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0815 - Die Höllenbestie

0815 - Die Höllenbestie

Titel: 0815 - Die Höllenbestie
Autoren: Jason Dark
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dick.
    Amy Lester trank den Magenbitter, stellte das leere Fläschchen zur Seite und schüttelte sich. Sie zwinkerte mit den Augen, drückte gegen ihren Leib und nahm wieder Platz.
    »Geht es dir gut, Mutter?«
    »Ja, ich bin okay, Jake.«
    Suko und ich schwiegen. Wir hatten etwa eine Stunde im kleinen Haus der Lesters gesessen und uns die Lebensgeschichte der Amy Lester angehört, die eng mit der ihres Sohnes verbunden war. Und wir wussten nun, dass wir den Falschen verdächtigt hatten. Der Lehrer Jake Lester war nicht der untote Killer, der Mister Amok genannt wurde und für uns inzwischen zu einer Höllenbestie geworden war.
    Ihm galt unsere Jagd.
    Aus Geheimdienst-Archiven hatten wir einen Film zu sehen bekommen, der zeigte, wie brutal dieser un- und nichtmenschliche Killer vorging. Er tötete die Menschen wie Fliegen, dabei war er selbst so gut wie unverwundbar. Zwar sah er aus wie ein Mensch, doch er war keiner. Man hatte ihn zu einem Geschöpf der Hölle gemacht.
    Ja, gemacht, denn von seiner echten Mutter war er sicherlich nicht als solches geboren worden.
    Amy wandte sich an uns. Sie hatte sich zuvor den Schweiß von ihrer Stirn getupft. »Jetzt werde ich Sie beide fragen, ob Sie mir auch glauben, meine Herren?«
    »Wir glauben Ihnen«, sagte ich.
    Amy Lester musste lachen. Es klang nicht fröhlich. »Das haben die Ärzte und Krankenschwestern damals im Hospital nicht getan. Sie hielten mich für überdreht, für eine Spinnerin, für eine, die den Schock dieser schrecklichen Geburt nicht überwunden hatte. Da irrten sie sich. Ich habe es erlebt, ich sah diese Frau zum ersten Mal vor dem Fenster schweben, und sie hielt tatsächlich einen kleinen Jungen fest, ein Baby. Jakes Zwillingsbruder, den wir Jory hatten nennen wollen. Ich weiß nicht, wie er jetzt heißt, aber ich traue dieser Person auch zu, dass sie ihn ebenfalls so genannt hat, von getauft kann man da nicht sprechen.«
    Ich nickte und schaute dabei zu Boden. »Nun, Mrs. Lester, ich möchte noch einmal auf die Frau zurückkommen, wenn Sie gestatten.«
    »Immer.«
    »War sie wirklich eine normale Frau?«
    Jake mischte sich ein. »Wie meinen Sie das?«
    »Nur eine Frau?«
    Er runzelte die Stirn und wandte sich an seine Mutter. »Hast du nicht mal etwas anderes gesagt?«
    »Ja, ich dachte daran. Habe es auch ausgesprochen.«
    »Was denn?« fragte Suko.
    Amy kam wieder auf die Ärzte zu sprechen. »Ihnen habe ich damals, als Jake gerade zwei Wochen alt war, berichtet, dass diese Frau für mich keine Frau ist, sondern eine Hexe. Ja!« Sie nickte sehr heftig. »Ich habe sie als eine Hexe bezeichnet. Sie sah zwar so aus wie ein Mensch, aber da steckt doch mehr dahinter.«
    »Können Sie die Frau beschreiben?«
    »O ja, das kann ich – o ja. Ich habe sie zwar kaum gesehen, ihr Anblick hat sich aber sehr bei mir eingeprägt. Sie war irgendwie auch anders.«
    »Wie anders, Mrs. Lester?«
    »Glauben Sie, das weiß meine Mutter jetzt noch, Mr. Sinclair?«
    »Doch, doch, Jake, ich weiß es genau. Sie war… sie war … ja, sie war so grau.«
    Wir schwiegen.
    Amy Lester überlegte weiter. »Eine graue Maus, sagt man. Sie hatte ein so graues Gesicht. Sie war farblos, nur ihre Augen waren anders. Deren Farbe wechselte, denke ich.«
    »Hatten Sie Furcht vor dem Blick?«
    »Ja, und wie. Diese Augen werde ich nie vergessen. Sie haben mich regelrecht hypnotisiert. Ich sehe mich noch heute auf der regennassen Straße liegen. Ich hatte irrsinnige Schmerzen, das können Sie mir glauben. Ich habe kurz zuvor erleben müssen wie mein Mann starb, und nur der Gedanke an die beiden Kinder hat mich überhaupt am Leben gelassen. Ansonsten wäre ich gestorben. Ich wollte, dass die Kinder leben, deshalb war ich voll bei Verstand und bekam alles so genau mit, bis sich dann das Gesicht der Hexe in mein Blickfeld schob. Zuerst war ich froh, ich dachte an eine Hilfe, das ist auch der Fall gewesen, aber später musste ich meine Meinung revidieren.« Sie schaute aus dem Fenster, als würde dort die Vergangenheit wieder lebendig. »Sie hat mir meinen zweiten Sohn genommen. Sie hat alles genau arrangiert. Sie besitzt schlimme Kräfte, eben Hexenkräfte. Ich glaube auch nicht, dass der Unfall eine normale Ursache hatte, obgleich die Straße nass und rutschig war. Aber Sam war eben ein sehr guter Fahrer.«
    »Wann ist Ihnen zu Bewusstsein gekommen, dass man Ihr zweites Kind geraubt hat?« wollte Suko wissen.
    »Später, als ich im Krankenhaus lag. Es ging ja alles so schnell. Kurz nach dem
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