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0867 - Die Pesthexe von Wien

0867 - Die Pesthexe von Wien

Titel: 0867 - Die Pesthexe von Wien
Autoren: Christian Schwarz
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verpflichteten sich, das Kloster vorerst nicht zu verlassen.
    Eine halbe Stunde später rückte ein als Baufirma getarnter Spezialtrupp an, der umgehend damit begann, die Kaisergruft unter die Lupe zu nehmen.
    Währenddessen warteten die Klosterbrüder und ihre Gäste auf das Ärzteteam, das sie untersuchen würde.
    »Langsam sehe ich etwas klarer«, sagte Zamorra. »Die Dinge beginnen sich zusammenzufügen.«
    »Es wäre schön, wenn Sie uns an Ihrer Weisheit teilhaben lassen würden, Professor«, erwiderte der Klostervorsteher ungeduldig. »Ich befürchte nämlich, dass ich heute wieder nicht rechtzeitig ins Bett komme. Da können wir uns die Zeit genauso gut mit Gesprächen vertreiben.«
    Nicole grinste ihn an. »Wenn die Evolution lauter so unflexible Wesen wie Sie hervorgebracht hätte, wäre sie nicht mal über die Einzeller hinausgekommen. Nichts für ungut, Bruder Laurentius.«
    Der lächelte zurück. »Was wollen Sie, Frau Duval? Ich bin ein Einzeller. Jedenfalls, was meine Wohnkultur anbelangt.«
    Claudius lachte laut. »Eins zu null für dich, Bruder.«
    »Äh, ich möchte ja nicht stören«, mischte sich nun Zamorra wieder ein und hob zögernd den Zeigefinger. »Aber interessiert sich noch irgendjemand für meine Ansichten? Ich meine, sonst gehe ich lieber noch ein bisschen im Flur spazieren.«
    Nicole drückte ihm einen herzhaften Kuss auf die Lippen. »Nun sei doch nicht gleich beleidigt, Chéri. Natürlich wollen wir's hören.«
    Der Meister des Übersinnlichen setzte sich in Positur »Also schön, wusste ich's doch. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was das Amulett neulich unten in der Gruft bekämpft hat. Jetzt weiß ich's. Das waren welche von diesen Pestbakterien, die dort in der Luft schwebten. Das heißt, dass sie dämonisch sind. Das heißt des Weiteren, dass wir es mit einer dämonischen Seuche zu tun haben.«
    »Und wo diese dämonischen Bakterien herkommen, dürfte auch klar sein«, führte Nicole die Erkenntniskette fort. »Sie stammen aus diesem seltsamen Kelch, den die gnädige Frau Hexe aus Leopolds Sarg zu entwenden geruhte. Wahrscheinlich ist das passiert, als Bruder Laurentius die Waldstein unvermutet angriff. Mit diesen herumschwebenden Bakterien haben sich dann die Gruftbesucher des nächsten Tages angesteckt. Tja, mein lieber Abt, wären Sie nur gleich zu uns gekommen, dann wäre dieses Schicksal vielen Menschen erspart geblieben. Merlins Stern hätte die Bakterien weggeputzt, bevor sie Unheil angerichtet hätten.«
    Der Prior sah sie entsetzt an. »Was habe ich getan?«, flüsterte er, und sein Rasputin-Bart zitterte dabei. Er schlug das Kreuz. »Möge der Herrgott mir verzeihen.«
    »Du urteilst zu hart, Nici«, sprang Zamorra Laurentius bei. »Mir kommen da soeben fürchterliche Gedanken. Korrigieren Sie mich, Herr Abt, wenn ich falsch liege. Also, Abraham a Sancta Clara und Bruder Franziskus haben in den Jahren 1679/80 gegen die Hexe gekämpft. Wenn mich nicht alles täuscht, waren das genau die Jahre, in denen die große Pestepidemie in Wien wütete.«
    »Natürlich, vollkommen richtig.« Blankes Entsetzen stand dem Prior jetzt ins Gesicht geschrieben. »Dass ich da nicht von selbst draufgekommen bin…«
    »Gut. Auch damals gab es also die Verbindung Hexe und Pest. Zudem ist Kaiser Leopold ebenfalls ein Kind dieser Zeit.« Zamorra legte den ausgestreckten Zeigefinger an die Nasenseite. »Nun spekuliere ich einfach mal ein bisschen wild in der Gegend herum. Angenommen, Sancta Clara und Franziskus haben diese Hexe gejagt, weil sie etwas mit der damaligen Pest zu tun hatte. Könnte es dann nicht sein, dass sie jetzt, wo sie wiedererstanden ist, ihr unseliges Werk fortführen will?«
    »Setzen, Chéri, das gibt eine glatte Eins von mir.« Nicole lächelte ihn an.
    »Wenn ich so eine Lehrerin gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht Mönch geworden.« Claudius seufzte vernehmlich.
    Der Prior sah ihn empört an. »Bruder Claudius! Ich darf doch sehr bitten.«
    »War ein Scherz«, rechtfertigte sich der Zisterzienser. »Ich trage nur Jesus in meinem Herzen und sonst niemanden.«
    »Na hoffentlich.«
    »Wie auch immer«, lenkte Nicole das Gespräch wieder in die richtigen Bahnen, »die aktuellen Ereignisse lassen deine Theorie ziemlich plausibel erscheinen, Chéri. Nachdem die gnädige Frau Hexe wieder ihre volle Kraft erlangt hatte, hat sie sich umgehend diesen… diesen na, sagen wir Pestkelch geholt, wie zum Geier der auch immer in Leopolds Grab geraten sein mag. Und nun
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