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0867 - Die Pesthexe von Wien

0867 - Die Pesthexe von Wien

Titel: 0867 - Die Pesthexe von Wien
Autoren: Christian Schwarz
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wir es hier wirklich mit der Bubonenpest zu tun, Herr Professor?«
    »Sie sehen mich momentan ratlos, verehrte Kollegin. Alle äußeren Symptome weisen zwar auf die Beulenpest hin. Aber dann müssten wir sie relativ problemlos in den Griff bekommen.«
    »Eben. Tun wir aber nicht. Also steckt noch etwas anderes dahinter.«
    »Es sieht so aus. Ich kann nur hoffen, dass nicht auch noch die Lungenpest oder gar die Pestsepsis hinzukommt. Dann sähe es nämlich zappendüster für den jungen Mann hier aus.«
    »Nicht auszudenken, wenn wir es hier mit einem totalresistenten Erreger zu tun haben und weitere Fälle auftreten, Herr Professor. Sollen wir nicht umgehend die Behörden informieren?« Sie schaute ihn aus großen Augen an.
    »Wegen Seuchenalarms? Nein, das hat noch Zeit«, beschied er energisch, mit unverhohlenem Ärger in der Stimme. »Bisher weiß ich nichts von einem zweiten Fall. Sie etwa?«
    »Nein.«
    »Also, was wollen Sie dann, Kollegin Hadlburger. Wir werden den Ball flach halten, wie wir Rapidler sagen. Stellen Sie sich vor, was passiert, wenn eine Panik in der Stadt ausbricht.«
    Dr. Hadlburger leistete sich gegenüber Mutzik auch jetzt keine eigene Meinung und nickte deshalb ergeben. »Sie haben sicher recht, Herr Professor. Panik wäre nicht gut.«
    Mutzik schickte die Oberärztin aus dem Zimmer. Er wollte einen Moment lang alleine mit sich und seinen Gedanken sein. Intensiv starrte er den Schwerkranken an, der soeben den Kopf hin und her warf und sich dann besonders stark aufbäumte. Er keuchte. Tränen liefen aus seinen geschlossenen Augen. Dann lag er wieder still und atmete flach.
    Was nistet bloß in diesem armen Jungen? Wer ist Hina? Was soll dieses Nekiko heißen? Der Professor fühlte sich so hilflos wie damals, als er seiner Frau gezwungenermaßen einen Seitensprung hatte beichten müssen. Nichts passte bei diesem Krankheitsverlauf zusammen. Seufzend ging Mutzik zur Tür. Als er das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal kurz um. Und erstarrte. Eiskalt lief es ihm den Rücken hinunter, die Gänsehaut auf seinen Armen war so intensiv, dass sie schmerzte.
    Was um alles in der Welt war das?
    Unmöglich, er war wohl tatsächlich überarbeitet. Es gab keine drei Meter großen, ätherischen, in hellem Licht strahlenden Katzen, die über Todkranken schwebten und Professoren mit gehobener Pfote freundlich lächelnd zuwinkten. »Ich bin reif für die Anstalt«, murmelte er verstört, als der Schemen gleich darauf wieder auf nicht nachvollziehbare Weise verschwand. Die Pestbakterien unter dem Mikroskop fielen ihm wieder ein. Ein erneuter Schweißausbruch war die Folge. Nun, die Sichtung einer ätherischen Schwebekatze warf sicherlich kein günstiges Licht auf seinen momentanen Geisteszustand. Aber sie erschien ihm doch eher harmlos gegen die kleinen, plumpen Stäbchen, an deren Ende höhnisch grinsende Dämonenfratzen saßen.
    ***
    Zamorra, Nicole und Bruder Claudius genossen gerade die Gastfreundschaft des Kapuzinerabtes, als es an der Tür klingelte. Gleich darauf stand einer der Kapuziner in der Tür. »Vater, da sind Männer von der Polizei, die euch zu sprechen wünschen.«
    Laurentius legte die Stirn in Falten. »Ausgerechnet jetzt?«, fragte er unwillig. »Du weißt genau, Bruder Metzger, dass ich nicht beim Essen gestört werden will. Die Herren sollen in einer halben Stunde wiederkommen.«
    »Sie lassen sich nicht abwimmeln. Es sei dringend, haben sie gesagt.«
    »Nichts ist so dringend, als dass man es nicht verschieben könnte.«
    »Oh doch, Herr Abt. Die Sache ist dringend. Sehr dringend sogar.« Ein großer, schlanker Mann mit harten Gesichtszügen, in die dunkelblaue Uniform der Bundespolizei gekleidet, schob den Bruder fast rüde beiseite und trat mit zwei energischen Schritten ins Zimmer. Ein weiterer Polizist begleitete ihn.
    »Tut mir leid, meine Damen und Herren, dass ich Ihr frugales Mahl unterbrechen muss, aber mir bleibt keine andere Wahl. Ich bin übrigens Generalmajor Czerny.« Aus stahlblauen Augen musterte der hohe Polizeibeamte die Runde. An Nicole, die mit ihrer metallicblauen Perücke wie aus einem Science-Fiction-Film wirkte, blieben seine Blicke etwas länger haften.
    »Nun, äh ja, wenn's so ist. Darf ich den Herrn vielleicht etwas von unserem bescheidenen Mahl anbieten?« Bruder Laurentius lächelte süßlich.
    »Danke, nein. Und ich befürchte, dass Ihnen allen der Appetit ebenfalls gleich vergehen wird.« Die beiden Männer ließen sich immerhin nieder. Man stellte
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