! Niemand ist, wie ich es bin und wie meine Kinder sind. Niemand im gesamten Universum!«
    Zamorra nickte. »Das mag sein. Es mag sein, dass du und… deine Kinder nicht grundsätzlich böse sind. Doch was mich im Moment viel mehr interessiert - wie soll es weitergehen?«
    »Forsche nicht weiter nach, Dämonenjäger. Nie wieder wirst du von uns hören, für tausend Jahre nicht. Und was geht es dich an, was dann sein wird? Vielleicht existiert dann sogar diese Welt nicht mehr, weil eine neue Ordnung im Spiel der Großen Mächte angebrochen ist, wer weiß das schon… in der Hölle gärt es.«
    »Was weißt du davon?«
    »Ich beobachte, Zamorra, ich beobachte… schon lange. Lucifuge Rofocale… sogar LUZIFER selbst… die Höllenordnung und das Schicksal vieler Welten… vieles strebt Veränderungen entgegen. Es gibt genügend Dinge, um die du dich kümmern musst. Dass du auf uns gestoßen bist, war Zufall - belass es dabei. Es gibt keine Spur mehr, der du folgen kannst. Vergiss es und nimm mein aufrichtiges Bedauern entgegen für das, was deine Gefährtin erdulden musste. Sie war ein Opfer, das nicht hätte in Mitleidenschaft gezogen werden müssen. Mein Sohn war verwirrt… so verwirrt… es ist gut, dass er ausgelöscht wurde. Wie auch sein Bruder. Sie scheiterten. Das rechnete ich mit ein, deshalb erschuf ich mir drei Kinder.« Er deutete auf die zerbrochenen Hälften. »Er verwandelt sich wieder in das Holz, aus dem ich ihn schnitzte. Vergiss mich und meine Tochter, Zamorra.«
    Mit diesen Worten löste sich die dürre Gestalt auf, wie sie gekommen war.
    Aber der Meister des Übersinnlichen dachte gar nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten und zu vergessen. Viele Menschen waren gestorben, und alle schönen Worte vermochten daran nichts zu ändern.
    »Ich finde dich«, murmelte er grimmig. »Und ich weiß auch schon wie, denn du hast einen Fehler begangen…«
    ***
    Es kostete Überwindung, die beiden Teile der Holzpuppe - die beiden Leichenteile - aufzuheben und in die Mitte des Raumes zu tragen. Doch es war absolut notwendig, denn sie bildeten den Anker für das magische Ritual, das Zamorra den weiteren Weg ebnen musste.
    Der Meister des Übersinnlichen schaute sich im Raum um, aber er entdeckte nicht das, was er benötigte. Das wäre auch zu schön gewesen.
    Er eilte zu dem hohen Schrankbord und riss die Schubladen auf.
    Alle waren leer.
    Genau wie die Bretter hinter der Glasfront.
    Zamorra eilte in den anschließenden Raum und fand sich wie nicht anders erwartet in der Küche wieder. Auf der Ablage stand ein Korb, gefüllt mit Brötchen und Croissants.
    Der Anblick versetzte ihm einen Stich ins Herz, bewies er doch in seiner schlichten Einfachheit erneut, dass die Puppe mehr gewesen war als eben nur eine Puppe - sie hatte gegessen wie es lebendige Wesen, wie es Menschen eben taten.
    Neben dem Korb stand ein Glas, noch halb gefüllt mit Wasser. Eine Flasche Orangensaft stand verschlossen, aber zur Hälfte geleert daneben.
    Der Meister des Übersinnlichen zögerte. Ein ganz übles Gefühl machte sich in ihm breit. War es nicht doch besser, dem Rat des Dürren zu folgen? Vielleicht war es ein Fehler, sich in diese Vorgänge einzumischen. Der Dürre hatte recht - dies waren keine Dämonen… dies waren Menschen.
    »Nein«, sagte Zamorra laut, wie um sich selbst zu überzeugen. Er schüttelte seine Verwirrung ab. »Sie sind keine Menschen. Lebendige Wesen, aber keine Menschen.«
    Na und?, fragte eine Stimme in ihm.. Sind sie deshalb automatisch schlecht, nur weil sie anders sind?
    Doch darum ging es in diesen Momenten nicht. Zamorra wollte sie nicht bekämpfen oder vernichten… sondern finden. Sie mussten für ihre Morde zur Rechenschaft gezogen werden, auch wenn es stimmen mochte, dass sie nun, da offenbar auch die dritte, weibliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher