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0792 - Die Jagd nach dem Amulett

0792 - Die Jagd nach dem Amulett

Titel: 0792 - Die Jagd nach dem Amulett
Autoren: W.K. Giesa
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»Was ist dir lieber: Spiegelei auf Brot oder Brot unter Spiegelei?«
    Sie begriff den Witz überhaupt nicht.
    »Egal«, sagte sie. Dann gab sie sich einen Ruck und wandte sich dem Wirt zu. »Ein halbes Baguette, Butter, etwas Wurst, viel Käse, ein Ei und eine kleine Kanne Kaffee für mich. Für Alain…«
    Der wohl beleibte Wirt mit dem schmalen Bärtchen lächelte. »Also zweimal Spiegelei auf Brot«, sagte er.
    Seufzend ließ sich Marlene an einem der Tische nieder. Alain folgte ihr.
    »Ich werde den Wirt fragen, ob wir hier ein Zimmer bekommen. Und ob es eine Werkstatt gibt«, meinte sie.
    »Du willst eine weitere Übernachtung?«
    Marlene zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es noch nicht genau«, sagte sie. »Aber ich bin nicht so richtig wach, und ich habe auch keine Lust, dich zu deinem Professor zu begleiten«, sagte sie. »Ich fahre dich allenfalls hin und hole dich irgendwann später wieder ab.«
    »Schon gut«, brummte er.
    Vom Nebentisch beugte sich der Geistliche, vor dem eine Tasse Kaffee dampfte, herüber. Er hatte, stellte Marlene fest, eine gewisse Ähnlichkeit mit Richard Chamberlain in ›Dornenvögel‹.
    »Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische, aber Ihr Gespräch konnte nicht unhörbar an mir Vorbeigehen. Es gibt hier zwar keine Werkstatt, aber wenn Sie Charles bitten, sich um Ihren Wagen zu kümmern, wird er das sicher gern tun.«
    »Charles?«
    »Unser Schmied«, lächelte der Geistliche. »Ach, verzeihen Sie - ich bin Pater Ralph. Nun, Charles kann nicht nur Hufeisen anfertigen und dergleichen; er kommt auch mit Autos zurecht. Zumindest wenn sie nicht zu neu und nur noch mit Elektronikchips vollgestopft sind.«
    »Als mein ›Döschewo‹ gebaut wurde, gab es nur Kartoffelchips«, erwiderte Marlene, und ein Lächeln überflog ihr Gesicht. Dann sah sie wieder zu dem Mann mit den dunklen Augen, und ihr Lächeln wurde stärker.
    Ohne sich umzuschauen, sagte Pater Ralph leise: »Mit dem würde ich mich an Ihrer Stelle nicht einlassen.«
    »Ist er der Teufel auf Seelenjagd?«, fragte sie etwas spöttisch.
    »Man weiß niemals genau, was er gerade plant«, umging Ralph eine konkrete Antwort. »Ich sage Charles Bescheid, dass er sich um Ihr Auto kümmert, ja?«
    »Wenn ich meinen Begleiter an seinem Ziel abgesetzt habe.«
    »Wo wir gerade beim Thema Ziel sind«, mischte sich Alain jetzt ein. »Sie können uns nicht zufällig verraten, wo wir Château Montagne finden?«
    Ralph lächelte. »Es gibt nur eine Straße, die am Ortseingang mündet und bergauf führt. Hinter einem Wäldchen erhebt sich das Château. Sie hätten es eigentlich von hier unten aus sehen müssen.«
    »Ein Loire-Schloss am Berghang, nicht im Flusstal?« Alain schüttelte den Kopf. »Mich wundert schon, dass so weit südlich noch etwas ist.«
    »Das Château hat eine uralte, sehr bizarre Geschichte«, sagte Pater Ralph. »Es ist vor nicht ganz einem Jahrtausend erbaut worden. Dämonen haben darin gehaust, die die Menschen zu ihren Sklaven machten.«
    »Und das glauben Sie, Pater?«, staunte Marlene.
    »Glauben und glauben sind zwei verschiedene Dinge«, erwiderte Ralph. »Ah, ich sehe, Ihr Frühstück kommt.«
    Von wegen Spiegelei auf Brot! Es kam genau das, was Marlene bestellt hatte. Für sie beide.
    Alain Cobain zeigte wenig Appetit. Es zog ihn immer unwiderstehlicher zum Château. Die Hälfte seines Essens ließ er stehen, nahm den Autoschlüssel und ging nach draußen. Er verabschiedete sich nicht einmal von Marlene.
    Sie lief ihm nach. »Soll ich dich nicht fahren und dann hier im Dorf die Reparatur machen lassen?«
    Er sah sie an wie ein Gespenst, ehe er nach einer halben Minute Pause antwortete. »Ich will das Auto startklar in der Nähe haben«, sagte er.
    »Vergiss nicht, dass es mein Auto ist«, erinnerte Marlene ihn.
    Alain zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Der Himmel über dem Dorf war dunkel und wolkenverhangen geworden. Jeden Moment konnte es anfangen zu regnen.
    »Und ich?«, fragte Marlene.
    Er zuckte wieder mit den Schultern. »Du wolltest doch sowieso nicht mit.« Er klemmte sich hinter das Lenkrad, ließ die Tür zuknallen und startete den 2CV. Zugleich kam der erste Donnerschlag des Gewitters. Große Regentropfen klatschten vom Himmel herunter. Marlene sprang zurück in die Sicherheit der Schänke. Als sie sich umsah, war der diabolische Mann mit den dunklen Augen verschwunden.
    Marlene atmete tief durch.
    Sie glaubte einen Hauch von Schwefel wahrzunehmen.
    Mach dich nicht lächerlich, schalt
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