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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel
Autoren: Volker Krämer
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Ductor hatte nur die eine Aufgabe innerhalb des Kokons, der sich um die weiße Stadt Armakath gelegt hatte - vom Boden der Hölle bis in den Undefinierten Himmel ohne Gestirne.
    Er - erschaffen von den Herrschern, die im Hintergrund die Fäden um die Geschehnisse aller weißen Städte zogen - war für die innere Sicherheit in Armakath zuständig. Ihm unterstanden die Praetoren, Wesen, die ihm glichen, denen er geistig und in seinen Fähigkeiten jedoch weit überlegen war. Sicher, er glich ihnen in Körpergestalt, doch wer einmal einem Ductor gegenübergestanden hatte, der würde dieses Wesen niemals vergessen… wenn er diese Begegnung denn überleben sollte.
    Der Ductor überragte die Praetoren um Haupteslänge, das war die erste Unterscheidung. Doch am drastischsten wurde die Verschiedenheit, wenn man seinen Blick suchte. Vergeblich suchte, denn man fand nur zwei leere Augenhöhlen, die wie die Tore zur ewigen Verdammnis wirkten.
    Die innere Sicherheit - im Grunde eine sinnlose Aufgabe, denn außer seinen Praetoren und ihm gab es in Armakath nur noch die Wächterin; der zu der Stadt gehörige Krieger war abtrünnig. Und sie alle warteten nun darauf, dass der Plan der Herrscher endlich in die nächste, die vielleicht entscheidende Phase treten mochte. Wo sollte die Sicherheit der Stadt also gefährdet sein?
    Doch nach Meinung des Ductors war dieser unwahrscheinliche Fall bereits eingetreten. Und Auslöser dieser Gefahr war niemand anders als die Wächterin!
    Und nur bei ihr suchte der Ductor die volle Schuld, denn bei wem sollte die sonst wohl liegen? Bei den Herrschern? Mehr als einmal hatte er sich bei diesem frevelhaften Gedanken erwischt. Er hasste sich selbst dafür, denn die Herrscher waren seine Schöpfer, seine Götter! Wie hätten sie Schuld an Unzulänglichkeiten tragen können? Nein, das war einfach unmöglich.
    Armakath, die weiße Stadt in der Hölle, gehörte zu den acht Knotenwelten, dem Grundgerüst des Plans. Eine Ehre, eine Auszeichnung… und zugleich wohl das Zeugnis dafür, dass in dieser Stadt Kraft und Perfektion herrschte. Sollte man denken…
    Wie jedoch passte die Wächterin dann hierher?
    Sie war schwach - ein Wesen, das von Unabhängigkeit weit entfernt war, eines, das stets und ständig damit beschäftigt war, wo und wann es seiner Sucht frönen konnte: Der Sucht nach Blut!
    Sabeth - die von der neuen Wurzel der Stadt gewählte Wächterin - war ein Vampir. Niemals hätte ein so abhängiges Wesen diesen so wichtigen Posten einnehmen dürfen. Warum hatte die Wurzel das nicht erkannt? Warum hatten die Herrscher nicht rechtzeitig eingegriffen? Die daraus resultierenden Probleme waren klar: Denn der Kokon duldete kein Verlassen, auch nicht für die Wächterin.
    Einzig der Ductor war dazu in der Lage - noch. Allerdings würde bald der Zeitpunkt kommen, da der Kokon sich vollständig ausgebildet hatte. Dann würde es auch dem Ductor nicht mehr möglich sein, die schützende Hülle um Armakath zu verlassen.
    Was dann folgte, war schon jetzt klar, denn die Wächterin würde ohne frisches Blut sterben und vergehen.
    Doch noch war es nicht soweit, und solange die Möglichkeit bestand, außerhalb des Kokons nach Opfern für die Wächterin Ausschau zu halten, solange war der Ductor in der Pflicht. Bei seinem letzten Ausflug jedoch war er in Schwierigkeiten geraten. Man hatte ihn angegriffen, besser gesagt war er von einer Vampirin attackiert worden. Sie hatte ihm schlussendlich nichts entgegenzusetzen gehabt, doch die Wiederholung eines solchen Vorfalls wollte er vermeiden. Besonders dann, wenn sich die beiden Menschen dort draußen vielleicht noch - oder schon wieder - aufhielten, die ihn noch zusätzlich bedrängt hatten. Sie besaßen starke Waffen, die sie ohne zu zögern einsetzten.
    Der Ductor hatte Sabeth nach diesem Mann und dieser Frau gefragt. Was er dabei über Professor Zamorra und dessen Gefährtin erfahren hatte, behagte ihm nicht. Er konnte es sich nicht leisten, irgendwelche Risiken einzugehen. Größte Vorsicht war also geboten.
    Er spürte den Unwillen, der in ihm wuchs - mit jedem Schritt, der ihn näher an die Außenwand des Kokons brachte. Sabeth brauchte Blut - und er musste es ihr beschaffen. Es bereitete ihm keinerlei Probleme, die Stelle zu finden, an der er bei seinem letzten Ausflug die Schutzhülle um Armakath verlassen hatte. Hier war der endgültige Festigungsprozess des Kokons noch nicht beendet. Darum - und nur aus diesem Grund - konnte der Ductor ihn genau hier
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