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082 - Die weisse Frau

082 - Die weisse Frau

Titel: 082 - Die weisse Frau
Autoren: Frank Sky
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der weißen Frau kam. Seine schwarze Hand legte sich in die Ulrikes. Die andere griff nach der Henkerskapuze, packte sie und schleuderte sie ins Feuer, wo sie sich in einem violetten Licht auflöste. Allmählich verwischten sich die Konturen der beiden Gestalten, bis sie schließlich nur noch ein kaum erkennbarer Hauch waren, der sanft in die Grabkammer wehte.
    „Wollen Sie mich nicht endlich losbinden, Andreas?“ fragte Anne Bloom leise.
    „Entschuldigen Sie, Anne.“
    Dr. Schwab befreite sie. Seine Hände zitterten noch immer. Als Anne endlich von der Folterbank steigen konnte, gab er ihr sein Hemd, und sie streifte es sich über, um ihre Blößen zu bedecken. Dann beugte sie sich zu Keschmer hinab und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Sie brauchen keine Angst mehr zu haben“, sagte sie weich. „Es ist alles vorbei.“
    Der Schwachsinnige richtete sich auf und blickte sich furchtsam um. Sein gestörter Geist war nicht in der Lage, die Eindrücke richtig zu verarbeiten.
    „Wir müssen durch den Schacht hinausklettern“, sagte Dr. Schwab.
     

     

Als sie Minuten später völlig durchnäßt durch das Portal ins Schloß zurückkehrten, kam ihnen Dr. Lohmann, Frau von Stöckingen, Anton Grünwald und einige weitere Lehrer entgegen.
    „Wo kommen Sie denn her?“ fragte Lohmann.
    „Wir haben einen kleinen Bummel durch den Park gemacht.“ Schwab lächelte.
    „Dabei haben Sie aber das verkehrte Hemd angezogen“, sagte Lohmann bissig.
    „Es war etwas anders, als wie Sie es sich vorstellen“, erwiderte der Mathematiklehrer. Er hatte keine Lust, sich mit dem offensichtlich gereizten Dr. Lohmann auf ein Streitgespräch einzulassen. „Sie sehen so unzufrieden aus, Lohmann“, bemerkte er jedoch. „Hat die Geisterbeschwörung nicht geklappt?“ „Natürlich nicht. So ein Blödsinn!“ „Ich weiß überhaupt nicht mehr, wieso ich auf so etwas hereinfallen konnte“, sagte Frau von Stöckingen ärgerlich.
    „Das kann ich mir allerdings auch nicht vorstellen“, entgegnete Dr. Schwab lächelnd. „Anne, was meinen Sie?“
    Anne Bloom war restlos erschöpft, zugleich aber so erleichtert, dem grausigen Schicksal entkommen zu sein, daß sie auf seinen Scherz einging.
    „Sie haben an eine Geisterbeschwörung geglaubt, Frau von Stöckingen? Das kann ich mir nicht vorstellen.“
    „Ich möchte wirklich wissen, warum die weiße Frau nicht erschienen ist“, sagte Anton Grünwald zornig.
    „Zum Teufel, so etwas ist mir noch nie passiert!“
    Dr. Schwab beugte sich vor und sagte: „Kriechen Sie in die Folterkammer hinunter! Dann werden Sie sehr schnell wissen, daß die weiße Frau gar nicht kommen konnte. Sie hat nämlich das Zeitliche gesegnet.“
    Allmählich begriffen die Lehrer und die Schulleiterin, was geschehen war. Jetzt kamen die Fragen wild durcheinander, aber Anne Bloom schüttelte nur den Kopf.
    „Morgen“, sagte sie müde. „morgen werde ich alles erzählen. Jetzt möchte ich nur noch schlafen. Doch kümmern Sie sich bitte, noch um den alten Keschmer. Ihm habe ich es zu verdanken, daß alles gut ausgegangen ist.“
    Dr. Lohmann legte ihr einen Arm um die Schulter und brachte sie die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf.
     
     
     
    ENDE
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