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0872 - Die Urbanen

0872 - Die Urbanen

Titel: 0872 - Die Urbanen
Autoren: Volker Krämer
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Boden. Dicke Tränen füllten seine Augen und machten ihn beinahe blind…
    ***
    Artimus van Zant betrachtete sich in dem Spiegel, der nahezu die gesamte Wand einnahm.
    Auf seinem Kopf trug er einen Turban, gewickelt aus einem samtweichen Stoff, den er in dieser Form noch nie zwischen den Fingern gespürt hatte. Welches Material das war, konnte er sich überhaupt nicht vorstellen. Aber das war ja nur nebensächlich.
    Seine Kleidung bestand aus einem… nun, vielleicht konnte man es Bademantel nennen? Jedenfalls war das Teil weit geschnitten, fiel jedoch bei jeder Bewegung so geschickt, da es seinem Träger ganz einfach schmeichelte. Besser gesagt - dessen Figur. Artimus musste gestehen, dass er sich so gefiel, denn dieser Mantel machte einen »schlanken Fuß«, um es einmal ein wenig ironisch auszudrücken.
    Was seine wahren Füße betraf, so genossen die zur Zeit jede Freiheit, denn van Zant war barfuß. In dieser Aufmachung hatte er sich selbst auf einem breiten Diwan liegend vorgefunden. Er fühlte sich pudelwohl, kein hässlicher Geschmack im Mundbereich, keine Kopfschmerzen, kein Schwindelgefühl.
    All dies war aber im Grunde die Normalität, wenn man aus einer Ohnmacht erwachte. Natürlich wollte er sich nicht beschweren, aber wer auch immer hatte ihm was auch immer eingeflößt - anders konnte es nicht sein.
    Seine letzten Erinnerungen waren die, dass er mit Laertes und Bebop in dieser Blechdose durch das All schoss. Ehrlich gesagt hatte er keinen Pfifferling mehr um sein Leben gegeben, denn eine Technik, die vielleicht hundert oder mehr Jahre ungewartet blieb, konnte nicht mehr funktionieren.
    Aber da war noch eine schwache Erinnerung - irgendwann musste er wohl doch das Bewusstsein wiedererlangt haben, wenn auch nur für Sekunden. Er sah sich selbst in einer braunen Tunke versinken, die mit heftigem Schmatzen über ihm zusammenschlug.
    Dann war erneut Funkstille eingetreten.
    Durch ein großes Fenster konnte Artimus Vögel singen hören. Und eine Grille brachte ihm ein Konzert zu Gehör. Nett, aber dennoch hätte er gerne gewusst, wo er sich befand. Vielleicht war das ja auch die berühmte andere Seite … möglich, dass diese Brühe ihn inhaliert und verdaut hatte. Und wenn es so war? Schlecht schien es hier ja nicht zu sein.
    Als sich leise eine Tür öffnete, die van Zant zuvor überhaupt nicht gesehen hatte, rechnete er mit allem - Hörner oder Flügel? Es würde sich ja gleich zeigen.
    Beinahe ein wenig enttäuscht erkannte er Dalius Laertes, der Bebop im Schlepptau hatte. Letzteren hatte die Bruchlandung des Pyet, denn eine solche hatte Laertes hingelegt, ein wenig härter als die anderen beiden erwischt.
    Bebop trug eine mächtige Bandage zur Schau… an seiner Nase, wo auch sonst.
    Die beiden Besucher setzten sich mit van Zant auf den Diwan.
    »Ich freue mich euch zwei relativ unversehrt zu sehen.« Van Zant grinste Bebop dreist an. »Aber jetzt wäre ich froh, wenn ich ein paar Einzelheiten erfahren könnte.«
    Laertes lächelte tatsächlich. »Dein Kopf scheint härter als die Schiffwandung zu sein, denn gegen die bist du bei der Bruchlandung geschlagen. Es war knapp. Nicht nur, dass wir diesen Absturz kaum hätten überleben dürfen, wären wir um ein Haar auch noch in einem der hiesigen Sumpfgebiet abgesoffen.«
    Nun wurde Artimus die braune Brühe verständlich, an die er sich erinnern konnte.
    »Man hat uns wirklich in letzter Sekunde geborgen. Aber nun sind wir erst einmal in Sicherheit. Zumindest vorläufig. An der Situation hat sich allerdings nichts geändert. Auch hier wurde jede Magie manipuliert - ich kann nicht springen , Bebops Fähigkeiten versagen ebenfalls. Viel weiter sind wir also noch nicht. Und die Praetoren werden sich nicht zufriedengeben - sie werden uns suchen.«
    Artimus nickte. »Weißt du, ich fände es dennoch nett, wenn du mir sagen könntest, wo wir hier sind - Himmel oder Hölle?«
    Nach langer Zeit hörte Artimus ein kurzes Lachen, das von Dalius Laertes ausging.
    »Willkommen, Artimus, willkommen auf Sip - dem Mond der Magie.«
    ***
    Der Wind der Schwefelklüfte heulte durch die zerklüfteten Felsen, die am Rand der weißen Stadt lagen. Sein Ton schien heute intensiver als sonst zu sein.
    Er streunte durch die Straßen Armakaths, wickelte sich um die kahlen Gebäude, flog weiter, bog ab und verharrte kurz.
    Dann, wie im Spiel, umkreiste er die Skulptur, die eine wunderschöne Frau darstellte.
    Nur ganz sanft fuhr er über ihren Körper, schmeichelte ihr… ehe er
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