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0792 - Die Jagd nach dem Amulett

0792 - Die Jagd nach dem Amulett

Titel: 0792 - Die Jagd nach dem Amulett
Autoren: W.K. Giesa
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sie sich selbst und frühstückte zu Ende. Aber die Unruhe in ihr, das Unbehagen, wurde immer stärker.
    ***
    In Paris schien die Sonne. Zamorra und seine attraktive Gefährtin genossen das späte Frühstück im Freien. Nicole machte bereits Einkaufspläne.
    »Nimm dir nicht zu viel vor«, warnte der Professor. »Der Sommer ist so gut wie zu Ende, und die Herbstmode…«
    »Genau um die geht es mir ja«, erklärte sie ernsthaft. »Bikinis und kurze Sommerkleidchen habe ich mehr als genug. Aber da gibt es ein Modellkleid aus der Tanja-Rion-Kollektion, ›Herbstblüten‹ nennt es sich. Es besteht aus einem weitmaschigen Trägernetz mit aufgenähten bunten Blättern.«
    »Und man muss es vermutlich mit ›Blüten‹ bezahlen, weil echtes Geld niemals ausreicht…«
    »Oooch, sooo teuer ist es doch gar nicht. Gerade mal siebenhundert Euro.«
    Zamorra schluckte.
    Und dann schluckte er noch einmal, wesentlich heftiger, als er den Gegenwert für die siebenhundert Euro sah. Das Trägernetz, wie Nicole es nannte, war eher einem Spinnennetz nachempfunden und sehr weitmaschig. Es bot gerade mal drei handgroßen Stoffblättern vorn und einem hinten Platz. Dass Frau darunter nichts zu tragen brauchte, demonstrierte ihm Nicole bei der Anprobe auf verführerische Weise.
    »Und das soll an kalten Herbsttagen warm halten?«, stöhnte er.
    »Es gibt ja auch noch schöne, warme Herbsttage«, behauptete Nicole.
    Die junge Bedienung wies darauf hin, dass es ja auch die dazu passende Spitzenunterwäsche gäbe. Vorsichtshalber fragte Zamorra erst gar nicht mehr nach dem Preis. Wahrscheinlich musste ein Durchschnittsverdiener auch dafür noch einen zusätzlichen Monatslohn hinblättern…
    Plötzlich begann sein Amulett zu vibrieren, das er wie immer an einer silbernen Halskette unter dem Hemd vor der Brust trug.
    Die Vibration, manchmal auch Erwärmung, wies auf Schwarze Magie hin, die in der Nähe aktiv wurde.
    Konzentriert sah er sich um, konnte aber nirgendwo etwas entdecken, das eine Bedrohung darstellte.
    Er holte das Amulett hervor, hakte es von der Kette los und betrachtete es. Es vibrierte immer noch, und es schien einen Moment lang doppelt zu existieren. Nur schimmerte das Double nicht in hellem Silber, sondern in einem sanften Goldton.
    Im nächsten Moment war es vorbei.
    Ruhig lag die Silberscheibe in seiner Hand und vibrierte nicht mehr.
    Aber Zamorras Misstrauen war geweckt. An seinen Eindruck von gestern Abend, beobachtet zu werden und auch zu wissen, wer der Beobachter war, konnte er sich nicht mehr erinnern. Dieses Gedächtnisbild schien völlig in ihm gelöscht zu sein.
    »Was ist los?«, fragte Nicole, der sein Verhalten natürlich aufgefallen war. Sie hatte ihre Anprobe beendet und ließ sich das Herbstblätterkleid gerade einpacken. Wer bezahlen musste, war klar - Zamorra natürlich.
    Er erzählte ihr von seiner Beobachtung.
    »Doppelt, und das Duplikat in Gold? Kann ich mir nicht vorstellen, wie das zustande kommen soll.«
    »Vielleicht ist es eine Warnung. Es könnte besser sein, wenn wir Paris verlassen.«
    »Du willst mich ja nur am Einkäufen hindern!«, flachste sie.
    Er winkte ab. »Blödsinn.«
    Aber das half ihm auch nicht weiter. Was hatte er da nur wirklich gesehen, und was sollte es ihm sagen?
    ***
    Alain fuhr die Serpentinenstraße hinauf. Jetzt, da er erst einmal wusste, wo er abbiegen musste, war sie nicht schwer zu finden. Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, es hätte dort ein Hinweisschild gegeben. Aber man konnte eben nicht alles haben.
    Der Regen war stärker geworden. Es schüttete wie aus Kübeln; die Scheibenwischer des Citroën wurden nicht mehr mit den Wassermassen fertig. Wenigstens war das Rolldach dicht. Dafür setzte der Motor einige Male ganz kurz aus - was an der Steigung recht fatal war. Aber irgendwie schaffte Alain es, ihn jedes Mal wieder neu zu starten, gerade noch rechtzeitig, ehe er rückwärts wieder die Straße hinunter rollen konnte. Die Feststellbremse war der Masse des Fahrzeugs nämlich nicht mehr gewachsen, und abgesehen davon war Anfahren am Hang noch nie Alains Stärke gewesen.
    Es war düster, als bräche bereits wieder die Nacht herein. Der Himmel bestand praktisch nur aus dunklen Wolken. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, jetzt aufzubrechen, statt das Unwetter abzuwarten.
    Fast ohne etwas zu sehen, zog Alain den Wagen durch die Kurven. Hoffentlich steht mir nichts im Weg, dachte er.
    Blitze zuckten, gefolgt von lautem Donnergrollen. Unter anderen Umständen hätte
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