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0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel
Autoren: Jason Dark
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Kloster.«
    »Nein, das habe ich nicht. Aber ich habe ihn gespürt. Seinen Einfluß mußte man spüren. Er war ganz anders als der von Josephiel. Er war so düster und schrecklich. Er drohte mit dem Tod. Das hat Josephiel mir gegenüber nie getan.«
    Suko sah ein, daß es keinen Sinn hatte, wenn sie länger bei ihm stand. Sollte dieser Unhold tatsächlich hier erscheinen, brauchte er Bewegungsfreiheit, und deshalb drehte er die Frau um und schob sie wieder auf die Haustür zu.
    »Bitte, Sie müssen bei den anderen warten…«
    Naomi stemmte sich gegen den Druck. »Aber er ist hier!« Ihre Stimme klang auf einmal schrill.
    »Wo denn?«
    Suko hatte die Frage kaum ausgesprochen, da sah er den Schatten. Von oben her, vom Dach fiel er auf ihn zu…
    ***
    Auch Naomi hatte ihn gesehen, und es trat genau das ein, was Suko hatte verhindern wollen. Die junge Frau behinderte ihn in seiner Aktion. Er mußte erst ihr einen Stoß geben, der sie in Richtung Tür katapultierte. Sie prallte dagegen, fiel mit der Tür in das Haus, und Suko schwang nach links herum, wobei er beide Arme in die Höhe riß. Er hatte gesehen, wie sich aus dem kompakten Schatten ein schmalerer gelöst hatte, die alte, verrostete, aber trotzdem tödliche Sense.
    Sie jagte nach unten. Suko wich aus.
    Er hörte sie pfeifen, dann hackte sie mit einem knirschenden Geräusch in die Haustür. Für einen Moment steckte sie dort fest, bevor sie das Skelett wieder hervorzerrte und sich dabei gedankenschnell drehte. Suko konnte in das Gesicht mit den rötlichen Augen schauen, er sah dieses schmutzigbraune Wesen, er nahm den Gestank des Mantels auf, und dieser widerliche Geruch raubte ihm den Atem.
    Er wich zurück, weil er gewisse Sekunden brauchte, um an seine Waffe zu gelangen. Er wollte nicht nur den Stab einsetzen und das Skelett lähmen, für ihn war auch die Dämonenpeitsche ungemein wichtig. Sie würde ihn wahrscheinlich vernichten können.
    Aber Erasmus war schneller.
    Er hatte die Sense gedreht Jetzt rammte er das Ende des Griffs nach vorn.
    Suko war nicht weit genug zurückgewichen. Etwas Hartes bohrte sich in seinen Magen und raubte ihm die Luft. Er kippte nach hinten, das Skelett hatte seine Waffe wieder gedreht und würde mit dem Halbkreis auf Sukos Hals zielen.
    Der Inspektor ging weiter.
    Schritt für Schritt, bis er ins Leere trat und dabei Glück im Unglück hatte.
    Als der Knöcherne im Leichenmantel zuschlug, befand sich Suko bereits im Fall.
    Er war nach hinten weggekippt und fiel in den schräg am Hang angelegten Vorgarten hinein.
    Er landete zwischen den Blumen und den kleinen Kräuterbeeten, rutschte auf dem Rücken weiter, scheuerte über kleine Steine hinweg, schlug um sich und überrollte sich auch.
    Irgendwann blieb er liegen. Auf dem Bauch war er zur Ruhe gekommen und stemmte seinen Kopf hoch.
    Das braune Skelett stand über ihm. Allerdings nicht in seiner Nähe, sondern am Rand des Vorgartens. Die Sense hatte es angehoben. Es machte den Eindruck, als wäre es dabei, noch zu überlegen, ob es die Verfolgung aufnehmen sollte oder nicht.
    Das tat es nicht.
    Er drehte sich um.
    Der Hauseingang lag nur wenige Schritte entfernt, und dort wartete die Beute…
    ***
    Naomi war in den schmalen Flur hineingetaumelt und von Silvio festgehalten worden, sonst wäre sie gefallen. Sie preßte sich gegen ihn, ihr Gesicht sah aus wie eine dicke, bläuliche und starre Maske. Sie wollte etwas sagen, aber der Schreck hatte sie einfach stumm werden lassen.
    Frappi hatte nicht genau mitbekommen, was da draußen geschehen war, aber er wußte, daß sie sich nicht mehr verstecken konnten. Das Skelett hatte sie gefunden.
    Er rief nach seiner Frau.
    Anna erschien zitternd, zusammen mit Carla. Beide ahnten das Schreckliche, bekamen es von Silvio bestätigt. »Er ist da, verflucht. Er hat uns gefunden.«
    Für einen Moment fror alles ein.
    »Und jetzt?« keuchte Anna.
    »Wir kommen nicht mehr weg.«
    »Was ist mit Suko?«
    »Er kämpft draußen.«
    »Und wir?«
    »Zurück ins Haus.«
    »Wohin denn?«
    »Da, wo ich meinen Hammer hingelegt habe.«
    »Das ist in der Küche!« rief Carla.
    »Dann los!«
    Die Küche war der größte Raum. Zwei Fenster lagen nebeneinander. Keiner traute sich, durch die Scheiben zu schauen. Silvio, der selbst Angst hatte, wuchs über sich hinaus. Er hatte Naomi auf einen Stuhl gedrückt, packte den Tisch und schob ihn so dicht an die Tür heran, daß er, wenn die Tür aufgestoßen wurde, sie sperrte und es einem Eindringling schwer machte,
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