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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Stephanie Seidel
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wieder zu vergessen, dass der Schlauch längst leer war. Auch jetzt schüttelte er ihn wieder. »Bereust du irgendwas?« , fragte er dann.
    Jed hob die Schultern. »Nun… zum Beispiel die Entscheidung, auf diesen Berg zu steigen… ja, man könnte sagen, dass ich das ziemlich bereue.«
    Daves Lachen endete in einem langgezogenen Gähnen. »Jep, das war wohl ein Fehler. Aber wenn das alles ist.«
    Nein , dachte Jed, das ist längst nicht alles. Ich bereue jeden verschwendeten Tag in diesem verdammten Bunker, jede Stunde, in der ich mich vor der Welt verkrochen habe, und die vielen Male, wo ich Majela zurückgestoßen habe, weil ich ihr einfach nicht verzeihen konnte. Ich bereue, dass ich ein Idiot war, und ich bereue, dass Blacks Freundin gestorben ist.
    Das alles wollte er sagen, aber stattdessen fragte er nur: »Und was bereust du?«
    Schweigen antwortete ihm. Zuerst glaubte Jed, dass Dave darüber nachdachte, doch als er nach einer Weile den Kopf drehte, sah er ihn schlafend auf dem Boden liegen.
    »Alles vorbei…« , flüsterte er mit schweren Lidern und schloss die Augen.
    ***
    »Wird unser Vorrat reichen, um die Käfer zu vertreiben?« , fragte Aruula nachdenklich, während sie Maddrax und Rulfan aus dem Wald hinaus auf offenes Gelände folgte. Die beiden Männer hatten endlich einen Pfad entdeckt, der zurück an den Rand des Hochplateaus führte. Hinter den beständig lichter werdenden Bäumen war Nebel zu erkennen. Er bewegte sich an der Peripherie der gewaltigen Wolkensäule, die noch immer über der Schlucht stand und gegen den blauen Himmel wie ein festes Gebilde aus Stein wirkte. Offenbar waren sie auf ein paar hundert Meter genau an derselben Stelle wieder angekommen, an der sie das Hochplateau betreten hatten.
    Aruula ließ den Ballen trockener Sträucher von ihrer Schulter gleiten, hielt an und atmete ein paar Mal tief durch. Ihre Hände schmerzten vom Griff in das stechende, harte Grasgeflecht, das die Sträucher zusammenhielt; ihre Augen brannten und der Kopf tat weh.
    Maddrax schaute sich nach ihr um, machte kehrt und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Sollen wir eine Pause machen?« , fragte er. Blass und übernächtigt sah er aus. Aruula winkte ab.
    »Es geht schon« , log sie tapfer.
    Dann zeigte sie auf die silbergrauen Ven'dava-Sträucher und wiederholte ihre Frage.
    Maddrax nickte zuversichtlich.
    »Erinnerst du dich an den Qualm, den die kleine Handvoll Zweige produziert hat, die ich gestern ins Lagerfeuer geworfen habe? Mit drei Ballen räuchern wir mehr als nur die Kristallfestung aus!« Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.
    »Pass auf: Wenn wir fertig sind, wird der Kratersee zur käferfreien Zone erklärt!«
    Aruula lachte. Rulfan kam heran, mit Wulf auf Tuchfühlung neben sich. Der Lupa wich keinen Augenblick mehr von der Seite seines Herrn; es sah fast so aus, als habe er ein schlechtes Gewissen und sei um besonders gutes Benehmen bemüht. Wie Matt war auch der Albino blass und übernächtigt. Seine ohnehin helle Haut wirkte beinahe durchsichtig, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    Rulfan gähnte verhalten und zeigte in Richtung Wolkensäule. Der Waldrand dahinter beschrieb einen leichten Bogen. »Da vorn verengt sich die Schlucht« , meldete er. »Wir sollten uns das mal aus der Nähe ansehen - vielleicht finden wir dort eine Möglichkeit, auf die andere Seite zu kommen:«
    »Vielleicht ist…« , begann Matt hörbar gereizt, brach dann jedoch ab und schüttelte den Kopf. Aruula seufzte nur, griff nach den Sträuchern, wuchtete sie schwungvoll auf ihre Schulter und zwängte sich damit demonstrativ zwischen den beiden Männern hindurch. Irgendwann - das war unausweichlich - würde dieses ewige Machtgerangel um die Führungsposition in einem großen Knall enden.
    ***
    Eine halbe Stunde später machte Aruula die alles entscheidende Entdeckung.
    Die Freunde hatten den Rand der Schlucht erreicht und festgestellt, dass der vermeintliche Nebel Rauch war - und keineswegs aus der Tiefe kam. Vielmehr stieg er irgendwo über den Wipfeln des jenseitigen Waldes auf! Aus irgendeinem Grund waren Maddrax und Rulfan so von dieser Erkenntnis fasziniert, dass sie keinen Blick mehr von den verräucherten Bäumen ließen und sich in Spekulationen darüber ergingen, was in diesem Wald wohl brennen mochte. Aruula hingegen wandte sich praktischeren Überlegungen zu.
    Wie kommen wir auf die andere Seite? , fragte sie sich, die Hände in die Seiten gestemmt und gefährlich nahe am Rande des Abgrunds
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