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0786 - Angst vor der Hexe

0786 - Angst vor der Hexe

Titel: 0786 - Angst vor der Hexe
Autoren: Jason Dark
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»Was denkst du, Alter?«
    »Im Augenblick nichts.«
    »Wie schön. Und was hast du gedacht?«
    Ich grinste ebenfalls. »Sollte ich etwas denken?«
    »Ja, über die letzte Nacht.«
    Er bekam keine Antwort. Erst als wir uns abgewandt hatten und weiter gingen, nickte ich. »Ist doch klar, dass sie mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Ist das bei dir anders?«
    »Nein.«
    »Wer will etwas von uns?«
    Bill hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ich denke allerdings, dass wir es herausfinden werden. Die Gibsons haben den Mann gesehen, du sogar noch die Frau.« Er schlug seine behandschuhten Hände gegeneinander. »Verflucht noch mal, was sind das für Typen, John? Wo kommen sie her? Hast du eine Ahnung?«
    »Aus dem Wald.«
    »Ach wie schön. Draußen vom Walde komme ich her – wie?«
    »So ähnlich.«
    »Da steckt etwas dahinter, John!«, flüsterte er scharf. »Nichts geschieht grundlos.«
    Ich schaute auf meine Füße, die durch den Schnee pappten. Weiter vorn gingen die Gibsons. Davy und Amy hatten ihren Dad in die Mitte genommen und sich bei ihm eingehakt. Sie waren fröhlich, sie freuten sich auf das Fest. Jeder gönnte es ihnen, doch Bill verengte seine Augen und sagte mit leiser Stimme. »Um die beiden sorge ich mich. Okay, John, sie haben auch dich geschnappt, doch ich kriege den Eindruck nicht los, dass sie Amy und Davy wollen. Ein Junge und ein Mädchen, dazu noch Geschwister. Da versucht jemand, ein Märchen zu imitieren.«
    »Ein sehr böses sogar.«
    »Richtig, John, sehr böse, denn die Hexe wollte die Kinder in den Ofen stecken und braten.«
    Ich schwieg. Mir wurde kalt, was nicht an den Außentemperaturen lag, sondern am inneren Frost. Hier war einiges nicht mehr so, wie es hätte sein sollen. In unsere klare Stimmung war ein Nebelstreif hineingedrungen. Genau in diesem Augenblick drehten sich die beiden Kinder um und lachten uns an.
    Wir lächelten und winkten zurück. Sie konnten nicht erkennen, dass es gequält ausfiel.
    Brett Gibson zog seinen Nachwuchs nach links. Dort war der Weg schmaler, die Buden standen enger zusammen, aber auf einer Seite war ein großes Karree aufgebaut worden, mit einem Dach, das die Menschen schützte, die dort ihren Glühwein tranken oder eine Kleinigkeit aßen. Dort wurde auch Gebäck verkauft. Brett wartete auf uns. Johnny stand neben ihm. Er hatte seine Zuckerwatte gegessen und reinigte sich die Hände im Schnee.
    »Ich habe eine Unterlage«, sagte er.
    Bill schielte auf Bretts Bauch. »Ist nicht zu übersehen.«
    »Und ich habe Durst.«
    »Glühwein?«, fragte ich und deutete auf das Schild auf dem Dach.
    In großen Buchstaben stand dort das Wort Glühwein.
    »Genau darauf.«
    »Im Freien schmeckt er sowieso am besten«, sagte Bill und tigerte los.
    Der Stand war so groß, dass wir uns auch innen aufhalten konnten. Man hatte ihn in zwei Hälften geteilt, und der Mittelgang diente als Kommunikationszentrale.
    Wir hatten die Kälte hinter uns gelassen und waren in die Wärme eingetreten. Der Glühwein wurde in großen Kesseln heiß gehalten.
    Sie standen auf Kochplatten und produzierten aromatische Nebelwolken. Auf Gebäck verzichteten wir, die Kinder bekamen Tee, aber Johnny wollte einen Glühwein probieren.
    Er wurde in dickbauchigen Tassen serviert, an denen wir uns gleichzeitig die Hände wärmen konnten. Noch herrschte nicht viel Betrieb, wir konnten normal stehen und uns auch unterhalten, ohne dass die Nachbarn uns großartig zuhörten.
    Der Untergrund war mit Holzbrettern belegt worden. Auf ihnen schimmerte die Feuchtigkeit, denn der Schnee an Schuhen und Hosenbeinen taute zu Wasser.
    Ich verlagerte mein Gewicht auf das linke Bein. Mit ihm war ich in die verdammte Falle geraten und spürte das Ziehen noch immer.
    Zwar nicht so schlimm und stark wie noch am vergangenen Tag, aber verschwunden waren die Schmerzen nicht.
    Ich sprach allerdings nicht davon.
    Brett stellte sein Glas zur Seite. Wie wir alle, so hatte auch er seine Handschuhe ausgezogen. »Das Wetter hat sich ja toll gebessert«, sagte er und lächelte.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ist doch klar, John. Wir können den Tag ganz anders angehen, finde ich.«
    »Wie denn?«, fragte Bill.
    »In die Loipe.«
    »Heute Nachmittag.«
    »Klar doch.«
    Amy und Davy hatten genau zugehört. Sie jubelten beide, als sie hörten, dass sie die Bretter anschnallen konnten. »Ja, Dad, das ist super, das ist irre. Wann sollen wir laufen, wann?«
    Er lachte und winkte ab. »Noch nicht. Zuerst möchte ich wissen, was John und Bill
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