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0862 - Der Leichenmantel

0862 - Der Leichenmantel

Titel: 0862 - Der Leichenmantel
Autoren: Jason Dark
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Jetzt ist er zurückgekehrt und hat sich selbst einen Mantel gemacht.«
    »Ich sah ihn.«
    »Hat er denn so schrecklich gerochen, wie es meine Mutter behauptet hat?«
    Ich nickte. Details wollte ich ihr nicht mitteilen, und sie fragte auch nicht danach.
    »Er ist doch geflohen, nicht?«
    »Ja.«
    »Also hat er Angst vor dir gehabt.«
    »Nicht unbedingt. Vielleicht habe ich nicht in seinen Plan hineingepaßt.«
    »Das kann auch sein. Hast du denn einen Ahnung, wohin er geflohen sein könnte?«
    »Nun, darüber habe ich nachgedacht. Eigentlich gibt es für ihn nur eine Möglichkeit.«
    Mit ihrer Antwort bewies mir Carla, daß sie mitgedacht hatte. »Klar, er ist im Kloster verschwunden.«
    »Das denke ich auch.«
    Sie strich über ihr Haar. »Da wird sich niemand hintrauen. Dort kann er die Zeit abwarten und…«
    »Irrtum, Mädchen, ich werde gehen.«
    Carla erschrak zutiefst. »Du willst in das Kloster? Allein etwa? Willst du dich…?«
    »Ich werde ihn stellen, auch allein, Carla, denn einer von uns beiden muß hier im Ort bleiben.«
    »Bei uns?«
    »Das ist am besten.«
    »Suko ist auch stark - oder?«
    »Das ist er, da kannst du ganz beruhigt sein. Wir beide sind schon seit Jahren beruflich zusammen. In dieser Zeit sind wir zu Freunden geworden, zu echten Freunden, wo sich der eine auf den anderen verlassen kann. Suko wird hier die Augen offenhalten, und ich kann dir versprechen, daß er so leicht nicht aufgibt, auch wenn mir der Unheimliche wieder entkommen sollte, um euch hier einen Besuch abzustatten. Ich glaube nicht, daß er zu den anderen Bewohnern geht, er hat es zunächst einmal auf Naomi abgesehen. Noch hat die Nacht nicht begonnen, er kann sich Zeit lassen.« Ich stand auf.
    »Keine Sorge, Carla, es geht schon klar.«
    Sie hielt mich an der Hand fest. »Weißt du, was komisch ist, John?«
    »Nein, bis jetzt nicht.«
    »Ich vertraue dir und deinem Freund. Ich glaube fest daran, daß ihr es schaffen werdet.«
    »Das will ich doch hoffen«, erwiderte ich lächelnd.
    Suko hatte mit spitzen Ohren zugehört und einiges von unserem Gespräch mitbekommen. »Du willst also noch einmal zurück in das Kloster?« fragte er sicherheitshalber.
    »Ja.«
    »Das kann ins Auge gehen.«
    Ich hob die Schultern. »Was ist heute schon ohne Risiko? Gerade bei uns, meine ich. Nur dort habe ich die Chance, ihn zu stellen. Wenn er tatsächlich ein Diener des Teufels ist, wird er das Kreuz verfluchen und wird auch eine entsprechende Furcht davor haben.«
    »Das könnte stimmen.«
    »Eben. Sollte ich ihn nicht im Kloster finden, weiß ich, wohin ich zurückkehren muß. Du bist so etwas wie ein Leibwächter für die Frappis und für Naomi natürlich.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    Ich nickte Suko noch einmal zu und zog mich zurück. Die anderen merkten nichts davon.
    Vor dem Haus saugte ich die klare Luft ein. Der. Himmel zeigte ein stählernes Blau. Erste Sterne schimmerten wie gelbweiße Splitter am Firmament. Sie umrahmten einen fast runden Mond. Auf den schmalen Wegen sah ich keine Menschen. Hätten nicht die Lichter in den Häusern gebrannt, so hätte dieser Ort ein Geisterdorf in den Bergen sein können. So aber lag es wie eine helle Insel mitten im Gebirge.
    Ich stieg in den Frontera.
    Von der Gestalt im Leichenmantel hatte ich nichts gesehen. Überhaupt wurde die Stille des allmählich vergehenden Abends nur vom Rauschen des Bergbachs unterbrochen.
    Als ich den Motor anließ, kam mir das Geräusch vor wie das Brüllen eines Störenfrieds…
    ***
    Ich kannte den Weg gut genug, das war auch wichtig, denn in der Dunkelheit waren die ebenfalls dunklen Mauern des Klosters kaum zu sehen. Sie schienen mit der felsigen Bergwelt verschmolzen zu sein, zudem gab es kein Licht hinter den Mauern.
    Ich stellte den Frontera dort ab, wo der Wagen schon einmal gestanden hatte. Nach dem Aussteigen drückte ich die Tür leise zu. Jedes fremde Geräusch würde auch mich stören, und das wollte ich auf alle Fälle vermeiden.
    Neben dem Auto blieb ich stehen und wartete. Ich wollte einen Eindruck von der Umgebung bekommen, obwohl nicht viel zu sehen war, weil die Schatten einfach zu tief lagen.
    Selbst der Eingang zeichnete sich vom Mauerwerk nicht ab. Der Nachtwind rauschte gegen die Bäume. Er spielte mit dem Blätterwerk, was sich für mich anhörte, als sollte mein Weg vom Flüstern zahlreicher Geister begleitet werden.
    Die Luft war klar und roch neutral. Kein Leichengestank belastete sie.
    War er da? War er nicht da?
    Es war ein
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