Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
drückte seinen Körper zurück und tat so, als käme er mit dieser Antwort nicht zurecht. »Elohim… Elohim…«, murmelte er. »Es ist ein seltsamer Name, einer, der mir gar nicht gefällt.«
    »Warum nicht?«
    »Er klingt so alt, verstehst du?«
    »Das ist er auch.«
    Sellnick verengte die Augen. »Zu alt für mich.« Er blähte seine Nasenlöcher auf wie ein Pferd die Nüstern. »Ich mag es nicht, wenn ich zu alte Namen höre.«
    »Warum?«
    »Warum?« wiederholte er und leckte dabei seine sowieso schon feuchten Lippen. Die Zunge sah aus wie ein breiter, poröser Schlauch. »Ich will dir den Grund sehr gern sagen. Ich hasse diese alten Namen, denn sie sind mir zu biblisch.«
    Elohim schwieg.
    »Hast du gehört?« Er packte den Jungen an den Schultern und schüttelte ihn durch.
    »Ja, ich weiß es.«
    »Gut, sehr gut!« sagte Sellnick. »Jetzt will ich nur noch von dir wissen, wer dir den Namen gegeben hat. Ich merke genau, daß es nicht nur der Name ist, der mich reizt. Es ist auch deine Person, in der etwas gegangen ist, das mir noch weniger paßt. Du bist ein Feind, ich weiß es. Wer gab dir diesen Namen.«
    »Die Eltern…«
    »Gut, schon die Hälfte.« Sellnick sprach und schlürfte dabei. Seltsamer Speichel sprühte von seinen Lippen. Es war ein stinkendes widerliches Zeug. »Ich will die Namen wissen…«
    »Du wirst sie nicht kennen.«
    »Sag sie!«
    Elohim hätte die Namen ganz locker aussprechen können, das aber tat er nicht. Er brachte sie kaum über die Lippen, und nur ein Murmeln drang dem Fragenden entgegen. »Raniel ist mein Vater.« Mit Schrecken dachte der Junge an ihn, der ihn so verlassen. Seine Stimme wurde noch leiser. »Meine Mutter war Lilith.«
    So leise er auch gesprochen hatte, Sellnick hatte ihn trotzdem verstanden. Er riß die Arme halbhoch, erschien zu erstarren, und hinter der Haut in seinem Gesicht zeichnete sich plötzlich eine grellgrüne Farbe ab, die sich auch in seinen Pupillen einnistete und dort wie Feuer funkelte. »Lilith, die Hure des Himmels? Die Geliebte Luzifers, unseres Schöpfers?«
    Der Junge nickte.
    Sellnick riß den Mund weit auf. »Ja, das ist richtig, das ist wunderbar. Lilith, die große Hexe, die erste, eine, die auf unserer Seite steht. Oder nicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Doch, sie steht auf unserer Seite. Wenn sie deine Mutter ist, gehörst auch du zu uns.« Er kicherte.
    »Dann wirst auch du dich gegen die anderen stellen. Ich bringe dich schon dazu. Ich weiß nicht, ob ich dich töten werde, ich hatte es vorgehabt, aber jetzt, wo ich weiß, wer du bist, überlege ich es mir.« Er trat einen Schritt zurück. »Steh auf!«
    »Nein!«
    »Hoch!«
    »Ich kann nicht!«
    Sellnick war irritiert. »Warum nicht?«
    »Da hält mich was fest!«
    Er wollte es zuerst nicht glauben, bis er den Fuß des Jungen sah. Um den rechten Knöchel hatten sich die Finger einer Totenklaue geklammert, als wären sie eine Zange. Die Klaue schaute aus dem Grab hervor und ein Teil des Unterarms ebenfalls.
    Sellnick überkam die Wut. Es war nicht falsch, daß dieses Wesen das Grab verlassen wollte, aber in seine neuen Pläne paßte es einfach nicht hinein. Er hatte vorgehabt, einen Austausch durchzuführen.
    Der Tote, der bisher noch in seinem Sarg lag, hätte seine letzte Ruhestätte dort finden sollen, wo die Hand der Kreatur aus dem Boden ragte. Doch Elohims Geständnis hatte alles gedreht. Die Kreatur sollte bleiben, wo sie war, zumindest so lange, bis Sellnick alles gerichtet hatte. Sie würde schon neue Nahrung erhalten.
    Er trat gegen die Knochen.
    Das Brechen hörte er sehr genau. Es klang, als wären kleine Zündhölzer zerknackt worden. Die Hand fiel nicht ab, sie zuckte nur noch, dann verschwand sie wieder.
    Elohim hatte zugeschaut. Er war froh, sich wieder normal bewegen zu können, aber er kam mit dieser Sache einfach nicht zurecht. Für ihn gab es keinen Grund, so zu handeln, und das sagte er auch dem Mann mit dem Zopf.
    »Du willst wissen, warum ich das getan habe?«
    »Ja.«
    »Ich habe meine Pläne geändert. Ich will einfach nicht, daß gewisse Dinge so laufen, wie ich es geplant habe.« Er breitete die Arme aus, als wollte er Elohim umfangen. »Mit dir habe ich nicht gerechnet, aber ich spürte sofort, daß du etwas Besonderes bist. Ich lasse die Kreatur in der Tiefe der Erde liegen, ich werde keinen Austausch mit der Leiche vornehmen. Dieses Geschäft ist für mich zunächst gestorben, denn ich habe andere Pläne, in denen du eine besondere Rolle spielst.« Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher