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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
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den Totenacker zu kriechen, in der Hoffnung, ihm doch entfliehen zu können.
    Elohim umrundete einen schief stehenden Grabstein. Mit dem Bein schabte er über die Kante hinweg, er zog das linke nach, dann war das rechte wieder an der Reihe, doch das schaffte er nicht mehr.
    Etwas hielt ihn fest.
    Kalte Knochen umklammerten ihn am Gelenk. Elohim erstarrte. Er konnte es nicht glauben, sein Körper fror ein, er zerrte sein Bein vor, und auch das gelang ihm nicht.
    Die Totenklaue hielt eisern fest!
    In diesem Augenblick wußte der Junge, daß er verloren hatte. Die Kraft der uralten Kreaturen war stärker gewesen, und er hob mit einem verzweifelten Ruck den Kopf.
    Seine Augen waren weit geöffnet. Sie wirkten wie Kugeln, die in den Höhlen lagen. Er starrte in die Dunkelheit, wo sich etwas bewegte.
    Zugleich hörte er Stimmen.
    Elohim vergaß die Totenklaue.
    Die Stimmen hatten ihn aufgeschreckt. Er drückte den Kopf noch weiter hoch, ließ Sekunden vergehen, und aus der Dunkelheit schälten sich die Gestalten hervor wie Gespenster, die allmählich Fleisch und Blut annahmen.
    Es waren drei Männer.
    Einer ging normal, die zwei anderen schritten hinter ihm her. Und sie trugen einen Sarg.
    Es war eine makabre Prozession, doch darauf achtete der Junge nicht so sehr. Er spürte sehr deutlich das Fluidum des Grauens, das ihm entgegenfloß. Es stammte von der Gestalt, die die kleine Gruppe anführte. Als hätte der Tod einen menschlichen Körper bekommen…
    ***
    Henry O. Sellnick war zufrieden. Seine Augen leuchteten. Er hatte es geschafft. Es gab nichts mehr, was ihn noch daran hindern konnte, richtig durchzugreifen. Es war letztendlich doch planvoll gelaufen, und sie hatten den Friedhof erreicht.
    Schon Minuten zuvor hatte er die Friedhofs-Aura gespürt, nach der er sich so sehnte. Es war der Schrecken an sich, diese lautlose Botschaft, die ihn traf und dabei tief in seine Seele drang. Sie füllte sie aus, sie machte ihn happy, und Sellnick fühlte sich wie unter Brüdern.
    Sein Gesicht bebte. Unter der Haut lag das Brennen, als hätte dort jemand Säure verteilt. Zwar sah er noch so aus wie immer, tatsächlich aber war er zu einer anderen Person geworden, die durch die Kühle der Nacht glitt. Bei jedem Schritt glaubte er zu gleiten, ohne den Boden zu berühren. Er hatte regelrecht aufgetankt. Die Nähe des Friedhofs verlieh ihm eine ungeheure Kraft, die er nie mehr in seinem Leben missen wollte.
    Seine beiden Helfer waren ihm in diesen Sekunden völlig egal geworden. Für ihn galt nur, das richtige Ziel zu finden und dort alles in die Wege zu leiten.
    Er schob sich zwischen den ersten Grabsteinen hindurch. Das Brennen unter seiner Haut war geblieben. Feuer hatte das Blut in seinen Adern abgelöst. Es tanzte, es brannte, es loderte, es strahlte mit seinen Armen in den Kopf des Mannes hinein, der sich geduckt hatte, die ersten Grabsteine ignorierte, um den Platz zu erreichen, den er für die Beerdigung vorgesehen hatte.
    Auf halbem Wege aber stoppte er.
    Für einen Moment blieb er noch in seiner geduckten Haltung, als hätte ihn jemand eingefroren, dann richtete er sich langsam auf, und sein Gesicht nahm einen starren Ausdruck an.
    Etwas stimmte nicht in seiner Umgebung. Es war zu einem Störfaktor geworden, über den er sich ärgerte. Er hatte sich vorgestellt, wie er den Friedhof vorfinden wollte, nur war das nicht eingetreten oder nur zum Teil, denn irgendwo lauerte das Fremde.
    Er schaute sich um.
    Sah nichts.
    Dann hörte er das Geräusch. Es klang wie ein Zischen.
    Mit zwei langen Schritten hatte er die Gestalt erreicht und schaute aus seinen kalten, gefühllosen, dunklen Fischaugen auf die Gestalt des Jungen nieder.
    Der hatte ihn ebenfalls gesehen und hob den Blick.
    Henry O. Sellnick fing an zu grinsen. Es war das stumme Versprechen zum Mord…
    ***
    Jane und ich hatten in der Dunkelheit den berühmten Bogen geschlagen, um das Ziel von einer anderen Seite zu erreichen. Und wir hatten zugesehen, daß man uns nicht entdeckte, denn jetzt aufzufallen, wäre fatal gewesen und hätte unsere Pläne über den Haufen geworfen.
    An der Hauswand blieben wir stehen, und Jane ließ ihre Handfläche darüber hinweggleiten.
    »Holz«, flüsterte sie.
    »Das ist hier üblich.«
    Sie hob die Schultern. Wartete, bis sich ihr Atem beruhigt hatte, während ich mich umschaute.
    Vor uns lag ein Stück Vorgarten, der dort endete, wo eine Hecke ihn eingrenzte, die in ihrer Mitte allerdings ein hell gestrichenes Tor besaß. Dahinter
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