Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
aus seinem Körper drang und in die weibliche Puppe schmolz, verlor der Körper das Aussehen eines Menschen… wurde spröder und spröder. Mit seinen beiden abgebrochenen Gliedmaßen sah der Leib bemitleidenswert aus, doch es steckte noch immer ein mysteriöses, unheimliches Leben in ihm.
    Zamorra richtete den Strahler auf den Schnitzer oder das, was von ihm übrig war. »Beende es!«
    »Der Wechsel ist fast vollzogen… störe nicht!«
    Der Meister des Übersinnlichen ging einen Schritt vor.
    Das abgebrochene Bein raste auf ihn zu - das zersplitterte Ende würde seine Brust durchbohren…
    Er schoss. Der grell gebündelte Strahl schmetterte voll in das Puppenbruchstück, das förmlich explodierte und auflodernde Bruchstücke in alle Richtungen schickte. Flammen schlugen aus dem knochentrockenen Holz, es knackte, und Funken flogen.
    Die Puppe schrie.
    Ein letztes Nebelgespinst verließ den dürren Schnitzer-Leib, der in sich zusammenbrach und beim Aufprall zersplitterte.
    Die Bruchstücke rasten auf Zamorra zu. Es blieb ihm keine Wahl. Er schoss, wieder und wieder.
    Der Brustkorb barst.
    Der Schädel explodierte.
    Dann hämmerte etwas - ein Stück Arm an einer Schulter - auf Zamorra ein. Dumpfer Schmerz…
    Es knackte und prasselte um ihn her. Unfassbar schnell hatten die brennenden Bruchstücke das viele Holz und die verblichene Tapete in dem alten Haus entzündet. Hitze wallte dem Dämonenjäger entgegen.
    Flammen schlugen hoch, fraßen sich lodernd durch die Wohnung.
    Die weibliche Puppe, das letzte Kind des Schnitzers, schrie in dem Moment, als sie sich vollendete - der Geburtsschrei einer neuen Existenz des Schnitzers. »Der Schnitzer ist tot«, brüllte sie, »es lebe der Schnitzer!«
    Dann erfasste eine Flammenlohe ihr Bein und die Kleider begannen zu brennen.
    Zamorra stand vor dem entsetzlichen Schauspiel wie gelähmt. Was er beobachtete, war unfassbar… und noch immer wusste er nicht, was er tun sollte. Den Schnitzer endgültig vernichten - oder versuchen, ihn zu retten?
    Der Puppenkörper stand in Sekundenschnelle komplett in Flammen. Er mochte menschlich aussehen oder auch sein, aber er brannte wie Holz. Und das unfassbare Leben wich aus ihm.
    Die blonden Haare fielen büschelweise aus. Die Iriden der Augen wurden von einem Moment auf den nächsten dunkelbraun, fast schwarz… starr und hölzern.
    Über ihnen krachte etwas.
    Ein breiter Stützbalken raste herab.
    Zamorra schrie und warf sich zur Seite.
    Vor ihm donnerte es, der Boden erbebte. Die Holzdielen splitterten, etwas bohrte sich brutal schmerzend in seine Wange.
    Dann rannte die sterbende Puppe, der neue Schnitzer, als lodernde Fackel an Zamorra vorbei.
    Er drehte sich um, hetzte hinter ihr her - das Haus verwandelte sich in eine gefährliche Todesfalle. Das Feuer würde nicht mehr zu löschen sein.
    Das Gesicht des neuen Schnitzers schmolz unter der Hitze des Feuers. Alles zerlief zu einem unansehnlichen Brei, wie Farbe. Zum Vorschein kam Holz, das glühte wie Kohlen und dann in Feuerzungen verging.
    ***
    Letzte Worte im Rascheln des Feuers: »Der Kreislauf ist zerbrochen… doch bin ich die Letzte, Zamorra?«
    Dann torkelte der Meister des Übersinnlichen aus der Wohnung und ließ das Flammenchaos hinter sich.
    Epilog
    Die Wasseroberfläche glitzerte und lag völlig ruhig.
    »Morgen«, sagte Nicole Duval. »Morgen werde ich wieder schwimmen können. Dann entfernt mir der Arzt endlich diesen Verband.«
    Zamorra lachte. »Du bist froh, ihn loszuwerden? Hast du nicht gesagt, du findest ihn sexy?«
    »Sei du bloß ruhig… kümmerst dich um eine hübsche Puppe , während ich mich mit dem Arzt herumschlagen und ihm eine haarsträubende Erklärung für meine Verletzung geben musste.«
    »Herrlich«, meinte der Parapsychologe. »Wie sehr habe ich es vermisst, mit dir zu plaudern. Ohne dich in einen Einsatz zu gehen, ist einfach nicht dasselbe.«
    »Auch wenn ich dabei gewesen wäre, hätte sich dieser Fall von dem unterschieden, was wir sonst so erleben«, meinte Nicole. »Was du mir ôiber diesen Schnitzer und seinen Lebenszyklus erzählt hast, stimmt mich nachdenklich.«
    »Nicht nur dich. So sehr ich bedauere, dass er gestorben ist… so gut war es womöglich auch. Was hätten wir mit ihm gemacht, wenn er noch lebte? Hätten wir ihn gewähren lassen können? Er warf mir vor, ich würde in jedem andersartigem Wesen einen Dämonen und Feind sehen - aber war er nicht ein Feind? Er hat Menschen getötet und das kann man nicht damit entschuldigen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher