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0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
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einstufen sollte, wußte ich selbst nicht. Zumindest rechnete ich mit einigen Tricks und mit bösen Überraschungen.
    Dann hörte ich ein Geräusch.
    Nicht im Haus – außen.
    Es war für mich nicht zu identifizieren. Es hörte sich irgendwie grollend an, es nahm auch an Lautstärke zu. Etwas wuchtete immer näher, beinahe wie eine Lawine.
    Der letzte Ausdruck blitzte durch meinen Kopf.
    Lawine!
    Das konnte es sein.
    Aber nicht aus Schnee oder Eis. Es gab schließlich noch andere Lawinen. Aus Stein zum Beispiel.
    Über mir vibrierte plötzlich das Dach. Aber nur sehr kurz, dann brach es plötzlich zusammen.
    Es war ein schreckliches Geräusch. Die Steine mußten ein so großes Gewicht gehabt haben, daß es nichts gab, was ihnen noch widerstehen konnte. Sie hatten auf dem Weg zum Haus sicherlich einige Hindernisse aus dem Weg geräumt.
    Ich mußte aus dem Raum.
    Die Gedanken wirbelten gleichzeitig durch mein Gehirn. Ich hörte Carla auch schreien, und plötzlich erlebte ich den totalen Zusammenbruch. Ein mächtiger Felsbrocken hatte das Dach des Hauses zum Großteil zerstört. Da hielt auch kein Deckengebälk.
    Alles brach unter dem mörderischen Gewicht zusammen. Die Einrichtung wurde regelrecht zerquetscht.
    Ich hatte mich in den schmalen Flur hineingeworfen. Dort lag ich auf dem Boden, die Hände und auch die Arme schützend über meinen Kopf gelegt, während um mich herum eine Hölle tobte. Ich sah nichts mehr, denn die normale Welt war unter einem Schleier aus Staub verschwunden.
    Wände vibrierten, auch über mir riß etwas entzwei, dann segelten schwere Brocken nach unten, und auch ich wurde nicht verschont. Balken, Bretter, Steine, alles stürzte in die Tiefe. Ich hatte das Gefühl, begraben zu werden. Etwas erwischte meinen Körper und auch den Kopf gleichzeitig.
    Das war der große Hammer.
    Mir wurde schwarz vor Augen, und ich sackte zusammen, während die Welt um mich herum verging…
    ***
    Auch Carla hatte das Geräusch gehört!
    Sie stand im ersten Moment still, den Blick auf das Fenster gerichtet und lauschend. Sie war ein Kind der Berge, und ähnliche Laute hatte sie schon des öfteren gehört. Nie direkt in ihrer Nähe, wenn die Lawinen rutschten, dann weiter oben, im Bereich der Gletscher. In die Nähe von Trivino waren sie nicht gekommen.
    Das Donnern nahm zu.
    Carla wollte nach ihrem neuen Freund rufen und ihn vor der Katastrophe warnen, aber sie hatte zu lange gewartet, denn plötzlich war das Verhängnis da.
    Es rollte heran.
    Sie sah es als einen riesigen Schatten, der zuckend in die Höhe sprang und plötzlich über dem Haus war.
    Das Krachen überdeckte ihren Schrei. Carla warf sich zur Seite, sie kroch über den Boden, sie rechnete damit, daß über ihr das Dach zusammenbrechen und sie unter den Teilen begraben würde.
    Alles – alles kam ihr in den Sinn. Sie fürchtete um ihr Leben, sie wollte nicht sterben und…
    Das Dach brach, doch der Brocken fiel nicht auf sie nieder.
    Staub und Dreck wogten ihr entgegen. Sie hörte es in ihrer Umgebung krachen. Immer wieder rissen andere Stellen. Das Haus sollte ihr Grab werden, doch Carla hatte Glück im Unglück. Sie erlebte nur eine Staublawine, ansonsten geschah nichts. Sie blieb unverletzt, mußte husten, und hatte ihre Hände auch nicht mehr gegen die Ohren gepreßt, sondern saß da und lauschte.
    Noch immer rieselte es von oben herab. Kleinere Steine landeten um sie herum, sie trafen sie auch, aber das waren nicht mehr als Mückenstiche. Eine seltsame Ruhe trat ein. Aus der Ferne hörte sie laute Stimmen. Natürlich war diese Felslawine nicht unbeobachtet geblieben, aber die Menschen würden wohl in ihren Häusern bleiben und sich kaum an die Unglücksstelle heranwagen.
    Alle hatten Angst – alle!
    Carla empfand es als schlimm, daß sie nichts hörte. Sie wußte ja, wo ihr neuer Freund hingegangen war, und sie hatte auch mitbekommen, wo diese Felslawine das Dach des Hauses eingerissen hatte. Das war dort gewesen, wohin sich John Sinclair geflüchtet hatte.
    Aus dieser Richtung hörte sie nichts. Alles war so ruhig, für sie einfach schlimm ruhig.
    Ein paarmal holte sie Luft. Dabei atmete sie auch den Staub ein und schmeckte ihn auf der Zunge. Er klebte in ihrem Hals, er machte ihn rauh. Sie mußte husten und ärgerte sich darüber, weil dieses Husten gehört werden konnte.
    Es gab ihr niemand Antwort.
    Allmählich kehrte bei ihr die Angst zurück. Sie schaute hoch. Da waren einige Lücken im Dach, wo der Fels die Steine einfach weggerissen
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