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0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel
Autoren: Jason Dark
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einem Neubeginn gesprochen. Meiner Ansicht kann er nur dorthin führen, daß sie und die anderen versuchen, als lebende Leiche in die normale Welt zurückzukehren. Wenn das geschehen sollte, dann gute Nacht.«
    »Wie willst du es verhindern?«
    Mein Freund hob die Schultern an. »Da gäbe es wohl nur eine Möglichkeit. Wir werden die folgende Nacht hier im Freien verbringen müssen und aufpassen, ob das eintritt, an das wir gedacht haben. Sollten sie zu Zombies geworden sein, so wird die Gier nach Menschen sie aus dem Kloster treiben.«
    »Das befürchte ich auch.«
    »Und wir werden sie hier erwarten. Sobald es Abend wird, kehren wir hierher zurück.«
    Ich war einverstanden. Zuvor würden wir zur Familie Frappi fahren. Wir hatten uns mit der Mutter, dem Vater und auch der Tochter ein wenig angefreundet. Die Erwachsenen hatten auch die Scheu vor uns verloren, was bei der Tochter Carola schon zuvor der Fall gewesen war, denn sie hatte mich sehr unterstützt und war auch beim Kampf gegen die mörderischen Zwillinge dabeigewesen.
    Bei den Frappis war auch Naomi untergekommen. Ein Arzt hatte sie versorgt. Sie war von einem Stein am Kopf getroffen worden und lag mit einer Gehirnerschütterung im Bett. Zudem hatte der Doktor die Wunden in ihrem Gesicht versorgt und sie mit Verbänden und Pflastern bedeckt. Der jungen Frau ging es den Umständen entsprechend gut, wenn man in Betracht zog, was ihr hätte passieren können.
    »Willst du fahren?« fragte Suko.
    »Nein, übernimm du das Steuer.«
    Wir stiegen ein. Viel hatten wir uns nicht mehr zu sagen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    Bei mir waren sie dermaßen bedrückend, daß auf meinem Körper eine Gänsehaut zurückblieb…
    ***
    Wie fast alle Häuser in Trivino lag auch das Haus der Frappis an einem Hang. In mühevoller Arbeit hatte das Ehepaar nicht nur einen kleinen Garten zur Südseite hin angelegt, sondern auch eine Steinterrasse. Stühle für Besucher standen dort. Zum Haus hin führte einer der schmalen Wege, und neben dem Steinhaus war Platz genug, um den Wagen mit der Schnauze zum Hang hin parken zu können. Das hatten wir getan und waren zu den Frappis auf die Terrasse gegangen. Anna, die Frau des Hauses, hatte uns lächelnd begrüßt. Wer sie ansah, der wußte, von wem ihre Tochter das herrliche schwarze Haar hatte. Nur waren bei der Mutter die Haare nicht zu Zöpfen geflochten, sie trug sie kurz.
    Silvio Frappi war ein kantiger Mann, der in die Gegend paßte. Ihm war anzusehen, daß er zupacken konnte, und ihm entging auch nicht unsere Mutlosigkeit, als wir die Terrasse betraten. Er war zu vornehm, um nachzufragen, deshalb stellte ich die erste Frage.
    »Wie geht es Naomi?«
    »Sie schläft.«
    Ich lächelte. »Das ist gut.«
    »Wollen Sie nicht am Tisch Platz nehmen? Anna hat frischen Kaffee gekocht. Sie wird ihn gleich bringen.«
    »Danke.« Wir setzten uns hin und waren froh, die Beine ausstrecken zu können. Von der Terrasse aus hatten wir einen herrlichen Blick ins Tessin, das sich nach Süden hin öffnete.
    Wie schön konnte doch das Leben sein, wenn man sich an bestimmten Orten oder Plätzen aufhielt.
    Nur waren wir nicht in der Lage, dieses herrliche Panorama lange zu genießen, denn immer wieder - da konnte ich für Suko mitsprechen - drängten sich die makabren Bilder aus dem Innern des Klosters in unsere Erinnerung. Sie überlagerten die Schönheit und Grandiosität der Landschaft.
    Anna erschien wieder, auf den Lippen ein Lächeln. Sie trug ein Tablett und stellte es ab. Der Kaffee befand sich in einer großen Kanne, und die dazu passenden Tassen hatte sie ebenfalls mitgebracht.
    »Ich soll Ihnen einen Gruß von unserer Tochter bestellen. Sie wird erst am Abend zurückkehren. Sie ist noch bei einer Freundin.«
    »Geht es ihr denn gut?« fragte ich.
    »0 ja, Signore Sinclair. Sie haben bei Carla einen Stein im Brett.«
    »Sie bei mir aber auch.«
    »Das weiß sie. Darf ich einschenken?«
    »Gern.« Ich reichte ihr meine Tasse, was auch Suko und Silvio taten. Anna schenkte ein. Sie war eine schmale und zarte Person mit einer gesunden Hautfarbe. Auch ihr war anzusehen, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte.
    Anschließend entschuldigte sie sich, weil sie noch im Haus zu tun hatte. Das war uns recht, denn wir wollten mit ihrem Mann allein sprechen. Zuerst tranken wir den Kaffee. Silvio schmeckte er nicht so recht. Er wollte ihn veredeln und stellte eine Flasche auf den Tisch. Seine Augen funkelten.
    »Das ist selbstgebrannter
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