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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel
Autoren: Volker Krämer
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durchdringen.
    Er verlangsamte seine Schritte, blieb schließlich in gebührendem Abstand zur Kokonwand stehen. Der Ductor lauschte in sich hinein. Etwas war anders. Da war etwas, das nicht hierher gehörte!
    Die grobschlächtige Gestalt des Ductors bewegte sich plötzlich geschmeidig wie eine Raubkatze vorwärts - immer bereit, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, gleichzeitig stets fähig, sich mit einem Sprung auf einen potentiellen Feind zu stürzen. Der Mund des Ductors, sonst nur ein harter Strich, hatte sich geöffnet, ähnelte nun einem Trichter. Der Ductor war bereit, seine Klangmagie einzusetzen, die ein unglaubliches Zerstörungspotential hatte.
    Jeder, der den Ductor betrachtete, musste davon ausgehen, dass das Wesen blind sei, denn das Fehlen von Pupillen in seinen Augen ließ nur diesen Schluss zu. Doch das Wesen konnte ausgezeichnet sehen, wenn auch nicht auf konventionellem Weg. Die Magie, die ihm die Herrscher mitgegeben hatten, machte vieles möglich. Sein Blick suchte Zentimeter um Zentimeter der Wandung des Kokons nach Schwachstellen ab.
    Da war etwas… fremd, und doch irgendwie bekannt für ihn… verbunden mit einer schlechten Erinnerung… er konnte es nur ahnen, nicht erfassen…
    Es dauerte einige Augenblicke, ehe der Ductor begriff: Was er suchte… befand sich nicht innerhalb, sondern außerhalb des Kokons. Genauer gesagt an dessen Wandung. Der Ductor zögerte nun nicht länger. Es kostete ihn schon mehr Anstrengung als bei seinem letzten Ausgang, die Kokonwand zu durchdringen. Oft würde das nicht mehr möglich sein.
    Lauernd drehte er sich mehrfach um die eigene Körperachse, doch hier war weit und breit niemand zu sehen. Selbst diese Sektierergruppen, die Armakath und den Kokon anbeteten, schienen sich weit zurückgezogen zu haben. Die Ereignisse um den Sklavenmarkt am Fuß des Kokons hatten abschreckende Wirkung gehabt. Der Ductor hatte diesen Markt komplett zerstört… mitsamt den Besuchern, Sklaven und den Betreibern. Es war ein einziges Massaker gewesen.
    Dieses Ereignis hallte offenbar noch immer nach. Der Ductor konzentrierte sich auf die Kokonhülle. Und nun konnte er es sehen, ganz deutlich vor sich. Ein kreisrunder Abdruck, der sich in die Außenhülle eingeprägt hatte. Kreisrund … etwa mit dem Durchmesser einer Menschenhand… der Ductor trat nah an das Phänomen heran. Der Kokon war nahezu unzerstörbar, seine Oberfläche - auch wenn sie hier noch nicht in ihrem perfekten Endzustand existierte - konnte nicht beschädigt werden. Und doch…
    Wie eine Prägung, ein Stempel, hatte sich dieser Kreis in die Oberfläche des Kokons gefressen. Der Ductor besaß das unfehlbare Gedächtnis - er hatte diesen Kreis, der mit Symbolen, winzigen figürlichen Darstellungen und magischen Zeichen gefüllt war, bereits zuvor gesehen. In der Hand dieses verfluchten Menschen Zamorra! Das war nichts weiter als ein perfekter Abdruck seiner Waffe, die er gegen den Ductor eingesetzt hatte.
    Erst langsam begriff das Wesen, was Zamorra bezweckt hatte, als er den Abdruck hier angebracht hatte. Der Mensch hatte so etwas wie eine Wegmarkierung gesetzt, ein deutliches Zeichen, damit er exakt diesen Punkt des Kokons wiederfinden konnte. Der Ductor streckte seine rechte Hand aus, um die Einprägung abzutasten. Doch dann zog er sie rasch wieder zurück. Selbst in dem Abdruck war eine Menge weiße Magie vorhanden. Das Kribbeln in seinem Arm war ein deutlicher Beweis.
    Doch dann riskierte er es, berührte das Zeichen… und trat sofort verblüfft einen Schritt zurück. Konnte das sein? Wenn ja, dann war damit ein großes Problem für ihn gelöst. Der Ductor überlegte angestrengt, wie er nun vorgehen sollte. Natürlich konnte selbst seine Klangmagie den Kokon nicht beschädigen - also war es unmöglich, den geprägten Abdruck aus der Wandung zu lösen. Zumindest nicht auszuschneiden… aber vielleicht ging es ja anders.
    Ein hauchfeiner Strahl Klangmagie legte einen Kreis um den Abdruck - immer und immer wieder, bis sich das Zeichen zu lösen begann. Dünn wie eine Folie löste sich das Zeichen schließlich vom Kokon. Der Ductor war vorsichtig genug, die Prägung nicht direkt an sich heran kommen zu lassen. Zu stark, zu unberechenbar war die Magie, die der Folie innewohnte. Aus Klangmagie formte er ein Etui, die den Abdruck aufnehmen konnte.
    Zufrieden beobachtete der Graue, wie die wunde Oberfläche des Kokons sich binnen Sekunden erneuerte. Er hoffte, die Herrscher würden ihm diesen Eingriff nicht
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