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0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
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dosiert geschlagen. Die Handkante hatte genau die Stelle getroffen, die Suko sich ausgesucht hatte. Urplötzlich verschwand der Ausdruck aus den Pupillen der Frau, es gab überhaupt kein Leben mehr in ihnen, und in den Knien sackte Naomi zusammen.
    Suko wollte sie nicht auf den Boden fallen lassen, fing sie auf und drehte sich sofort um.
    Unter der Haube sah er nicht mehr das glatte Gesicht der abtrünnigen Nonne. Es hatte sich in eine böse Fratze verwandelt.
    Der Ausdruck von Wut und Haß prägten das Gesicht, und auf der Stelle drehte sie sich um, wobei sie es schaffte, den Abbé mit einem Schlag ihrer Faust gegen die Wand zu wuchten.
    Sie hatte freie Bahn und rannte durch die offene Tür.
    »Halt sie fest!« schrie Suko, aber der Abbé brauchte eine gewisse Zeit, um sich von dem Schock zu erholen. Er war etwas durcheinander. Als er schließlich reagierte und auf die Tür zulief, war Suko bereits an ihm vorbeigerannt und stand im Gang. Die bewußtlose Naomi hatte er sich über die Schulter gewuchtet.
    »Suko, es tut mir leid, ich…« Er preßte eine Hand auf die getroffene Stelle. »Ich habe damit nicht gerechnet.«
    »Keine Vorwürfe, schon gut.«
    Die Treppe lag an der rechten Seite. Sie führte hoch in die Düsternis, und von dort oben hörten sie Stimmen. Jawohl, Stimmen. Denn da hatten sich einige der Namenlosen Nonnen versammelt, möglicherweise alarmiert durch Gittas Schreie.
    Der Abbé und auch Suko liefen noch nicht die Stufen hoch. Sie blieben vor der ersten stehen. Suko holte seine Lampe hervor und ließ den Strahl über die Treppe gleiten. Er hatte die Optik etwas verstellt, damit der lange Lichtfinger eine bessere Breite bekam und mehr von der Treppe erfassen konnte.
    Gitta sahen sie noch.
    Aber auch die anderen waren vorhanden. Sie drängten sich am Ende der Treppe zusammen, was nicht weiter tragisch gewesen wäre. Aber die Waffen, die vorhin noch an den Wänden der Halle gehangen hatten, befanden sich nun in ihren Händen, und sie sahen nicht so aus, als würden sie auch nur eine Maus passieren lassen.
    »Damit habe ich nicht mehr gerechnet!« flüsterte der Abbé, nachdem er seinen ersten Schock überwunden hatte.
    »Ich auch nicht«, gab Suko zu.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Hochgehen.«
    »Und dann?«
    »Werden wir sehen…«
    ***
    Sie waren da, daran gab es nichts zu rütteln. Aber wir sahen die Zwillinge nicht, denn sie hielten sich verdammt gut versteckt. Irgendwo im Haus, das sie besser kannten als wir. Ich lauerte auf eine weitere Bemerkung, die aber nicht erfolgte. Sie blieben stumm, wahrscheinlich wollten sie uns mit der ersten Angst allein lassen.
    Angst hatte ich tatsächlich. Ich wußte, zu welchen Dingen diese beiden fähig waren, und in diesem Augenblick erschien mir das Mädchen als Hemmschuh.
    Nur konnte ich die Kleine nicht laufen lassen. Wenn Carla das Haus verließ oder wenn sie sich noch innerhalb des Hauses von mir zu weit entfernte, konnte es durchaus möglich sein, daß sich die kleinen Monstren auf sie stürzen und sie ebenso brutal töteten wie die Tante Serafina. Deshalb war es unbedingt nötig, daß sich das Mädchen in meiner Nähe aufhielt und sich nicht entfernte.
    Es stand an der Tür.
    Auch zu weit weg für meinen Geschmack. Mal schaute Carla nach rechts, dann wieder nach links, und da wurde ich dann von ihrem Blick getroffen. Ich sah auch ihre Unsicherheit. Wenn sich Fragen überhaupt in Augen abzeichnen können, so war das bei ihr der Fall. Sie war so unsicher und wußte nicht, was sie unternehmen sollte.
    Ich winkte ihr. »Komm«, formulierten meine Lippen.
    Carla zögerte noch, dann aber bewegte sie sich auf Zehenspitzen in meine Richtung. Das vorsichtige Auftreten brachte nichts, die Bohlen »meldeten« sich trotzdem. Sie schwiegen erst, als Carla neben mir stand. Ich sah ihre Augen vertrauensvoll auf mich gerichtet, und sie hob auch dabei die Schultern. »Was… was … machen wir denn jetzt?«
    Sie hatte für meinen Geschmack zu laut gesprochen. Ich legte einen Finger auf meine Lippen, sie begriff und zeigte es durch ein Nicken an, dann erst redete ich weiter. »Wir können nicht hier im Haus bleiben. Da sitzen wir in der Falle.«
    »Und was willst du tun? Weißt du es schon, John?«
    Klar, daß sie von einem Erwachsenen eine Antwort erwartete. Ich wollte sie auch nicht mit Worthülsen wie »Wir müssen hier raus« abspeisen, sondern wies auf das Fenster.
    Carlas Augen vergrößerten sich. »Dort…?«
    Ich nickte.
    »Aber, das ist zu klein.«
    »Nicht für
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