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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
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er sich eine Maske übergestreift, die an Abstrusem und Widerlichkeiten nicht mehr zu überbieten war.
    Er war die perfekte Reinkarnation einer Kreatur der Finsternis. So wie er sahen im Prinzip alle Urdämonen aus, denn die Häßlichkeit sollte das abgrundtief Böse ausstrahlen.
    Sein Gesicht bestand aus mehreren Teilen, die von innen leuchteten und deshalb so gut zu erkennen waren. Aus seinen beiden Wangen schauten zwei Mäuler hervor. Das rechte erinnerte mich an das Maul eines Fisches, das linke an die weit geöffnete Schnauze eines zähnefletschenden Gorillas, und auch in der Mitte, wo sich normalerweise sein Mund befand, war ebenfalls ein Maul zu sehen.
    Ein tierisches Etwas, widerlich in seiner Form, vorgeschoben und gleichzeitig plattgedrückt, als hätten sich Schwein und Wolf gekreuzt.
    Auch dieses Maul stand weit offen. Dampfschwaden drangen aus ihm hervor und zischten leise. Die Zähne hatten sich in einem mörderischen Gebiß zusammengefunden. An ihren Enden waren sie spitz angefeilt worden und sahen aus, als warteten sie auf ihre Beute.
    Auch die Arme konnten nicht mehr zu einem Menschen gehören, denn derartige Krallen paßten zu einem Ungeheuer. Die Spitzen der Finger hatten sich in Nägel verwandelt, und sie waren wie kleine Dolche in die Haut des Jungen gefahren.
    Jane und ich taten nichts.
    Wir warteten, denn auch die Kreatur der Finsternis wartete ab. Sie wollte uns wahrscheinlich Gelegenheit geben, alles genau aufzusaugen und nichts auszulassen.
    Ich hatte mich während des Schusses hinter dem Grabstein aufgehalten und drückte mich nun höher.
    Janes zischelnde Stimme erreichte mein Ohr. »Was willst du tun, John?«
    »Im Moment nichts.«
    »Kommen wir überhaupt an den Jungen heran?«
    »Keine Ahnung.«
    »Nimm dein Kreuz!«
    »Klar, das werde ich auch.« Mein Lachen klang leise. »Aber ich stehe der Kreatur nicht allein gegenüber. Wenn Sellnick merkt, was ich vorhabe, wird er sofort reagieren und versuchen, Elohim zu töten. Das können wir auf keinen Fall zulassen.«
    »Er wird es so oder so tun.« Jane preßte für einen Moment die Lippen zusammen, bevor sie weitersprach. »Weißt du, ich habe immer gedacht, daß er einen besonderen Vater hat, der gleichzeitig auch sein Schutzengel ist. Aber wo, zum Henker? Wo steckt er?«
    »Keine Ahnung.«
    »Eben. Auf diesen Raniel ist auch kein Verlaß.«
    Während Jane sprach, hatte ich Sellnick und auch seine Geisel nicht aus den Augen gelassen und meine Hand sehr behutsam bewegt. Ich wollte und mußte das Kreuz haben, denn nur damit konnte ich diese Urkraft zerstören. Unter dem Zeichen des Kreuzes war einmal das Böse besiegt worden, und das sollte auch so bleiben.
    Urplötzlich war es mit der Ruhe vorbei.
    Da bewegte sich der Mann, der einmal ein Mensch gewesen war und Sellnick geheißen hatte.
    Er ging vor und schob Elohim ebenfalls weiter. Noch waren sie so dicht zusammen, daß ich mich einfach nicht traute, etwas zu unternehmen. Ich mußte abwarten und auf einen Fehler seinerseits hoffen. Zudem wußte ich etwas über den Jungen. In ihm existierten Kräfte, die durchaus in der Lage waren, denen eines Henry O. Sellnick Paroli zu bieten, aber in diesem Fall schienen sie den Jungen verlassen zu haben, denn er tat nichts, um etwas an seinem Zustand zu ändern. Er konnte es nicht, er wurde vorgeschoben und machte den Eindruck einer Person, die längst aufgegeben hatte.
    »Laß ihn los!«
    Es war ein erster Versuch, etwas zu ändern, aber daran dachte die Kreatur nicht im Traum. Obwohl sich ihr Gesicht verändert hatte, war sie in der Lage, sprechen zu können, auch wenn die Worte blubbernd aus ihrem Maul flossen.
    »Er ist fast wie ich. Aber er will nicht an meiner Seite bleiben. Deshalb werde ich ihn töten müssen, und ich werde auch euch töten, verdammt noch mal!«
    »Versuche es! Laß den Jungen frei. Ich stelle mich gern als Geisel zur Verfügung.«
    »Du?« brüllte er.
    »Ja, genau. Schau her, dann kannst du erkennen, daß ich es ehrlich meine.« Ich spreizte meinen rechten Arm vom Körper ab und schleuderte die Beretta weg.
    »Bist du verrückt, John?« keuchte Jane.
    »Nein, nur etwas.«
    Sellnick hatte es gesehen. Er ging weiter auf uns zu, Elohim eng an sich gepreßt. »Es hat alles keinen Sinn«, sagte er blubbernd, und sein häßliches Maul vorn bewegte sich hektisch. »Es hat überhaupt keinen Sinn. Ich brauche eure Leichen, und mit ihm fange ich an!«
    Er hatte den Jungen gemeint, und ich wußte, daß es ihm verdammt ernst war.
    Ich
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