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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
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Körper bewegte sich wie der einer Puppe. Er fing an zu schreien, als er im hohen Bogen auf den Friedhof zusegelte. Raniel hatte ihn so kräftig geschleudert, daß die sich überschlagende Gestalt den Vorgarten passierte, das Tor und die Hecke ebenfalls, und ähnlich einer Marionette, der die Bänder durchgeschnitten worden waren, zwischen die kantigen und schiefen Grabsteine krachte.
    Er schlug sehr hart auf, er tickte noch hoch, und ich hielt für einen Moment den Atem an.
    Ich hätte es wissen müssen. Ich kannte Raniel etwas besser. Er war der Gerechte, aber er hatte sich eine eigene Gerechtigkeit aufgebaut wie jemand, der das Gesetz in seine Hände nimmt.
    Und so ging er auch vor, wie er uns hier bewiesen hatte. Dieser Killer war nicht weit von uns entfernt gelandet. Unwillkürlich hatten Jane und ich die Köpfe gedreht, schauten hin, entdeckten aber kein Lebenszeichen mehr bei ihm.
    Ich schaute wieder auf Raniel. Er war nicht mehr da!
    ***
    Auch Jane hatte es gesehen und kam ebensowenig damit zurecht wie ich. »Das gibt es doch nicht!« keuchte ich.
    »Verdammt, der kann seinen eigenen Sohn nicht im Stich lassen.«
    Ob Raniel das tatsächlich getan hatte, wußte ich nicht. Für mich jedenfalls war es wichtig, daß ich etwas unternahm, denn auch Sellnick war geschockt worden. Er hatte den Flug seines Killers mitbekommen und sich auch auf dessen Landung konzentriert, aber das andere war ihm einfach entgangen.
    Er konnte sich nicht erklären, wohin sich der Gerechte abgesetzt hatte, und ich hatte vor, diese Schock- oder Schrecksekunde bei ihm auszunutzen.
    Wie ein Irrwisch war ich gestartet. Ich raste über den Friedhof und konnte nur hoffen, auf dem unebenen Boden nicht zu stolpern, dann wäre alles vorbei gewesen.
    Es gab nur mein Kreuz als letzten Einsatz, doch diesmal war ich nur Statist.
    Ein anderer erschien über uns. Und er kam mir vor wie ein Racheengel, der sich den Friedhof als Ort seiner Vernichtung ausgesucht hatte. Aus vollem Lauf heraus hatte ich gestoppt, blickte in die Höhe, und meine Augen weiteten sich.
    Raniel schwebte über dem Friedhof!
    Eine Lichtgestalt, ein Wesen, ein Engel und trotzdem ein Mensch. Eine Mischung aus allem, ein Stück Geschichte, ein Teil Urzeit, wie immer man es auch erklären mochte.
    Mit beiden Händen hielt er seine gläserne Waffe umfaßt und hatte sie zum Schlag angehoben. Wenn sie nach unten raste, würde er Sellnick nie und nimmer treffen, dazu war die Distanz zwischen ihnen einfach zu groß.
    Und die Waffe fuhr nach unten.
    Selbst Sellnick wurde davon überrascht. Er kam auch nicht mehr dazu, Elohim zu töten, denn noch in der Bewegung entfaltete das gläserne Schwert seine immense Kraft.
    Es tötete nicht wie eine normale Waffe, es strahlte plötzlich an der Spitze auf, und nur einen Zungenschlag später zitterte plötzlich ein helles Netz aus Lichtfäden über dem Totenacker. Es bestand aus zahlreichen dünnen Armen und Beinen, die sich verteilten wie die Stelzen eines Rieseninsekts, während der über den Gräbern schwebende Gerechte das eigentliche Zentrum bildete.
    Das Licht war da, das Licht zerstörte.
    Einen schon menschenunwürdigen Schrei hatte sein Auftauchen zur Folge. Sellnick hatte diese Reaktion gezeigt, und der irre Schrei brandete so laut in die Stille der Nacht hinein, als schienen durch ihn die alten Grabsteine jeden Augenblick zu zerplatzen.
    Es wurde auch etwas zerschmettert.
    Sellnick bekam dies als erster zu spüren.
    Plötzlich stand er in Flammen, denn zumindest zwei dieser hellen Lichtfäden hatten ihn erwischt.
    Einer war ihm in den Kopf gedrungen, hatte sich dort tief in den Körper der Kreatur gebohrt und ein regelrechtes Loch hinterlassen.
    Aus ihm schoß etwas hervor, das mich an das Sprühen einer Wunderkerze erinnerte.
    Zerstörendes Feuer, das die Gestalt noch nicht auseinanderriß, sondern sie in die Höhe schleuderte, so daß sie über den Grabsteinen schwebte.
    Eine bunte, schaurige, gräßliche und abstoßende, zuckende Puppe, die das Feuer nicht normal verbrannte, sondern zu einem dicken Klumpen zusammenschmolz, der sich in der Luft drehte, so daß wir dessen Außenseiten erkennen konnten.
    Dort schimmerten noch einmal die Gesichter.
    Die drei der Kreatur und das vierte, das menschliche. Immer nur für Augenblicke erschienen sie, als wollten sie aus der Masse herausragen, aber sie schafften es nicht und drückten sich immer wieder zurück, bis die Kugel sie nicht mehr auffing und mit einem explosionsartigen Sprühen
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