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0872 - Die Urbanen

0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen
Autoren: Volker Krämer
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wortwörtlich hervorstechendste Merkmal des Fremden allerdings war seine Nase.
    Van Zant überlegte, ob er Ähnliches bereits zuvor gesehen hatte. Ehrlich gesagt fielen ihm da nur Filme ein. Cyrano de Bergerac etwa, obwohl das Riechorgan des musischen Haudegens gegen das hier regelrecht winzig gewesen sein mochte. Aber da war noch ein Film - unzählige Male nach literarischer Vorlage neu aufgelegt. Van Zant musste grinsen, denn ihm fiel da auch ein hübscher Trickfilm ein… sie alle hatten einen gemeinsamen Helden gehabt… der jedoch eigentlich nur eine hölzerne Puppe war.
    Nüchtern betrachtet war diese Nase ein wahres Gesichtsgebirge. Am Ansatz und in ihrer Mitte breit, nach vorne hin spitz wie ein Vogelschnabel und auch so gebogen. Der schmallippige Mund des Wesens verschwand geradezu dahinter, ließ ihr schüchtern den Vortritt. Was wäre ihm auch anderes übrig geblieben?
    Doch dann begann dieser Mund zu sprechen. Die Worte kamen deutlich und verständlich bei Artimus an, auch wenn sie reichlich nasal intoniert wurden. Hätte van Zant sich darüber wundern sollen?
    »Krieger der weißen Stadt Armakath, sei gegrüßt. Hab keine Furcht, denn es liegt mir absolut und zweifellos fern, dir ein Leid zu tun.«
    Selten hatte van Zant so einen geschwollenen Unsinn gehört. Natürlich war er erschrocken - gar keine Frage!
    »Ich möchte mich zunächst höflichst bei dir vorstellen.«
    Artimus schloss kurz die Augen. Was war denn das für ein Redner? Jedenfalls einer, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ.
    »Vinca von Parom hat mich dir zugeteilt, denn er will, dass du dir der Möglichkeiten vollkommen bewusst wirst, die sich dir durch den Speer erschließen. Er trug mir auf, dir herzlichste Grüße zu übermitteln, was ich hiermit tue. Selbige auch von seiner Frau. Nicht zuletzt lässt er dir sagen, dass du auf der Hut sein musst, weil Dinge größeren Ausmaßes deiner harren könnten.«
    Doktor van Zant atmete tief durch. Zumindest die Grüße Vincas waren ja eine positive Nachricht. Vom Rest der geschwollenen Ansprache war er nicht sonderlich angetan. Was mochte es sein, das seine Vorsicht erforderte?
    Vinca sprach oft in Rätseln - wobei vieles davon ganz einfach nicht so ohne weiteres unverschlüsselt ausgesprochen werden konnte. Immer war die Furcht da, dass Informationen in falsche Ohren gelangten. Das Band der Speere hatte da seine leidvollen Erlebnisse bereits hinter sich bringen müssen.
    Van Zant versuchte seinen Blick direkt auf die Augen seines Besuchers zu richten, doch er schweifte beinahe wie ferngesteuert immer wieder zu dieser mächtigen Nase ab, die ein Eigenleben zu führen schien. Der Fliegenträger nickte Artimus beinahe huldvoll zu.
    »Doch zunächst muss ich mich dir noch vorstellen. Mein Name lautet Bee-obardtt Bealbeordobobb.« Er hielt inne, als er die abwehrend erhobenen Hände des Menschen vor sich sah. Van Zant machte ein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen.
    »Halt, halt, stopp. Eines vorweg - ich bin kein Zungenakrobat. Für dich mag dein Name ja kein Problem sein, aber für mich schon. Einigen wir uns auf…« Artimus kannte den absolut perfekten Nennnamen für den Knaben, doch er mochte hier nicht den Gepetto geben, der sich mit hölzernen Puppen herumärgerte. »Einigen wir uns auf Bebop?«
    Den Namen würde er sich bequem merken können, denn alles was mit Musik zusammenhing, war das Metier des Südstaatlers. Die 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren zwar weit vor seiner Zeit gewesen, doch was ein guter Bebop war, das wusste er durchaus.
    Im Gesicht des Dürren schien alle in Bewegung zu sein. Die Augen rollten, die Nase wanderte von links nach rechts - die schmalen Lippen murmelten unverständliche Worte. Dann fand er seine Fassung wieder.
    »Gut, wenn es denn überhaupt nicht anders durchführbar ist. Vinca von Parom hatte mir ja Andeutungen über die eher schlichte Kommunikationsfähigkeit deiner Rasse gemacht.«
    Nun war es an van Zant, erst einmal Luft zu holen. Darüber würde noch zu reden sein…
    Bebop schien sich mit seiner »Umbenennung« abgefunden zu haben. »Jedenfalls entstamme ich einem Geschlecht, das auf dem Planeten… nein, das macht nun keinen Sinn, denn den Namen meiner Heimat würdest du dir dann überhaupt nicht merken können, denn sein Klang sagt um einiges mehr aus als Erde.«
    Die folgende Kunstpause überstand van Zant mit stoischer Ruhe. Es fiel ihm nicht im Traum ein, diesem Kerl den Unfug zu erklären, der in Bandwurmnamen zu
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