Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
taten es nicht umsonst. Unser Tod ist nicht grundlos gewesen. Alles wird sich richten - alles…«
    »Was denn?«
    Unter dem festen Schaum verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln. Und dieses Lächeln erreichte sogar die Augen, als hätte Gitta genau in diesem Augenblick etwas gesehen, was unseren Blicken verborgen geblieben war. Dann war es vorbei.
    Ein Zucken des Körpers, ein letztes Aufbäumen, ein scharfes, zischendes Luftholen - aus!
    Gitta sackte zusammen. Ihr Blick bekam einen stieren Ausdruck, der Mund blieb offen. Sie war tot.
    Suko löste die starre Leichenklaue von seinem Arm und stand auf.
    Auch ich erhob mich, und wir starrten schweigend auf die Tote vor unseren Füßen.
    Durch das Gitterfenster drang nicht nur das Tageslicht, die Sonne brachte auch Wärme mit, die uns ebenfalls erreichte, aber wir froren trotzdem. Zwischen den Zellenwänden lag eine Kälte, die uns Schauer über den Rücken jagte. Zwar hatten wir die letzten Worte der sterbenden Person genau verstanden, aber wir kamen nicht mit ihnen zurecht. Anstatt eine Lösung zu bekommen, hatte sich vor uns eine Mauer aufgebaut.
    »John«, sagte Suko leise. »Ich habe die Leichen auf dem Weg nach unten mitgezählt. Zehn Tote sind es. Meine Güte, zehn tote Frauen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich… ich… begreife es nicht. Ich kann es nicht fassen.«
    »Eben.«
    »Und was machen wir mit den Leichen? Wir können sie nicht hier oben am Ende der Welt liegen lassen. Die müssen abtransportiert werden.«
    Dafür war ich auch, dachte aber zugleich an die Kollegen aus Bellinzona, und ich fragte mich, wie die Männer auf den Anblick der zehn Frauenleichen reagieren würden.
    Sie würden durchdrehen und uns - Kollegen hin, Kollegen her - erst einmal festsetzen.
    »Denkst du an das gleiche wie ich?« fragte Suko.
    »Wie meinst du das?«
    Er wand sich ein wenig. »Nun ja, wir sollten uns zunächst einmal in Ruhe überlegen, wann wir den Männern aus dem Tal Bescheid geben. So schmuck ihre Uniformen auch aussahen, so schneidig sie sich auch gaben, das hier ist wohl eine Stufe zu hoch für sie. Wenn wir die Polizei einschalten, dann über Sir James und direkt an die Oberen. Oder was sagst du dazu?«
    »Ich bin dafür.«
    Er nickte. »Okay, dann bleibt uns hier nichts mehr zu tun. Oder willst du noch andere Teile des Klosters durchsuchen?«
    »Nicht unbedingt.«
    Wir verließen die Zelle. Wieder mußten wir vorbei an den wie dahingestreut liegenden Toten, und der Geruch des Todes begleitete uns auf den Weg nach oben.
    Ich kam mit dieser Entdeckung nicht zurecht. Gut, ich akzeptiere den Selbstmord, es blieb mir ja nichts anderes übrig, aber ich dachte auch an die letzten Worte dieser Gitta. Sie hatten nicht wie ein Abschied geklungen, eher wie ein Neubeginn. Auch deshalb wollte ich die Polizei zunächst aus dem Spiel lassen, denn es konnte durchaus eine neue Runde eingeläutet worden sein, und ich spekulierte natürlich darüber, wie es weitergehen könnte.
    Die Namenlosen Nonnen waren tot. Sie hatten sich selbst umgebracht, vergiftet. Deshalb baute sich bei mir eine Frage auf.
    Waren sie wirklich so tot, wie man nur hoffen konnte? Das war zwar ungewöhnlich gedacht, aber ich hatte dafür meine Gründe. Nicht zum erstenmal wären wir besonders überrascht gewesen, wenn die Toten plötzlich wieder lebendig geworden wären, auf eine perverse Art und Weise eine Rückkehr erlebt hätten.
    Und dies als sogenannte lebende Tote, die auch Zombies genannt wurden. Davor fürchtete ich mich, denn Zombies waren schrecklich. Grauenhafte Gestalten, die mir nicht unbedingt Angst einjagten, sondern mehr anderen Menschen, auf die sie Jagd machten. Zombies haben eben diesen irren Mordtrieb. Sie jagen Menschen wie Füchse die Hasen, und so etwas sollte in dieser einsamen Bergwelt, wo es ja Verstecke genug gab, auf keinen Fall geschehen.
    Suko warf die Tür von außen zu. Wir waren beide froh, die herrlich frische Bergluft einatmen zu können. Sie vertrieb auch den Geruch des Todes und den Leichengeschmack aus meinem Mund.
    Neben dem Frontera war ich stehengeblieben und wartete auf meinen Freund. Er kam langsamer näher und deutete dabei auf die alten Klostermauern. »Du kannst mich für verrückt halten, John, aber ich habe das Gefühl, daß hinter ihnen etwas passieren wird.«
    »Ich auch.«
    Mit seiner nächsten Frage bewies Suko, wie sehr wir übereinstimmten in gewissen Dingen. »Zombies?«
    »Gratuliere.«
    »Es wäre eine Erklärung für den Selbstmord. Gitta hat von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher