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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Stephanie Seidel
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eine Wolke von Plagegeistern aus ihren Haaren. »Dann hoffen wir…«
    »Hier!«
    Aiko fuhr herum. Honeybutt kniete auf Pieroos Bett und hielt triumphierend ein aufgerissenes Metallgitter hoch.
    »Ich hab das Leck gefunden.«
    Hastig begann sie Handtücher in die Öffnung zu stopfen. Käfer quollen ihr entgegen. Aiko beugte sich über Pieroo und wischte die Käfer so gut es ging beiseite, während Honeybutt den Lüftungsschlitz weiter abdichtete. Aus dem gelben Fluss wurde ein Bach, dann ein Rinnsal, bis er schließlich ganz versiegte.
    »Gut gemacht« , sagte Aiko und begann die Käfer rund um sich herum zu zertreten. Honeybutt lächelte, sprang vom Bett auf und folgte seinem Beispiel.
    Majela betrachtete unterdessen das Metallgitter. »Es wurde verbogen« , sagte sie. »Pieroo muss sich hineingekrallt haben, als die Schmerzen zu stark wurden.« Sie sah auf. »Wir müssen ihm endlich helfen, auf die eine oder andere Weise. Kein Mensch sollte derart leiden.«
    Auf die eine oder andere Weise. Ihre Worte standen im Raum und ließen sogar das Brummen der Käfer beinahe verstummen. Aiko sah, wie Honeybutt mitten in der Bewegung innehielt. Sie wusste ebenso wie er selbst, was Majela damit meinte. In den letzten Wochen, als das tatsächliche Ausmaß von Pieroos Krankheit langsam deutlich wurde, hatte er öfter darüber nachgedacht.
    Die Tumore zerfraßen seinen Körper wie eine Säure, und es gab kaum etwas, das sie dagegen tun konnten.
    »Lasst es uns noch ein wenig auf die eine Weise versuchen, bevor wir uns über die andere Gedanken machen« , sagte er trotzdem. »Wir räumen hier auf und machen weiter wie geplant. Und wenn wir schon Pieroos Leben nicht retten können, sollten wir ihm zumindest das Sterben so leicht wie möglich…«
    Er ließ den Satz ausklingen, als er Majelas warnenden Blick bemerkte.
    O nein , dachte er. Halb ahnend, halb wissend, was ihn erwartete, drehte er den Kopf.
    Pieroo starrte ihn an. Die Decke war von seinem Gesicht gerutscht und lag auf seinen Schultern. Käfer krochen durch seine Haare und seinen Bart, aber er schien sie nicht zu bemerken, sah nur mit einem undeutbaren Ausdruck in den Augen von Aiko zu Honeybutt und Majela und zurück zu Aiko.
    Die Stille zog sich in die Länge, wurde nur gestört vom Brummen der Käfer und dem gelegentlichen Knacken ihrer Flügel.
    »Wann werd ich sterbe?«
    Aiko senkte den Kopf und betrachtete seine Hände. »Wir wissen es nicht genau, Pieroo. Vielleicht in ein paar Wochen.«
    Er hörte den Barbaren tief einatmen.
    »Und das habter mir nich gesacht?«
    »Nein. Wir dachten, das Wissen würde dich zu sehr belasten. Wir…«
    Aiko brach ab, als ihm klar wurde, wie bevormundend seine Begründung klang.
    »Wer is wir ?«
    »Wir alle… es gab ein paar Diskussionen, weil nicht jeder damit einverstanden war, aber schließlich haben wir uns darauf geeinigt.« Er sah Pieroo an.
    »Wir wollten es dir leichter machen.«
    Der schüttelte den Kopf und drehte sich auf die Seite. »Nee, das stimm nich« , sagte er so leise, dass er kaum zu verstehen war. »Ihr wolltets euch leichter mache. Freunde tun so was nich.«
    Aiko wollte ihm widersprechen, wollte erklären, wie heftig sie darüber gestritten und diskutiert hatten und wie schwer ihnen die Entscheidung schließlich gefallen war. Aber schließlich schwieg er, weil ein Teil von ihm spürte, dass Pieroo Recht hatte.
    »Lasst uns weitermachen« , sagte Aiko.
    ***
    »Shit!« , fluchte Matt. Wulf kam auf ihn zugeflogen wie ein Höllendämon; Mordlust in den eisblauen Augen und durch nichts mehr aufzuhalten. Matt war für eine Zehntelsekunde wie paralysiert - eine Zeitspanne, die über Leben und Tod entscheiden konnte.
    Im Flug öffnete sich Wulfs lange spitze Schnauze, und zwei Doppelreihen furchteinflößender Zähne zielten auf Matts Kehle.
    Matthew riss den Driller hoch - zu spät. Bevor er zum Schuss kommen konnte, trafen ihn Wulfs Vorderläufe vor die Brust und schleuderten ihn zurück.
    Glücklicherweise, denn so verfehlte das zuschnappende Raubtiergebiss seine Kehle.
    »Wulf!«
    Der Angriff des Lupa hatte nichts mehr von der sonst üblichen Eleganz des großen Jägers, war nur noch ein dumpfes Vorwärtsstürmen. Mit einem Sprung landete er auf der Brust des am Boden liegenden Mannes. Seine Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Ihre Blicke begegneten sich - Wolfslichter und blaugrüne Augen - doch es gab keine Verständigung zwischen den beiden ungleichen Wesen. Geschweige denn Gnade.
    »Wulf!«
    Matt schlug
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