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0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes
Autoren: Christian Montillon
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ganz offensichtlich unter wesentlich mehr Skrupeln gelitten als der Killer vor Zamorras Augen.
    Welche Art Wesen waren diese Puppen und wie viele davon mochte es geben? Zamorra wusste von mindestens einer weiteren Killerpuppe - diejenige, die für die zweite Mordserie an den blonden Frauen verantwortlich war. Doch das schloss nicht aus, dass noch viele andere unerkannt ihr Unwesen im Verborgenen trieben. Vielleicht schon seit langer Zeit.
    Konnte es nicht sein, dass viele, die jeder für Menschen hielt - am Ende gar keine waren? Dass Kollegen, Passanten, Menschen, denen man auf der Straße begegnete… in Wirklichkeit perfektionierte Holzpuppen waren, die ihre eigene Mordserie schon lange hinter sich hatten und seitdem unerkannt in der Gesellschaft lebten? Vielleicht schon Jahre oder Jahrzehnte lang.
    Oder Jahrhunderte . Zamorra schauderte bei diesem Gedanken. Denn ob diese Puppen auf natürliche Weise altern und schließlich sterben würden, darüber gab es keine Anhaltspunkte.
    »Du hast von anderen gesprochen, die so sind wie ich«, sagte das Holzwesen. »Von einer Puppe, die auf andere Weise ihre Opfer sucht als ich.«
    »Sie lässt keine äußeren Spuren an den Toten zurück. Sie scheinen einfach zu sterben.«
    »Führe mich zu ihr.«
    »Das kann ich nicht.«
    Die Puppe fixierte ihn und verzog verächtlich die Mundwinkel. Ihre Mimik entsprach ganz und gar der eines Menschen. »Du willst es nicht.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo sie sich aufhält. Ich weiß nur, dass sie existiert, weil sie Opfer hinterlässt. Eine Mordserie, die der deinen fatal ähnelt.«
    Das Killerwesen stand auf. »Dann werde ich sie finden.«
    »Bleib zurück!«, forderte der Parapsychologe.
    Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. »Ich werde diejenigen suchen, die so sind wie ich. Gemeinsam können wir das Rätsel unserer Herkunft klären. Warum willst du mich daran hindern? Niemand wird Schaden nehmen, wenn wir versuchen herauszufinden, wer wir selbst sind.«
    »Ich lasse dich nicht gehen!«, sagte Zamorra scharf.
    Ansatzlos trat die Puppe zu.
    Zamorra schoss nicht, aus verständlichen Gründen. Und doch zögerte er einen Augenblick zu lange. Die Fußspitze erwischte seine Waffenhand. Reflexartig öffneten sich die Finger. Die Waffe polterte zu Boden und schlitterte die Stufen hinab.
    Da hatte die Puppe Zamorra längst zur Seite gestoßen und eilte selbst die Treppe nach unten.
    Der Meister des Übersinnlichen hetzte hinterher. »Bleib stehen!«
    Die Puppe wirbelte herum.
    Und das Verhängnis nahm seinen Lauf.
    Zamorra stürmte heran. Die Puppe trat auf die Waffe. Ihr Fuß rutschte zur Seite. Sie verlor das Gleichgewicht, krachte mit dem Rücken gegen das Geländer, das bereits zerrissen war.
    Der Meister des Übersinnlichen prallte gegen seinen Gegner.
    Die Puppe durchschlug glatt das Geländer und fiel rückwärts über den Absatz.
    Zamorra ruderte mit den Armen, um auf der Treppe das Gleichgewicht zu halten. Wenig elegant krachte er mit dem Hintern auf eine Stufe und glaubte, dass sein Steißbein explodierte.
    Die Puppe fiel hilflos um sich schlagend drei Meter tief. Unten krachte sie auf eine Sitzbank.
    Der Dämonenjäger hörte ein makabres Krachen und Knirschen, gemischt mit einem Splittern.
    Er quälte sich auf die Füße, sah über den Absatz.
    Die Puppe lag halb auf der Sitzbank, halb auf dem Boden einen halben Meter entfernt.
    Sie war glatt in der Mitte durchgebrochen.
    ***
    Die Puppe blieb stehen. Schweißtröpfchen bildeten sich auf ihrer Stirn. Die Erkenntnis durchzuckte sie bis in die letzten Winkel ihres Bewusstseins: Schweißtropfen!
    Nie zuvor hatte sie dies gefühlt, diesen kleinen Stich, dieses Kitzeln, als der Tropfen über die Stirn rann. Ein weiterer Schritt auf dem Weg, ein perfekter Mensch zu werden. Ein echter Mensch…
    Doch ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Jemand hatte sie angesprochen - aus ihrer Wohnung. Das hieß nichts anderes, als dass ein Eindringling auf sie wartete, der darüber hinaus die Unverschämtheit besaß, sie willkommen zu heißen!
    »Wer bist du?«, rief sie. »Was willst du? Und wie bist du hier hereingekommen?«
    »So viele Fragen?«
    Die Stimme klang tief, dumpf und wohltönend, so angenehm, dass die Puppe unwillkürlich ein Gefühl der Geborgenheit empfand. Sie musste vorsichtig sein. Niemand konnte es gut mit ihr meinen. Niemand wusste um ihre Existenz… niemand!
    Oder doch?
    Gab es vielleicht doch andere, die genauso waren wie sie? Jemand, der mehr über sie wusste? Schon
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