Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
an der Seite hoch wie eine knatternde Fahne.
    Davon ließ sich Raniel nicht beirren. Er hatte den schwierigsten Teil des Unternehmens geschafft, alles andere würde auch noch klappen, davon ging er aus.
    Er mußte einen bestimmten Wagen erreichen. Welcher das genau war, wußte er selbst nicht, aber er würde es herausfinden. Und so setzte er seinen Weg fort.
    Er schob sich auf dem glatten Dach vorwärts, blieb dabei auf allen vieren und Raniel erreichte nach einer Weile den nächsten Wagen.
    Weiter in Richtung Lok.
    Die Abteile unter ihm gehörten noch zur ersten Klasse, das wußte er. Und er wußte auch, daß er dort John Sinclair, dessen Freundin und die anderen nicht finden würde. Wären sie dagewesen, hätte er es mit seinem untrüglichen Instinkt wahrgenommen.
    Er lächelte, denn plötzlich kamen ihm seine Eltern in den Sinn. Sie waren nicht seine leiblichen gewesen, sie hatten ihn, das Findelkind, nur aufgezogen.
    Das aber lag lange zurück, sehr lange…
    Heute hatte er andere Aufgaben zu erledigen. Er war zu einem Jäger geworden, denn er wußte, daß uralte Kräfte überlebt hatten. Daß die Kreaturen der Finsternis aus tiefer vorbildlicher Zeit es verstanden hatten, zu überleben.
    Dem wollte und mußte er einen Riegel vorschieben. Deshalb war er der Gerechte geworden.
    Er war ein Mensch, der mit dem Tod auf du und du stand, was ihm nichts ausmachte, denn daran hatte er sich gewöhnt.
    Der nächste Wagen.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung hatte er dessen Dach erreicht. Dort duckte er sich für einen Moment, eine Windbö schlug gegen seinen Körper, warf ihn aber nicht um, denn Raniel war zu stark.
    Der Zug stampfte weiter. Die Wagen zitterten. Eine lange Kurve lag vor der Schlange. Der Zug legte sich für einen Moment nach links, blieb dabei, und Raniel mußte achtgeben, daß er nicht zur Seite hin wegrutschte und über den Rand glitt.
    Er schaffte es.
    Er trotzte dem Wind und der Kälte. Er machte weiter. Nichts konnte ihn mehr aufhalten, und es dauerte nur kurze Zeit, bis er sein Ziel erreicht hatte.
    Diesmal befand er sich auf dem Dach eines Gepäckwagens. Unter ihm lagerten die Pakete, die Kisten und anderen Sendungen, die in Warschau ausgeladen wurden.
    Er spürte allerdings auch, daß sich nicht weit von ihm entfernt, allerdings unsichtbar für ihn, jemand aufhielt, der es gewagt hatte, sich den Kreaturen der Finsternis zu stellen.
    Sinclair war dort unten.
    Die Frau ebenfalls.
    Und noch die drei anderen.
    Er spürte sie, denn sie strahlten etwas ab, das sie einfach nicht unterdrücken konnten. Es war eine schlimme Aura, die sich in all den vergangenen Zeiten gehalten hatte. Nichts hatte diesen Gruß aus der Urzeit zerstören können. Und es war zudem der Geruch des Bösen, der Niedertracht und des Todes, der den Gerechten umflorte.
    Hier war er richtig.
    Der Zug hatte die Kurve wieder verlassen und rollte jetzt ruhiger dahin.
    Raniel richtete sich auf.
    Wind schlug in sein Gesicht, er peitschte die langen, dunklen Haare weit zurück. Jetzt wurde die Sicht besser, und er entdeckte in der Ferne einen bleichen Schimmer. Dort lag eine größere Ortschaft. Wahrscheinlich war es schon Poznan, wo der Zug halten würde.
    Das gefiel dem Gerechten nicht. Er geriet etwas in Zeitdruck. Dann faßte er unter seinen Mantel.
    Er zog eine Waffe hervor. Der lange Gegenstand sah aus wie ein Stab. Im Prinzip war er das auch, nur wer näher hinschaute, stellte schnell fest, daß mit diesem Stab auch gekämpft werden konnte.
    Raniel hielt ein Schwert in der Hand.
    Er wagte es, richtete sich auf, schwang das Schwert in die Höhe, und dabei veränderte es sich. Plötzlich war es genauer zu erkennen, und wiederum unterschied es sich von einer normalen Waffe.
    Dieses Schwert bestand aus Glas.
    Raniel schlug zu!
    ***
    Ich hatte die Tür des Gepäckwagens mit dem Vierkantschlüssel geöffnet und spielte alles oder nichts. Ich mußte es einfach tun, um Jane Collins zu retten.
    Ob sie sich schon jetzt in einer lebensbedrohlichen Lage befand, das wußte ich nicht, rechnen mußte ich mit allem, und deshalb sprang ich mit gezogener Waffe in den Waggon.
    Während ich über die Schwelle eilte, hatte ich plötzlich das Gefühl, als hätte jemand die Zeit angehalten. Ich fühlte mich umgeben von einer anderen Zeit, von einer anderen Ebene oder Dimension, und ich wunderte mich darüber, was ein Mensch innerhalb weniger Sekunden doch alles aufnehmen konnte.
    Das Bild war einfach genial und gleichzeitig gefährlich. Ich erkannte Henry O.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher