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0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel
Autoren: Jason Dark
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Spiel mit dem Feuer, und ich konnte froh sein, Suko im Ort zu wissen.
    Die Tür war nicht verschlossen. Ich zog sie nur so weit auf, um mich in das Innere schieben zu können, begleitet vom kalten Lichtfinger meiner Leuchte, der in die Finsternis hineinschnitt wie ein scharfes Messer. Er glitt über den Boden der Halle hinweg, er berührte zitternd die Wände, er strahlte auch an der Decke entlang, als ich die Hand in die Höhe drückte, aber er traf nicht den, auf den ich gewartet hatte.
    Wie schon beim erstenmal hatte ich wieder den Eindruck, den Tod riechen zu können. Stärker als sonst. Ein Zeichen dafür, daß dieses Haus Besuch bekommen hatte?
    Ich wußte es nicht und ging weiter. Meine Tritte klangen gedämpft. Ich sah nichts anderes als sonst.
    Dennoch konnte ich mir vorstellen, daß sich etwas verändert hatte. Es war eben mein berühmtes Gefühl, das sich nicht wegdiskutieren ließ.
    Dann sah ich das erste Opfer nicht einmal weit von der Kellertreppe entfernt. Es war der Körper einer Nonne, und er besaß keinen Fetzen Haut mehr. Der Anblick war so grauenhaft, daß der Lampenstrahl meiner hastigen Bewegung folgte und zur Seite zuckte.
    Zumindest wußte ich jetzt, was mich erwartete, denn dieser Körper würde sicherlich nicht der einzige bleiben.
    So war es dann auch.
    Ich fand alle Namenlosen Nonnen, und sie waren eingehüllt in diesen fürchterlichen Gestank, der auch bei mir eine Übelkeit verursachte. Trotzdem ging ich weiter, und mein Weg führte mich hinab in den verfluchten Keller.
    Dort lagen sie dann.
    Ich zählte sie nicht, ich war nicht erschreckt darüber.
    Suko und ich hatten die Gestalten in einer bestimmten Kellerwand gesehen. Für mich war diese Wand entscheidend. Sie stellte den Weg in eine andere Welt dar, und sie bedeutete gleichzeitig den Fluchtweg für den grausamen Mörder.
    Vor dieser Wand blieb ich stehen.
    Ich leuchtete sie zunächst an, wie ein Handwerker, der nachprüfen wollte, wo sich ein bestimmter Fehler befand.
    Ich entdeckte ihn nicht, denn diese Wand präsentierte sich mir gegenüber als eine geschlossene Einheit.
    Aber er war da.
    Er mußte hier irgendwo lauern, seine Magie übertrug sich auf mein Kreuz, das in der Tasche steckte. Als ich mit den Fingern darüber hinwegstrich, spürte ich die leichte Wärme.
    Ich zog die Hand wieder hervor und schaltete sofort die Lampe ein. Etwas hatte mich gestört. In der tiefen Finsternis des Kellergangs blieb ich stehen, als hätte mich die Schwärze festfrieren lassen. Es war beileibe kein gutes Gefühl, ich kam mir so verdammt einsam vor und hätte Platzangst bekommen können.
    Meine Blicke tasteten die Wand ab. Dort hatte ich die Bewegung gesehen, da war etwas von einer Seite zur anderen gezuckt, wie ein sich schnell bewegender Schatten.
    Ich hatte mich nicht geirrt, denn plötzlich war er wieder da. Er huschte auch von einer Seite zur anderen, diesmal aber nur bis zu einer bestimmten Stelle.
    Dort blieb er.
    Ich sah Umrisse. Die nahe Umgebung erhellte sich, so daß die Umrisse deutlicher hervortraten.
    Wenig später sah ich ihn genauer.
    Er hatte sich zurückgezogen und schaute mich an. Und um seinen Körper wehte der Mantel aus Menschenhaut…
    ***
    Auch bei mir dauerte es einige Sekunden, bis ich mich an diesen Anblick gewöhnt hatte. Daß ich ihn so gut erkennen konnte, lag auch an der rötlichen Helligkeit, die die Gestalt umgab, als wäre sie aus einem erstarrten Feuer gestiegen.
    Das Skelett bot einen schaurigen Anblick. Ich hatte schon öfter lebende Skelette gesehen, dieses aber setzte allem die Krone auf, allein deshalb, weil die Knochen nicht weiß schimmerten oder grau, wie ich es von Gestalten dieser Art gewohnt war, nein, das Skelett vor mir sah braun und schmutzig aus mit Augenhöhlen, die roten Laternen glichen, als wollten sie das Licht der Hölle transportieren.
    Es war eine grauenhafte Gestalt, die nur Angst, Schrecken und Ekel abstrahlte.
    Die Lampe ließ ich wieder verschwinden. Die Helligkeit des Bildes in der Wand reichte aus. Sie kam mir vor wie ein lebendes Gemälde oder wie ein Hologramm, denn die Wand öffnete sich mir dreidimensional, obwohl sie von einer anderen Dimension umfangen wurde. Sie war wie eine Insel in der Insel, und einer herrschte hier.
    Daß er sich mir gezeigt hatte, konnte bedeuten, wie sehr ihm daran gelegen war, mit mir in Kontakt zu treten. Hier standen sich zwei Todfeinde gegenüber, das wußten wir, und keiner von uns würde auch nur einen Schritt zurückgehen.
    Ich war der
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