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0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel
Autoren: Jason Dark
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gewesen, daß sie die Schritte im schmalen Flur überhört hatten.
    Plötzlich stand er in der offenen Tür.
    Ein Mann, der durch den Vorgarten gerutscht war und deshalb ziemlich verdreckt aussah.
    Der aber trotzdem die drei Riemen seiner Dämonenpeitsche ausgefahren hatte und schneller damit zuschlug als das Monstrum mit seiner tödlichen Sense…
    ***
    Die Riemen trafen!
    Sie klatschten gegen die Gestalt, sie umwickelten den Mantel, und Suko zog die Peitsche zurück.
    Das Skelett schwankte.
    Suko löste die Peitsche. Er holte wieder aus und erwischte den Unhold mit dem zweiten Schlag, als sich der untote Einsiedler mitten in der Drehung befand.
    Wieder traf es den Mantel.
    Und plötzlich war alles anders. Das Skelett ließ die Sense fallen. Die Haut, aus dem der Mantel bestand, sonderte Rauch ab, der dunkel war und widerlich stank.
    Suko huschte zur Seite. Er hatte die Tür so weit wie möglich aufgerissen und hämmerte seine flache Hand in den Rücken der Gestalt, die über die Schwelle in den Flur hineintaumelte, umhüllt von Rauch, aber auch von ersten Flammen, die aus der Haut hervorkrochen und sich blitzartig verteilten.
    Als feuriges Wesen torkelte der Einsiedler ins Freie. Er hatte die Arme hochgerissen, als wollte er mit seinen ausgestreckten Händen in den Himmel greifen, aber da war niemand, der ihm noch hätte helfen können. Nur eine zweite Person erschien am Rand der Flammen und drückte sich an dem brennenden Wesen vorbei.
    Es war John Sinclair!
    ***
    Ich brauchte nicht zweimal hinzuschauen, um zu wissen, daß ich es diesmal nicht geschafft hätte.
    Ich wäre wirklich um die berühmte Minute zu spät gekommen, aber Suko hatte auch in meinem Sinne gehandelt. Er hatte mich gesehen und mir beruhigt zugewinkt. So konnten wir beide zuschauen, was mit dieser Gestalt geschah.
    Sie blieb nicht auf dem Weg und taumelte als Fackel in den Vorgarten hinein, wo sich das Gelände nach unten hin neigte und Erasmus das Gleichgewicht verlor.
    Er blieb flach liegen.
    Das Feuer huschte über ihn hinweg. Es war so stark, daß es die Haut verbrannte, und die grauschwarzen stinkenden Wolken zogen durch den Garten wie hervorgelöste Geister.
    Es blieb nicht allein bei der Haut. Die Knochen zerliefen wie Sirup und versickerten in der Erde.
    Letzte Flammen noch huschten über die Reste hinweg, dann gab es diese alte Gestalt nicht mehr.
    Auch ein Mantel aus Menschenhaut hatte dem Einsiedler letztendlich nichts genutzt.
    »Was ist mit den Frappis?« fragte ich Suko.
    »Sie leben.«
    »Und Naomi?«
    Er lächelte. »Ebenfalls.«
    Da erst fiel mir der große Stein vom Herzen…
    ***
    Sie alle waren mit dem Schrecken davongekommen. Zum Glück, denn wir hatten schon anderes erlebt, wo das Böse über die Menschen gesiegt und sie getötet hatte.
    Nur Silvio Frappi, der sich heldenhaft gegen den Eindringling gestemmt hatte, ging es schlecht. Er blutete am Rücken. Die Spitze der Sense hatte eine Diagonale in die Kleidung und in die Haut hineingeschnitten.
    Suko und ich trugen den Mann ins Schlafzimmer, wo wir ihn bäuchlings aufs Bett legten. Um die Wunde wollte sich Anna kümmern. Sie war schon dabei, heißes Wasser zu holen.
    In der Küche warteten Naomi und Carla. Beide hielten sich an den Händen fest.
    »Jetzt ist alles vorbei?« fragten sie wie aus einem Mund.
    »Ja, es ist gelaufen.«
    »Und die Polizei…?«
    Ich lächelte. »Brauchen wir sie? Vermißt jemand die Nonnen?«
    »Nein«, meinte Suko.
    Auch ich war einverstanden. Es war besser, wenn wir keine schlafende Hunde weckten. Suko und ich würden klammheimlich verschwinden, in dem Bewußtsein hier echte Freunde unter den Dorfbewohnern gefunden zu haben.
    So romantisch es hier oben auch sein mochte, London wartete auf uns…
    ENDE
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