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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel
Autoren: Volker Krämer
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Bespannung zu Boden.
    Und dann wurde aus zwei Räumen einer. Und für das Rot gab es keine Grenze mehr!
    Lea war auf die Knie gegangen, stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden ab. Doch ihr Blick fand keine Stütze, keinen Ruhepunkt. Zu viele Dinge wollten ihre Aufmerksamkeit bannen.
    Unter der relativ niedrigen Decke schwebte das graue Ding, einem Stein nicht unähnlich, mit einer Fläche von vielleicht 2,5 mal 1,5 Meter… und dieser mächtige Brocken schwebte schwerelos in 2 Meter Höhe. Das war so unlogisch, so irreal, doch der Wahnsinn hatte immer noch eine Form der Steigerung: Aus dem Stein wölbte sich ein Gesicht dem Krankenbett entgegen, das exakt unter ihm stand. Das Gesicht einer Frau, einer sehr schönen Frau, deren Teint bleich und durchsichtig erschien. Dennoch war Lea klar, dass dieses Gesicht negroide Züge trug, das war nicht zu übersehen. So wenig, wie man die beiden Fangzähne übersehen konnte, die aus ihrem Gebiss hervorragten. Ein Vampir! Die Existenz solcher Wesen hätte Lea noch vor Sekunden vehement bestritten, doch nun wurde sie von der Realität eingeholt und belehrt.
    Das Gesicht verzerrte sich schmerzhaft, als es mit gewaltiger Anstrengung versuchte, aus dem Stein zu entfliehen. Doch irgendetwas hielt es fest. Mit gnadenloser Härte! Lea ließ sich für Sekunden von der Krankenschwester ablenken, die wie versteinert auf ihrem Schemel hockte. Von alldem hier bekam sie nichts mit… sie war wie hypnotisiert.
    Das Gesicht im Stein verzerrte sich zu einer Wutfratze. Dann schrie die gefangene Vampirfrau auf. »Lass mich doch gehen… ich muss trinken. Richtig trinken! So lass mich doch…« Ob sie eine Antwort bekam, blieb Lea verborgen, doch Momente später begann der Stein sich nach unten zu bewegen. Lea ahnte, was nun kommen würde… das Rot umwallte den Stein wie fahriger Nebel, und für einen kurzen Blick konnte Lea das kreisrunde Symbol erkennen, das sich über dem Gesicht auf der körnigen Oberfläche befand.
    Dann zuckte das Gesicht nach unten, der ganze Kopf der Vampirin wurde sichtbar, der sich in die noch frische Wunde der operierten Frau vergrub.
    Lea schloss die Augen. Sie wollte schreien, doch das wagte sie nun nicht mehr. Wenn die Blutsaugerin auf sie aufmerksam wurde, dann war es aus. Die Lektorin versuchte rückwärts auf allen vieren zurück zu ihrem Bett zu gelangen… sie musste Alarm schlagen, den Notfallknopf drücken. Doch so sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr einfach nicht. Entsetzt riss sie die Augen wieder auf, als ein Wutschrei ertönte. Der Stein… er schwebte wieder langsam nach oben.
    Die Frau in dem Krankenbett war tot - keine Frage. Ihre genähte und geklammerte Wunde war offen. Ihr Blut besudelte die weißen Laken… sie war still gestorben, ohne das Bewusstsein noch einmal zu erlangen. Das Gesicht aber schrie voll kalter Wut; Lea konnte die blutverschmierten Lippen deutlich sehen.
    »Nein! Noch nicht… ich bin noch nicht fertig… ich will noch trinken. Du Vieh, warum tust du mir das an… nein, noch nicht. Noch nicht!«
    Lea spürte, wie sie die Kräfte nun endgültig verließen. Sie sank vollständig zu Boden, kämpfte gegen die Ohnmacht an, die sie packen wollte. Doch das war sinnlose Anstrengung - diesen Kampf musste sie verlieren.
    Der letzte Eindruck, den sie in ihre Bewusstlosigkeit mit sich nahm, war die Auflösung des Steins… er verschwand, wurde durchsichtig, war Sekunden danach einfach fort. Und sie hörte die wütenden und verzweifelten Schreie der Blutsaugerin.
    »Ich will trinken - ich bin die Wächterin - ich bin…«
    Dann schwanden Leas Sinne endgültig.
    ***
    Gefangen auf einer fremden Welt, einer, die von ihrer weißen Stadt längst umspannend übernommen worden war. Gefangen in diesem verfluchten Kokon, der wohl das Zeichen dafür war, dass Parom eine der acht auserwählten Welten war, die das Grundgerüst des Plans bilden sollten.
    Die Knotenwelten … was immer dies auch bedeuten mochte. Artimus van Zant wusste es nicht, noch nicht. Doch er wusste längst etwas anderes: Der Plan, und somit die, die ihn ausgeheckt hatten, war alles andere als perfekt organisiert. Die ominösen Herrscher machten Fehler auf Fehler.
    Artimus war Physiker. Kein schlechter, wie er sich selbst freundlich zugestand. Aber er war kein Wissenschaftler, der mit Scheuklappen für alles außer seinem Fachgebiet durch die Gegend lief. Er kannte sich wie kaum ein Zweiter mit Elektronik aus, hatte den Ruf, Dinge aus irgendwelchen Einzelteilen bauen zu
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