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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
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streckte dem Jungen seinen rechten Arm entgegen. »Komm her zu mir. Steh auf, ich will dich behalten. Wir werden ins Haus gehen und gemeinsam reden. Vielleicht treffen wir dort meinen Freund Rabanew, der hier den Friedhof gehütet hat.«
    »Den treffen wir nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Er ist vernichtet.«
    Es fiel Sellnick schwer, dieses Geständnis zu begreifen. Er mußte schlucken und hatte das Gefühl, als würde Eiswasser durch seine Adern strömen.
    »Wir treffen ihn nicht mehr, sagtest du?«
    »So ist es.«
    Sellnicks Augen weiteten sich. Dabei veränderten sich auch die Pupillen, und der Junge hatte das Gefühl, in fremde Welten zu starren. Er wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. »Sag nicht, daß du es getan hast.«
    »Doch, das habe ich.«
    »Du hast ihn vernichtet?«
    »Ich war stark!« flüsterte Elohim.
    Sellnick verzog den Mund. »Das mag sein, aber ich bin stärker, verstehst du das?«
    Der Junge hob die Schultern. »Vielleicht bist du stärker als ich. Aber nicht so stark wie mein Vater. Wenn er hier erscheint, wird er alle vernichten, die in dieser unheiligen Erde begraben sind. Er haßt die Kreaturen der Finsternis, und ich hasse sie auch. Ich habe meine Mutter vergessen. Ich stehe nicht mehr auf ihrer Seite, ich schwanke auch nicht mehr zwischen dem Licht und der Dunkelheit. Ich habe mich für die andere Seite entschieden, zu der du nicht gehörst.«
    »Das ändert alles.«
    »Ich weiß.«
    »Dann wirst du hier deinen Tod finden. Ich kann es nicht zulassen, daß ich von Feinden umgeben bin, auch wenn du nur allein bist. Ich werde dich hier töten und auch hier begraben. Für dich wird ein anderer freikommen, denn so sehen es die Gesetze vor. Ich habe diesen Austausch ermöglicht, ich werde ihn fortführen, denn es gibt niemand, der mich aufhalten könnte.«
    »Meinst du das wirklich, Sellnick?«
    Der Beerdigungsunternehmer schrie vor Überraschung auf und fuhr herum.
    Was er sah, wollte er kaum glauben.
    Auf einem der gekippten und schräg stehenden Grabsteinen hockte die Blonde aus dem Zug…
    ***
    »Jane Collins!« brüllte er.
    Die Detektivin nickte. »Ja, du hast richtig geschaut. Ich bin es tatsächlich!«
    Sellnick konnte es noch immer nicht fassen. Er bewegte sich nicht, sein Blick galt einzig und allein dieser Person, die so locker auf der grauen Grabplatte hockte. Sie hatte die Beine angezogen, das halblange Haar nach hinten gekämmt, und ihr Gesicht sah aus, als wäre es aus poliertem Marmor.
    Es schimmerte bleich in der Finsternis, nur die Augen waren dunkler.
    Elohim wußte ebenfalls nicht, was er sagen sollte. Er war zumindest ebenso überrascht wie Sellnick.
    Im Gegensatz zu ihm allerdings konnte er mit Jane nichts anfangen, aber er spürte, daß sie und der Mann Feinde waren.
    »Wo kommst du her?«
    »Ich bin da. Nur das ist wichtig.«
    »Und was willst du?«
    »Den Jungen!«
    »Von mir, nicht wahr? Ich soll ihn einfach hergeben - oder?«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    Sellnick wußte nicht, was er sagen sollte. So etwas war ihm noch nie vorgekommen. Er sah es als eine Unverfrorenheit an, und innerlich erstickte er fast an seiner Wut. »Nein, der gehört mir. Ich habe ihm den Tod und auch das Grab versprochen. Jeder, der mich stören will, muß damit rechnen, zu sterben. Auch du!«
    Jane ließ sich nicht beirren. »Komm zu mir, Elohim. Ich weiß, wer du bist. Wir haben einen gemeinsamen Freund, und der hat mir von dir berichtet. Du kennst doch John Sinclair, nicht wahr?«
    Elohim staunte. »John…?« keuchte er, » der John Sinclair?«
    »Ja, der! «
    »Ist er hier?«
    Jane kam nicht mehr dazu, ihm eine Antwort zu geben, denn Sellnick mischte sich ein. »Alvin!« brüllte er. »Alwin! Töte sie!« Um nicht in der Schußlinie zu stehen, bewegte er sich zur Seite und gleichzeitig nach hinten weg.
    Alvin hatte bisher neben dem Sarg gestanden, wie auch der Fahrer. Er kam nicht mehr mit dem zurecht, was sich hier abspielte, aber er wußte, in wessen Sold er stand.
    Der Fahrer war völlig von der Rolle. Totenbleich wie er war, erinnerte er mehr an ein Gespenst, als an einen Menschen.
    »Alvin! Los, töte sie!«
    Nach dem zweiten Ruf duckte sich der Angesprochene, hatte aber kapiert. Seine Hand zog die Waffe hervor. Er stand ziemlich weit weg. Um in der Dunkelheit ein genaues Ziel zu bekommen, mußte er sich auf die Frau zubewegen.
    Auch Sellnick blieb nicht stehen. Für ihn war es wichtig, an den Jungen heranzukommen.
    Elohim hätte einfach gewarnt sein
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