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0872 - Die Urbanen

0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen
Autoren: Volker Krämer
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mehr.
    Vielleicht war das für Laertes eher unrühmliche Ende dieser Jagd also sogar die beste Lösung. Zumindest war sein Kopf nun wieder klar, wie ihm die Schmerzen im Rücken deutlich bewiesen.
    Dennoch - er brauchte nun schnellstens Blut. Nicht mehr lange, dann würde er nicht mehr dafür garantieren, den eigenen Anspruch auch einhalten zu können: Laertes war ein Vampir, doch er trank kein Menschenblut! Das war nicht vereinbar mit seiner Vision, in der Menschen und Vampire eine Koexistenz führen konnten, eine Allianz, die für beide Seiten fruchtbar sein sollte.
    Ein Traum…
    Dalius Laertes gab seinem geschundenen Körper noch einige Minuten Zeit, sich zu regenerieren. Er musste seine Kräfte bündeln, wollte er an Blut kommen… Blut eines der kleineren Tiere, die hier lebten. Vielleicht ein Rentier oder ein Vielfraß.
    Offenbar willst du ja doch noch nicht sterben… oder deine Existenz beenden denn ein untotes Wesen bist du ja schon seit langer Zeit…
    Laertes rappelte sich auf.
    Er nahm die Fährte auf, die ihn zum Blut führen würde…
    ***
    Jean Dupont war kein Mensch.
    Das war Zamorra sofort klar - mehr jedoch nicht, auch wenn er eine reichlich gewagte Theorie hatte. Irgendetwas an diesem Mann brachte eine Erinnerung in ihm zum Schwingen. Die Art, wie Dupont sich bewegte, seine Augen? Zamorra konnte es nicht sagen. Er entschied sich zu einer Taktik, wie er sich diesem angeblichen Savant nähern wollte. Eine Taktik, die sich nicht lange mit großen Vorreden aufhielt.
    »Ich glaube, ich habe Ihre Welt schon einmal gesehen. Zwar nicht durch meine eigenen Augen, sondern durch die eines Freundes, aber ich kenne sie. Es ist doch Ihre Welt, die nun von einer weißen Stadt überwuchert wird, oder?«
    Zamorra übersah den verständnislosen Blick von Frank Golar geflissentlich. Den Versuchsballon, den der Parapsychologe hier hatte steigen lassen, wollte er sicher nicht erst mit dem Sorbonne-Mann diskutieren. Er hoffte nur, dass Golar ihn gewähren ließ ohne einzuschreiten. Alles kam nun auf die Reaktion von Dupont an.
    Der Savant blickte ruhig und ohne sichtbare Reaktion in Zamorras Augen. Dann legte er den Kopf schief, was den Franzosen ein wenig an einen kleinen Hund erinnerte, der sein Herrchen nicht so wirklich verstand.
    »Weiße Stadt? Was wissen Sie von weißen Städten? Was von meiner Heimat?« Duponts Stimme klang unschuldig wie die eines Kindes. »Die weißen Städte sind Moloche, Steinmonster, die alles unter sich ersticken - wussten Sie auch das?«
    Das war so viel mehr als Zamorra erhofft hatte. Dupont schien jedoch sofort wieder in seiner eigenen Kopfwelt versunken zu sein. Mit einem Rötelstift begann er Details an einem gezeichneten Gebäude zu verfeinern. Zamorra und Golar hatte er vergessen, sie existierten nicht mehr für ihn.
    »Was soll das? Warum stellst du dem Mann so seltsame Fragen? Hatten wir nicht vereinbart…«
    Zamorra unterbrach seinen Freund und Kollegen mit einer Handbewegung.
    »Nicht jetzt, Frank. Gib mir noch zwei Minuten, bitte.« Ohne auf Golars Reaktion zu warten, trat er dicht hinter Dupont. »Es ist nicht mehr viel übrig geblieben von Ihrer Welt, nicht wahr?« Zamorra sprach leise, um den Savant nicht zu erschrecken. »Sie sind von dort geflohen, weil Sie den Tod Ihrer Heimat einfach nicht mehr ertragen haben. Nun muss diese Erinnerung aus Ihnen heraus, wie unter einem starken Zwang. Und aus diesem Grund malen Sie diese mörderische Stadt, die alles Leben frisst, die Sie vertrieben hat. Stimmt das, Jean Dupont?«
    Es verging eine gute Minute, in der Dupont Zamorras Worte offenbar zu verarbeiten versuchte. Den Rötelstift ließ er ruhen, stand nur so da - bewegungslos, ohne jede sichtbare Emotion. Dann wandte Jean Dupont sich langsam um. Seine Augen blickten Zamorra an, doch sie schienen den Parapsychologen überhaupt nicht zu finden.
    »Nein, ich floh nicht. Ich wollte Hilfe holen. Wenn sie kommen, dann braucht man uns nicht mehr, dann wollte man uns trennen… für immer trennen. Sie wollen meinen Stern für eine andere Stadt… irgendwo…« Dupont hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, rutschte nun langsam zu Boden. Er verstummte, umklammerte mit beiden Armen seine Knie. Zamorra war klar, dass er hier und jetzt nichts weiter zu erwarten hatte. Der Mann war in seiner eigenen Gedankenwelt versunken.
    »Was hat er damit gemeint? Von welchen Städten habt ihr gesprochen?« Frank Golar war verunsichert und missgestimmt, denn es gefiel ihm nicht, was Zamorra
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