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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel
Autoren: Volker Krämer
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stand er sicher nicht auf Seiten der Mehrheit im Team, doch van Zant dachte eben so.
    Die Müdigkeit übermannte den Mann aus den Südstaaten der USA. Lakir schlief längst. Die Erschöpfung hatte ihre letzten Energien gekostet. Nur Vinca saß mit versteinertem Gesichtsausdruck neben seiner Frau. Artimus ahnte, was in dem Krieger vor sich ging.
    Der Schlaf des Physikers in Diensten von Tendyke Industries währte nur kurz, denn Vincas kräftige Arme rüttelten ihn unsanft wach.
    Van Zant blickte in die Augen Lakirs, die es sogar schon wieder schaffte, ihm ein Lächeln zu schenken.
    »Aufwachen, Artimus. Ich denke, ich habe wichtige Neuigkeiten…«
    ***
    »Alles immer hübsch unter der Decke halten, hm? Nur nicht die Behörden informieren, ja, das kennt man schon. Und dann kommt ja doch alles raus und ich muss mich mit dem Scherbenhaufen herumschlagen, mit vernichteten Beweisen, mit zerstörten Spuren. Mann, was haben Sie sich nur dabei gedacht?«
    Professor Zamorra hatte noch nie zuvor einen so devoten, so sprachlosen Chefarzt einer Klinik erlebt. Der Mann war eine Koryphäe, weit über Frankreichs Grenzen bekannt und hoch geschätzt. Jetzt allerdings ähnelte Professor Lemar einem Häuflein Elend, einem Schuljungen, der sich soeben eine heftige Standpauke eingehandelt hatte.
    Pierre Robin war in Höchstform. Der leitende Arzt der Clinique Saint Charles musste sich wohl oder übel anhören, was der Kommissar ihm zu sagen hatte. Das allerdings war nicht eben wenig. Robin hatte schon früher seine Erfahrungen machen müssen, wenn es darum ging, in Ärztekreisen, schlimmer noch: in einem Krankenhaus, zu ermitteln.
    Zamorra sah sich in dem Raum um, der zur Intensivstation der Klinik gehörte. Er fragte sich, wie Lemar und sein Ärzteteam das hier wohl hätten vertuschen wollen? Das Zimmer glich einem Schlachthaus. Blut - wohin man nur sah. Und Zamorra hatte die Befürchtung, zu wissen, wer dafür verantwortlich war.
    Doch wie? Wie konnte das sein?
    Als Pierre Robin die Geschichte beendet hatte, die ihm der Feuerwehrmann Quentin Genada erzählt hatte, lautete sein letzter Satz: »… die Blutsaugerin schrie - ›Ich will trinken - ich bin die Wächterin - ich bin… Sabeth!‹ «
    Zamorra war kalt und heiß zugleich geworden. Sabeth! Die Wächterin Armakaths, der weißen Stadt, die einem Geschwür gleich mitten in den Schwefelklüften thronte. Das konnte doch nicht sein.
    Seit der Kokon sich um Armakath gelegt hatte, war es niemandem in seinem Inneren möglich, die bis zum Himmel reichende Hülle zu verlassen. Auch Sabeth nicht. Einzig der Ductor der Stadt war noch in der Lage dazu - Zamorra war mit ihm zusammengestoßen, als er Sklaven in den Kokon verschleppen wollte. Der Parapsychologe ahnte natürlich, welches Schicksal die dort erwartete. Sabeth hatte Blutdurst.
    Und nun… wenn man denn der Story glauben wollte, die von der Frau Genadas stammte, nun befriedigte sie ihren Durst hier? Auf der Erde? Wie sollte das möglich sein?
    Einzelheiten der Geschichte deuteten natürlich auf Armakath und den Ductor hin - der graue Stein… eine Stele des Werdens ? Das lag nahe, doch wie konnte die aus dem Kokon heraus die Erde erreichen? Welche kraftvolle Verbindung bestand dort, von der Zamorra nichts ahnte?
    Natürlich hatte er die Zeitschau mit Hilfe von Merlins Stern initiiert. Der Vorgang war noch nicht so lange her, als das dies ein Problem darstellte. Geholfen hatte es nicht viel, denn wie Madame Genada ja schon gesagt hatte, war alles um den Stein und das Bett herum in einen roten Nebel getaucht. Viel mehr als vage Schatten hatte Zamorra nicht erkennen können. Als der kleine Bildschirm in der Mitte der Silberscheibe erlosch, da war Zamorra nicht schlauer als zuvor.
    Professor Lemar war dermaßen von dem kleinen Kommissar eingeschüchtert, dass er jetzt keine Informationen mehr zurückhielt. Es war so, wie Lea Genada berichtet hatte. Drei Nächte nacheinander waren hier Patienten an extremem Blutverlust verstorben, Patienten, die man als »stabil« bezeichnet hatte. Zwei davon waren Unfallopfer, die hier intensivmedizinisch versorgt worden waren, das dritte Opfer - die Frau der vergangenen Nacht - hatte eine schwere Operation am Herzen hinter sich und hatte nun hier Kraft und Ruhe schöpfen sollen.
    »Warum, bei allen Meineiden, habt Ihr das denn nicht gemeldet?« Pierre Robin stand kurz vor der Explosion seiner noch intakten Nerven. Die Antwort kam so, wie er es erwartet hatte. Professor Lemar hob hilflos die
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