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0241 - Der Dämonen-Schneider

0241 - Der Dämonen-Schneider

Titel: 0241 - Der Dämonen-Schneider
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Sei auf der Hut«, sagte er. »Wir wollen dich nicht verlieren, weil wir deiner Dienste noch lange bedürfen… sei vorsichtig. Gefahr droht. Professor Zamorra ist in der Stadt!«
    Damit glaubte er alles gesagt zu haben. Grußlos verließ er den Laden. Nachdenklich sah der Schneider ihm nach.
    Professor Zamorra, der Dämonenjäger! Da war wirklich höchste Wachsamkeit geboten…
    ***
    »Ich habe«, stellte Nicole fest und machte damit das Problem des Jahres deutlich, »nichts anzuziehen.«
    Professor Zamorra lehnte sich weit im bequemen Sessel zurück, schlug das rechte Bein lässig über das linke und betrachtete seine Lebensgefährtin, Partnerin, Sekretärin und Zusatzgedächtnis wohlgefällig.
    »Das ist äußerst erfreulich«, sagte er.
    »Gar nicht erfreulich«, protestierte Nicole Duval, hübsch, schlank, langbeinig, aufregend, zur Zeit rothaarig und nur mit ihrer Schönheit und ihrem ausgeprägten Selbstbewußtsein bekleidet. »Ich kann doch nicht den ganzen Tag nackt draußen herumlaufen.«
    »Warum eigentlich nicht?« fragte Zamorra. »Du würdest etwa fünfzig Prozent der hier ansässigen Menschen damit eine Freude machen.«
    »Grrr«, machte Nicole.
    Vor ihr auf dem breiten. Hoteldoppelbett lag der Inhalt von insgesamt drei Koffern verstreut. Kleider, Blusen, Röcke, Hosen, Shirts, Schuhwerk, diverse Reizwäsche…
    Nicole schüttelte den Kopf. »Das kann man wirklich nicht anziehen«, sagte sie energisch. »Wirklich nicht. Zamorra, Liebling«, flötete sie mit Unschuldmiene.
    Der Parapsychologe wußte, was kam. Denn sehr zu seinem Leidwesen entschloß sich Nicole tatsächlich nicht dazu, nackt zu bleiben. Ganz im Gegenteil.
    Sie kam zu ihm, schmiegte sich mit in den Ledersessel und kraulte sein Kinn. »Wenn du nachher deinen Vortrag hältst, könnte ich doch die Zeit nutzen und ein wenig einkaufen…«
    Zamorra seufzte. Genau das war es: einkaufen. Wenn die Länderpacht von Château Montagne im schönen Loire-Tal sowie eine Reihe von Aktienpaketen nicht so viel Geld abwerfen würden, wären ihre kostspieligen Reisen und Aktionen gegen die Mächte der Finsternis längst an Geldmängeln gescheitert. Denn nur von den Beträgen, die Zamorra für seine Gastvorlesungen an den Universitäten erhielt, konnte Nicoles Einkaufsfimmel kaum ausgeglichen werden.
    Aber trotzdem oder gerade deshalb liebte er sie doch so.
    Er nutzte die Gelegenheit und küßte sie ausgiebig, bis sie atemlos wieder aufsprang. »Stop, Zamorra«, entschied sie. »Wenn wir weitermachen, kommst du nicht zu deiner Vorlesung und ich nicht zum Einkäufen…«
    »Letzteres wäre wirklich ein Grund, weiterzumachen«, erkannte Zamorra, sprang auf und sauste hinter Nicole her. Aufjauchzend ergriff sie vor ihm die Flucht, suchte hinter einem Tisch Deckung, den Zamorra entschlossen beiseite räumte, und rannte in Richtung Tür, »Weglaufen hilft nicht«, rief Zamorra und setzte ihr nach. Nicole wollte sich aber noch lange nicht ergeben, probierte »Trick siebzehn« aus und verschwand durch die Tür, die sie Zamorra vor der Nase zuzog, um sich dann gegen die Klinke zu stemmen.
    »Warte, ich kriege dich«, drohte Zamorra von drinnen.
    Schepperndes Klirren und ein spitzer Aufschrei kamen von draußen.
    Nicole fuhr erschrocken herum und ließ die Tür zu. Zamorra fegte nach draußen und prallte mit ihr zusammen.
    »Ach du blaues Einhorn«, entfuhr es Nicole.
    Im Eifer des Gefechtes hatte sie total übersehen, daß sie sich nicht daheim im Château Montagne befanden, sondern in einem geradezu stinkvornehmen Hotel in San Francisco. Und die perlenkettenüberwucherte ältere Lady, die gerade die Treppe heraufkam, verkraftete naturgemäß den eigentlich reizenden Anblick eines rothaarigen Nackedeis nicht. Aufschreiend geruhte Mylady in Ohnmacht zu fallen, nicht ohne sich zu vergewissern, daß rein zufällig ein Zimmerkellner in Griffnähe war, der sie auffangen konnte. Daß der dabei ein Tablett mit Gläsern und Flaschen fallen lassen mußte, interessierte die Dame dabei nicht. Tablett, Scherben und mehr oder weniger alkoholische Flüssigkeiten bewegten sich nun auf getrennten Wegen die breite Treppe hinunter und verursachten einen ungebührlichen Lärm in den heiligen Hallen.
    Zamorra betrachtete die Szene.
    »Hilfe«, stammelte der Zimmerkellner entsetzt, der auch nicht so genau wußte, was er mit den zwei Zentnern Ohnmacht in seinen Armen anfangen sollte. Er sah Zamorra blaß an. »Sir, bitte… könnten Sie vielleicht…«
    »Wie Sie sehen«, schmunzelte
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