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0044 - Wir kämpften nach drei Seiten

0044 - Wir kämpften nach drei Seiten

Titel: 0044 - Wir kämpften nach drei Seiten
Autoren: Delfried Kaufmann
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Julian Greco hasste nichts so, wie die scharfe Stimme, die er jetzt hörte, als er den Telefonhörer an sein Ohr hob.
    »Die Sendung kommt morgen früh, ungefähr fünf Uhr, Fast-Point an. Holt sie ab!«
    Es knackte. Der Anrufer hatte eingehängt, ebenso ohne Gruß, wie er das Gespräch eröffnet hatte.
    Greco feuerte den Hörer in die Gabel und starrte das Telefon wütend an.
    »Alle Drecksarbeit kann ich für ihn tun«, knirschte er. »Alles, was gefährlich ist, während er in seinem Palast sitzt und kassiert.«
    »Was sagst du, Jul?«, fragte Ole Baw aus dem Hintergrund des Zimmers. Er saß in einem Sessel, hatte die Beine auf den Tisch gelegt und feilte an den Fingernägeln seiner schweren Hand herum.
    »Ach, nichts Besonderes«, antwortete Greco. »Wir müssen morgen früh Ware in Fast-Point holen.«
    »In Ordnung«, brummte Baw.
    Greco fragte sich, ob Ole wirklich nicht wusste, was es bedeutete, drei oder mehr Kisten mit Kokain nach New York zu transportieren. Der kleinste Fehler, selbst solche Zufälle wie zum Beispiel das Auftauchen einer Verkehrsstreife, konnte sie für Jahre hinter Gitter bringen. Baw schien für das Risiko kein Gefühl zu haben. Vielleicht lag das einfach daran, dass seine Intelligenz nicht ausreichte, eine andere Gefahr zu erfassen als die, die ein auf ihn gerichteter Pistolenlauf darstellte.
    Julian Greco war der Statthalter auf der Westseite, aber auch er wusste nicht, wessen Statthalter er war. Er hatte den Mann, dem die heisere Stimme gehörte, vielleicht zehnmal gesehen: Flüchtige Begegnungen, an einer Ecke, in einem Torbogen, in einer U-Bahn-Station, und immer hatte die heisere Stimme scharfe Befehle erteilt. Er wusste, dass der Mann ein schmales, scharfes Gesicht hatte, dass er einen schweren, schwarzen Wagen fuhr, dass er stets nach der letzten Mode ja fast wie ein Dandy gekleidet war, aber er kannte seinen Namen nicht. Er ließ sich einfach mit Chef ansprechen, und auch die Männer, die Greco bei ihm gesehen hatte, große, schwere Gorilla-Gestalten, nannten ihn so. Nie fiel ein Name.
    Natürlich wusste Julian Greco, dass der Chef das Haupt eines Rauschgiftringes war, aber er wusste nichts über die Art, die Größe, den Umfang der Organisation. Er führte Befehle aus, die ihn fast ausschließlich telefonisch erreichten. Wenn er Rückfragen hatte, so wählte er die Nummer LW 5 71 11, sagte seinen Namen und legte auf. Wenige Minuten später läutete sein Telefon, und der Chef war am Apparat.
    Grecos Aufgabe bestand darin, Ware zu übernehmen, zu lagern und zu warten, bis sie abgeholt wurde. Manchmal erhielt er den Befehl, zusammen mit Ole Baw und den beiden anderen Leuten, die ihm unterstellt waren, Tonio Arelli und Them Grew, irgendetwas zu tun: eine Bar zusammenzuschlagen, einem Mann eine Lektion zu erteilen, einen Gegenstand von irgendwoher irgendwohin zu transportieren.
    Einmal im Monat erhielt er mit der Post einen großen Umschlag. Darin befand sich das Geld für ihn und seine drei Kumpane. Manchmal war die Summe größer, und dann befand sich eine Anweisung dabei, wie die Prämie aufzuteilen sei.
    Greco war ein schmaler, schneller Bursche mit einem Fuchsgesicht. Er hatte ein gut funktionierendes Gehirn unter dem schwarzen Pomadenhaar, und er war auf seine Weise von einem gewaltigen Ehrgeiz besessen. Immer wieder rechnete er im Geheimen, was der Chef an dem Koks, das er schmuggeln half, verdiente. Julian kannte die Preise und er stellte rasch genug fest, dass sein Gehalt einen Bruchteil dessen ausmachte, was der Chef an einer einzigen Kiste verdienen musste. Er lauerte auf eine Gelegenheit, abzuspringen, sich selbstständig zu machen, aber noch wagte er es nicht. Die heisere Stimme jagte ihm Furcht ein, und er wusste nicht, ob Baw, Arelli und Grew sich auf seine Seite schlagen würden. Besonders bei Ole Baw war er nicht sicher, ob er nicht in Wahrheit vom Chef als Aufpasser über ihn eingesetzt worden war. So erfüllte Julian Greco nach wie vor pünktlich alle Anordnungen des Chefs, aber er wartete auf seine Chance.
    ***
    Wir vom FBI haben etwas gegen Rauschgifthändler, vielleicht mehr als gegen alle anderen Gangster. Es ist ein so verdammtes, schleichendes Gewerbe, etwas, das an Giftschlangen und widerlichen Schleim erinnert.
    Wir haben ein paarmal unter den Koksgangstern ganz schön aufgeräumt, aber es wird nun einmal an dem verfluchten Zeug zuviel verdient, als daß nicht immer wieder ein skrupelloser Bursche die Finger danach ausstreckt.
    Das Teuflische am
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