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0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes
Autoren: Christian Montillon
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über das Sand rieb. »Jedes meiner Kinder tötet anders, auf seine ganz eigene Art. Niemals hätte ich etwas so Herrliches schaffen können wie den Eishauch. Ganz allein du hast ihn kreiert, denn er ist wie du. Er entspricht deinem innersten Wesen und auch er wird in Kürze seine Perfektion erlangen. Ich bin stolz auf dich - du hast deinen Schöpfer übertroffen. Du bist mehr als ich, mehr als der Schnitzer. Der große Plan erfüllt sich.«
    »Wie töteten meine Brüder?«
    »Derjenige, der starb, wählte ein Messer - eine elegante, aber allzu menschliche Waffe. Ohne jede eigene Kreativität, wie du sie entwickelt hast, meine Tochter. Der andere wiederum zog es vor, mit einer Pistole seinen Opfern ihren Lebensfunken zu entziehen. Plump und naiv, aber das entspricht seinem Wesen. Ich kann seinen Charakter nicht beeinflussen, er ist, wie er ist. Immerhin hat er es geschafft, soweit zu kommen wie du, und…«
    Die dürre Gestalt knickte in den Knien ein und schrie auf; ein klagender, hohler und toter Laut, der den Raum bis in den letzten Winkel einnahm und erfüllte.
    »Was ist mit dir, Schnitzer?«
    »Ich muss gehen, meine Tochter. Aber ich komme bald wieder. Ich bin stolz auf dich, so stolz… warte auf mich.«
    Und der Schnitzer verwehte wie ein Nebelstreif.
    ***
    Professor Zamorra eilte die Treppe hinab.
    Er ging zu der Puppe, die ihn vorhin fast getötet hatte und deren Ende er doch bedauerte. Wie viele Fragen hatte er diesem Wesen noch stellen wollen, wie viele Probleme hätte sein Weiterleben noch aufgeworfen…
    Doch es war zerbrochen.
    Eben hatte es noch wie ein Mensch ausgesehen, nahezu perfekt, doch nun gab es keinen Zweifel mehr daran, dass es alles andere als das gewesen war. Der Tod offenbarte sein wahres Wesen.
    Kein Tropfen Blut floss aus den Körperhälften.
    Der Körper war in Höhe der Hüfte einfach zerbrochen und zersplittert, doch es sah noch immer nicht wie Holz aus, sondern wie Fleisch, wie Haut, wie zerrissene Muskeln und gebrochene Knochen.
    In dem Anblick lag etwas, das Zamorra beinahe widerwillig faszinierte.
    »Es wird nicht mehr lange so aussehen«, sagte eine tiefe, dunkle Stimme.
    Der Meister des Übersinnlichen fuhr herum. Eine dürre Gestalt stand hinter ihm, bis auf ein Tuch um die Hüften nackt und ausgemergelt wie der leibhaftige Tod. Er hatte kein Geräusch gehört - zweifellos war diese Kreatur aus dem Nichts materialisiert.
    Er rief das Amulett. Auch wenn Merlins Stern bei den Puppen keine Wirkung gezeigt hatte, konnte das bei diesem Wesen ganz anders sein. Doch auch dieses Mal blieb die Silberscheibe inaktiv.
    »Wer bist du?«, fragte Zamorra.
    »Deine Frage zeigt, dass du ein kluger Mann bist. Ganz so, wie es dein Ruf prophezeit hat, Meister des Übersinnlichen.«
    »Du kennst mich?«
    »Mein eines Kind starb, als es dich töten wollte. Ein bedauernswerter Zufall, der dich auf die Spur in diese Stadt gebracht hat. Natürlich forschte ich nach, und es war nicht schwer, einiges über dich in Erfahrung zu bringen. Doch lege Merlins Stern beiseite, Dämonenjäger. Er nützt dir nichts, und du benötigst ihn ohnehin nicht.«
    Das dürre Wesen wandte sich zu den zerbrochenen Hälften der Puppe. »Ich bitte dich um eins, Zamorra -kümmere dich nicht weiter um uns. Wir sind keine Dämonen, weder ich noch mein einziges verbliebenes Kind. Es ist nicht deine Aufgabe, uns zu suchen. Alles ist seinen Weg gegangen, wie schon so oft, und es ist fast am Ende. Niemand wird mehr sterben, für lange, lange Zeit…«
    Zamorra ließ die Worte auf sich wirken und hakte das Amulett wieder an das Silberkettchen, das er stets um den Hals trug. »Ich könnte mich zwar daran gewöhnen, von meinen Gegnern nicht zähnefletschend und mit blitzenden Klauen angegriffen zu werden, aber…«
    »Ich bin nicht dein Gegner.«
    »Ach ja?« Ungerührt zog der Parapsychologe den Strahler der DYNASTIE. »Du magst kein Höllendämon sein, aber was du bewirkst, ist eindeutig dunkelmagischer Natur und es hat für eine ganze Menge Menschen den Tod bedeutet.«
    »Ich sagte doch, es ist am Ende angekommen. Nur der letzte Akt fehlt noch, aber kein Mensch wird dabei sterben. Ich bedauere, auf dich getroffen zu sein, aber ich weiß, dass du am Tod meines Sohnes keine Schuld trägst. Lass mich mit ihm allein, damit ich um ihn trauern kann. Ich setzte große Hoffnung in ihn. Er trug einen Teil meiner Selbst. Doch nun bin ich froh, dass nicht er den letzten Akt einleiten wird, sondern meine Tochter. Sie ist würdiger als er - er
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